mit dem Aufstieg.
Als Pferdefürst Garodem die Hochmark gründete und die Burg von
Eternas errichtete, da war ihr Signalfeuer das Letzte in einer langen Kette von
Feuern gewesen, welche die Marken des Pferdevolkes miteinander verband
und sich bis ins Reich Alnoa erstreckte. Nun hatte man weitere Feuer entlang
des Passes des Eten errichtet, die auch das neue Bollwerk mit dem
Warnsystem verbanden. Ursprünglich hatten die Signalfeuer aus Stapeln von
Holz bestanden, das mit Öl und Fetten getränkt und mit Brennstein entzündet
wurde. In der Nacht sah man den hellen Schein, am Tage die hoch
aufsteigende Rauchsäule.
Vor einigen Jahren wurden die schlichten Feuerstellen gegen besondere
Kristallschüsseln der Zwerge ausgetauscht. Sie sammelten das Sonnenlicht
und sendeten es in einem gebündelten Strahl wieder aus. Am Tag trug ihr
Licht sehr weit. In der Nacht hatte man sich mit Brennsteinlampen beholfen,
deren Reichweite allerdings eher ungenügend war.
Was sich seit Kurzem oben auf der Turmplattform befand, war eine
Neuerung, die man aus dem Königreich Alnoa übernommen hatte. Darauf
setzte Nedeam all seine Hoffnungen.
Die Truppen der alnoischen Garde benutzten fein polierte Metallspiegel,
mit denen sie das Sonnenlicht reflektierten. Stand die Sonne in einem
ungünstigen Winkel, so konnte ihr Licht mit einem kleinen Umlenkspiegel
auf den Hauptspiegel geleitet werden. Diese Vorrichtungen vermochte nicht
den tödlichen Brennstrahl der Zwergenschüsseln zu erzeugen, doch ihr
Lichtschein trug weiter.
Auf der Plattform befand sich nun ein Metallspiegel von einer guten Länge
Durchmesser. Er stand auf einem metallenen Dreibein. Unter ihm befand sich
ein verstellbarer Metallarm, an dem die Umlenkschüssel befestigt war. In der
Nacht konnte diese durch eine starke Brennsteinlampe ersetzt werden. Die
Konstruktion war sorgfältig abgedeckt und wurde wenigstens einmal am Tag
gesäubert.
Aber das Instrument war nicht das Einzige, was das Pferdevolk von den
Alnoern übernommen hatte. Garde und Flotte Alnoas hatten ein
Zeichensystem entwickelt, durch das man mit den Spiegeln nicht nur auf
Gefahr hinweisen, sondern auch ganze Botschaften übermitteln konnte.
Hierzu wurde der Lichtstrahl mit einem Holzbrett unterbrochen, sodass man
kurze und lange Lichtblitze erzeugen konnte. Die begrenzte Anzahl an
Zeichen erlaubte es nur, kurze Nachrichten zu übermitteln. Nedeam hoffte, es
würde ausreichen, um sich verständlich zu machen. Allerdings durfte es in der
Übermittlung keinen Fehler geben. Jede Botschaft musste daher von der
empfangenden Station wiederholt und bestätigt werden, bevor sie an die
nächste weitergeleitet wurde. Das nahm Zeit in Anspruch, denn Fehler traten
immer wieder auf. Dennoch waren die Lichtbotschaften schneller als jedes
Pferd.
Die Schwertmänner, die auf den Signaltürmen ihren Dienst versahen,
konnten sich nicht mehr darauf beschränken, im Gefahrenfalle einfach einen
Brandstapel zu entzünden. Sie mussten nun den Umgang mit dem Spiegel und
die Blitzsignale beherrschen.
Die Wache runzelte leicht die Stirn, als Nedeam mit so ungewöhnlicher
Hast auf der Plattform erschien und ihr seine Absicht unterbreitete.
Sie strich sich über das Kinn. »Wir haben nur wenige Zeichen zu
Verfügung, Hoher Herr. Lasst es mich überdenken.« Der Mann leckte sich
über die Lippen, und Nedeam bezwang seine Ungeduld. »Es gibt keine
Lichtblitze für die Namen von Personen«, meinte der Mann. »Wir verwenden
Zeichen für die Völker, für Freund oder Feind, die Richtung und natürlich die
Truppenstärke. Auch den Städten der Marken sind Zeichen zugeordnet …
Hm.«
»Könnt Ihr die Botschaft übermitteln oder nicht?«, drängte Nedeam nun
doch.
Schließlich nickte der Mann. Nedeam half ihm, die schützende Hülle von
der Spiegelkonstruktion zu entfernen. Dabei wurde das Gerät leicht aus seiner
alten Position bewegt. Doch in der Brüstung des Turms waren Markierungen
angebracht. Mit ihrer Hilfe richtete der Signalmann nun die Achse des großen
Spiegels auf den südlichen Pass aus. Dann prüfte er den Sonnenstand und
stellte den Umlenkspiegel ein.
Ein greller Lichtpunkt war zu sehen, als der Turm am Eingang des Passes
reagierte. Der Schwertmann nahm ein rundes Holzbrett auf, an dem ein Griff
montiert war. »Gebt acht, Hoher Herr, dass Ihr mich nicht anstoßt, sonst
sende ich ein falsches Signal und muss wieder von vorne beginnen.«
»Freund … Grauer … Richtung … Eternas … Hilfe … Schnell«,
wiederholten wenig später die Lichtblitze vom Südpass. Der Signalmann
nickte zufrieden. »Die Botschaft ist auf dem Weg, Erster Schwertmann.«
Nedeam dankte und hoffte, dass die Zeichen in Enderonas richtig gedeutet
wurden und Marnalf sich auch dort aufhielt. Er verließ den Turm und
berichtete den Heilerinnen, was er veranlasst hatte.
»Dann können wir nur noch hoffen«, meinte Meowyn. »Dass Marnalf in
Enderonas weilt und die Zeichen richtig deutet. Und dass er weiß, wo das
Lebenswasser zu finden ist.«
Nedeam war bedrückt, denn all ihre Hoffnung beruhte darauf, dass der
gute Graue die Quelle kannte. Und darauf, dass sie das kostbare Elixier auch
beschaffen konnten.
Er nickte den Heilerinnen zu und ging hinunter in den Burghof. Bevor er
zu ihnen nach oben gekommen war, um sich nach Larwyns Zustand zu
erkundigen, hatte er Dorkemunt am Brunnen aufgesucht. Sein Freund und
Mentor hatte den Aufmarsch der Schwertmänner vor der Unterkunft bemerkt
und war nüchtern genug gewesen, dass Nedeam ihm erklären konnte, was
man Fangschlag vorwarf. Der alte Pferdelord war in brütendes