Doch sie, die seinen Sinn bethört, lag wollustathmend
da,
So reizend und so zauberisch wie er kein Weib noch
sah.
Wild schlägt sein Blut und ungestüm betritt er das
Gemach,
Was kaum ein kleiner Funken schien wird schnell als
Flamme wach;
Vor seiner Schönen sinkt auf's Knie er liebeflehend
hin,
Sie senkt ihr glühend schwarzes Aug voll heißer
Gluth auf ihn.
Verzeihung heischt sein banger Blick, daß er zu
stürmisch war,
Doch sie reicht lüstern ihm zum Kuß die Rosenlippen
dar:
Und feurig preßt sein starker Arm sie fest an seine
Brust,
In langen Zügen trinken sie den Becher wilder Lust. –
Doch als des Morgens Frühgold kaum des Schlosses
Zinnen säumt,
Verläßt ihn leis die Buhlerin, indeß er sorglos träumt.
Und als er auf vom Schlummer fährt durch
Waffenlärmgeweckt,
Schon eine rauhe Eisenfaust nach seiner Brust sich
streckt.
Doch wie er auch sich sträuben mag, wie er nach
Hülfe schreit,
Hier ist die eigne Kraft zu schwach und Hülfe nicht
bereit.
Es schleppt ihn fort der starke Mann zum untersten
Verließ,
In das die falsche Buhlerin den armen Fremdling
stieß.
Da saß er nun mit wirrem Geist, der grübelnd es nicht
faßt,
Daß, die so brünstig ihn geliebt, ihn jetzt so grimmig
haßt;
Und als des Abendglöckleins Ruf noch einmal ihm
erschallt,
Da denkt er wohl wie liebend es ihm gestern rief im
Wald.
Es sinkt das müde Haupt zur Ruh, er flüstert ein
Gebet,
Und mit des Glöckleins letztem Schlag, sein
Herzschlag stille steht;
Doch oben vom Altane tönt der Zaubrin süßes Lied,
Das lockend durch die Lüfte hin, durch Flur und
Wälder zieht.
So sang oft Amalberga noch, Thüringens Königin,
Und manchen Ritter lockt sie noch zu sich in frevlem
Sinn:
Von Allen, die da kamen auch, hat Keiner mehr
geschaut,
Wie außerhalb Saalecks Verließ der Himmel heiter
blaut.
267. Der heilige Salzfluß.
Die Nachweise aus T a c i t u s , B a r t h ,
S c h m i d t , M a n n e r t bei G. T h . R u d h a r t ,
Aelteste Geschichte Bayerns S. 30. G r i m m d.S. II., 1.
Die Germanen gewannen auf diese Art ihr Salz, daß
sie das salzhaltige Wasser auf glühende Bäume
goßen. Zwischen den Katten und Hermunduren
strömte ein salzreicher Fluß, die fränkische Saale,
dessen Besitz ein jeder Theil für sich in Anspruch
nahm. Dazu kam noch der Glaube der Germanen, eine
solche Gegend sei dem Himmel am nächsten und nirgendwo
erhörten die Götter besser die Gebete der
Sterblichen; denn durch die Gnade der Götter entstehe
fortwährend das Salz in diesem Flusse und diesen
Wäldern. Das Kriegsglück war den Hermunduren
günstig, verderblich den Katten, weil die Katten im
Falle des Sieges die feindlichen Reihen dem Mars und
Mercurius geweiht, ein Gelübde, welches Männer,
Rosse und jegliches Leben der Tödtung anheim giebt.
Die Drohung traf nun die Katten selbst, denn die Hermunduren
übten an den Besiegten, was diese als Sieger
gethan haben würden.
268. Die Schlacht am Salzflusse.
Von J . B . G o ß m a n n . – Die Schlacht mag im. J.
57-58 n. Chr. in der Gegend von K i s s i n g e n
vorgefallen und dem G r a b f e l d e vielleicht von den
Gräbern der erschlagenen Katten sein Name geworden
sein. G. T h . R u d h a r t a.a.O. S. 30.
Siehst du's von jenen Bergen niederziehen
Mit Sturmeseil' in zott'gen Bärenfellen?
Hörst du der Schlachtenhörner Melodieen
Wie gräßlich sie, verstärkt durch's Echo, gellen?
Es scheint der Fluß, als woll' er scheu entfliehen,
In seinem Bett mit Grau'n sich aufzuschwellen!
Dem Lande weh, dem diese Rache schwuren,
Das sind die fürchterlichen Hermunduren!
Und hörst du's klirren auf der andern Seite,
Und siehst du drohend es dort niedereilen?
Sie schwingen Aexte, wie zum nahen Streite,
Und durch die Wälder schallt ein gräßlich Heulen,
Daß Schrecken bei dem Gegner sich verbreite!
Dem Lande weh, wo diese feindlich weilen,
Es hüllt sich ein in Nacht und Todesschatten
Vor ihrem Grimm; das sind die wilden Katten!
Und horch! schon mischen sich im Schlachtgefilde
Geheul und Ruf und Kampf und Hörnerklänge!
Schon rasseln dumpf auf Schädel und auf Schilde
Streithämmer ein und Kolben im Gedränge,
Und wilder stürzt zum Streit heran der Wilde,
Begeistert durch der Barden Schlachtgesänge!
Die Helme sind Geweih und Löwenrachen,
Die Panzer aber Häute schupp'ger Drachen!
Wie mähen ungeheure Sichelwagen
Im dichtesten Gewühl die Heldenschaaren!
Und dichter wirrt der Knäul sich! Weiber tragen
Die Todten fort, und werden überfahren!
Um deine Quellen ward die Schlacht geschlagen
Du Saale dort, von heulenden Barbaren,
Und als die Nacht sich senkt' auf deine Fluren,
Da floh'n die Katten vor den Hermunduren.
269. Die Saalnixe.
Mündlich.
Am grünen Ufer der Saale saß eine liebreizende Nixe,
beschäftigt, mit ihrer Angel