Sagenbuch der Bayrischen Lande. Alexander Schöppner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexander Schöppner
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742772664
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Viele thuen uns noch fehlen,

       Laufen dann in weiter Welt,

       Wo der Herr die Fahne hält,

       Unser röm'scher König!

       19. Der Kaiser im Guckenberg.

       Bei G e m ü n d e n am M a i n . – F . J . M o n e Anz.

       IV., 409.

       Bei Gemünden liegt der Guckenberg; von diesem geht

       die Sage, daß vor langen Zeiten ein Kaiser mit seinem

       ganzen Heere in ihn versunken sein soll. Nun sitzt er

       darin an einem steinernen Tische, und wenn sein Bart

       um den Tisch gewachsen ist, so wird der Kaiser mit

       all' seinen Wappnern wieder hervortreten. Einstmals

       kam ein armer Knabe auf den Berg, welcher in der

       Gegend Semmeln zum Verkaufe trug, und traf daselbst

       einen steinalten Mann an, der sprach freundlich

       mit dem Knaben; dieser klagte ihm sein Leid, daß er

       so wenig verkaufen könne, und sein Verdienst so gering

       sei. Da sprach der Alte: »Höre Kleiner, ich will

       Dir wohl einen Ort zeigen, wo Du alle Tage so viel

       Wecke verkaufen kannst, als Du zu tragen im Stande

       bist; aber Du darfst bei Leibe Niemanden etwas

       davon offenbaren.« Darauf führte der alte Mann den

       Buben in den Berg hinein, und es war im Berg wie in

       einer großen Stadt, und gar ein reges Leben darin.

       Viele Leute trieben Handel und Wandel, andere gingen

       in die Kirche, noch andere hielten einen Bittgang.

       Und an einem Tische saß der Kaiser gewaltig, und

       sein langer Bart war schon zweimal um den Tisch ge-

       wachsen. Dahin brachte nun tagtäglich der Knabe

       seine Semmelwecke, und empfing dafür uraltes Geld.

       Da aber nun in seinem Orte dessen bald zu viel umlief,

       wurden die Leute stutzig, mochten es nicht mehr

       annehmen, und drangen endlich in den Jungen, zu

       sagen, wo er dieses alte Geld bekäme. Da offenbarte

       er seinen ganzen Handel. Ein junger Freund von ihm

       drang sich ihm nun beim nächsten Berggang zum Begleiter

       auf, um des Guckenberges innere Herrlichkeit

       auch wahrzunehmen; allein der Semmelbube fand

       nicht nur den Eingang nicht wieder, sondern nicht einmal

       den Berg, und kam ihm die ganze Gegend anders

       und schier verwandelt vor.

       20. Karl der Große im Karlsberg bei Fürth.

       Von B. B a a d e r in F . J . M o n e ' s Anzeiger V.,

       174.

       Zwischen Nürnberg und Fürth liegt der Kaiser-Karls-

       Berg, woraus in früherer Zeit oft ein schöner Gesang

       von unbekannten Stimmen ertönte. Damals kam zu

       einem Nürnberger Bäckerjungen, der Abends an dem

       Berg vorbei ging, ein unbekanntes Männlein, und

       sagte zu ihm: »Bringe von morgen an, täglich in der

       Frühe einen Korb voll Brod hierher in den Berg; Du

       wirst an dieser Stelle den Eingang sehen, und kannst

       ohne alle Furcht hineingehen. Jedesmal wird Dir Dein

       Brod baar bezahlt, und Du erhälst einen Sechser

       Trinkgeld; wenn Du aber die Sache verräthst, kostet

       es Dir das Leben!« Am andern Morgen sagte der

       Junge seiner Meisterin, es sei ein großer Korb voll

       Brod bestellt worden, nahm und trug denselben an

       den Berg, woran er jetzt zum erstenmal eine Oeffnung

       sah, durch die er hineinging. Alsbald kam ihm das

       Männlein mit einem Licht entgegen, und führte den

       Jungen in ein kostbar eingerichtetes Gewölbe, worin

       ein Kronleuchter brannte und viele geharnischte Männer

       schlafend umhersaßen. Hier legte der Knabe das

       Brod ab, und wurde von dem Männlein mit lauter

       neuem Gelde ausbezahlt, worauf er sogleich wieder

       aus dem Berg gehen mußte. Bis zum dritten Tage

       ging alles gut; an diesem aber fragte die Meisterin,

       wer den Korb Brod bekomme und dafür das schöne

       neue Geld bezahle? Der Junge gab zur Antwort: wenn

       sie nur das Geld erhalte, solle sie nicht nach dem

       Weitern fragen. Damit war die Meisterin aber nicht

       zufrieden und schlich das nächste Mal dem Jungen bis

       in die Nähe des Berges nach, worauf sie ihm bei seiner

       Zurückkunft sagte: sie wisse jetzt, daß er das

       Brod zum Kaiser-Karls-Berg bringe, wenn er nun

       nicht Alles gestehe, werde er aus dem Dienste gejagt.

       Durch diese Drohung wurde der Junge erschreckt, und

       erzählte nun, wie es sich zugetragen hatte, aber klagte

       dabei, daß er jetzt sein tägliches Trinkgeld, ja vielleicht

       gar sein Leben verlieren werde. Am andern

       Morgen ging er mit dem Korbe Brod wieder fort, kam

       aber nicht mehr nach Hause und es ward auch keine

       andere Spur von ihm gefunden, als seine Kleider, die

       auf dem Wege zum Berg hie und da zerstreut lagen.

       Seitdem ist der Gesang im Berge verstummt, dagegen

       hört man daraus zuweilen Wehklagen und Weinen.

      Kapitel 2

      21. Karl der Große im tiefen Bronnen zu

       Nürnberg.

       G r i m m , deutsche Sagen I., 28. J. G ü n t h e r großes

       poet. Sagenb. II., 23.

       Die Sage erzählt, daß Kaiser Karl der Große sich in

       den fünfzig Klafter oder dreihundert Nürnberger Fuß

       tiefen Brunnen der Burg zu Nürnberg verflucht habe

       und in demselben hause, wo ihn dann ein Verbrecher,

       den die Nürnberger Herren in den Brunnen hinabgelassen,

       um der Sache auf den Grund zu kommen, leibhaftig

       gesehen haben soll, und zwar an einem Tische

       sitzend, um welchen ihm der Bart schon zweimal herumgewachsen.

       22. Wie Karl der Große geboren ward auf der

       Reismühle am Würmsee.

       Erzählt von H o r m a y r , goldene Chronik S. 17. Vgl.

       A r e t i n ä lteste Sage über die Geburt und Jugend

       Karls des Großen. München 1803. U. F ü t e r e r

       Cod. mon. C.p. 69 membr. 4. (K l ö k l ) der

       Petersbrunnen. München 1817. S. 46. Gedichte