Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221635
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nur zwischen Nedeam und Rufus ausgehandelt

      worden wären, so hätte keiner von ihnen jemals die Vereinbarung verletzt.

      Das gesprochene Wort galt viel im Pferdevolk, und wer es verletzte, verlor

      seine Ehre. Ehre war jedoch ein Teil des Lebens. Einem Menschen mochte

      durch das Schicksal alles genommen werden, doch die Ehre konnte ihm

      niemand nehmen, außer, er tat es selbst.

      »Kommt, ich zeige Euch die Tiere, die ich Euch geben will.« Rufus winkte

      den Sohn des Ältesten heran. »Trage Wolle und Leder zu meinem Haus. Die

      Frauen des Horngrunds sollen sich darum kümmern.« Er sah die beiden

      Pferdelords an. »Ihr habt Riemen dabei? Nein? Gut, der Junge soll welche

      bringen, Ihr müsst die Viecher ja irgendwie nach Hause bekommen.«

      Das Hornvieh des Weilers weidete unweit der Häuser. Es war eine große

      Herde von etlichen Hundert Tieren, die von zwei Herdenwächtern

      beaufsichtigt wurde. Einige Kinder spielten unbefangen zwischen Kühen und

      Bullen, wobei die älteren darauf achteten, dass keiner ihrer jüngeren

      Spielgenossen in Gefahr geriet. Rufus und die beiden Pferdelords schritten

      zwischen den Gruppen der Tiere hindurch, und der Viehzüchter wählte einen

      Bullen und zwei Kühe aus, die gerade im zeugungsfähigen Alter waren.

      »Ein prachtvolles Exemplar. Nicht mehr lange, und er würde dem

      Leitbullen der Herde den Rang streitig machen.«

      Es gab keine Markierungen an den Tieren, man konnte sie allenfalls an den

      unterschiedlichen Färbungen und Schattierungen des Fells unterscheiden. Sie

      waren das Gemeinschaftseigentum des Weilers und gehörten allen

      Bewohnern gleichermaßen. Auch Leder und Wolle, die Nedeam und

      Dorkemunt eingetauscht hatten, würden in den Besitz des Weilers übergehen.

      Dorkemunt betrachtete den jungen Bullen und nickte bedächtig. »Wir

      werden die Kühe vorauslaufen lassen. Er ist jung und stark und wird ihnen

      bereitwillig folgen.«

      Dorkemunt und Rufus tauschten noch eine Weile ihre Erfahrungen mit

      Hornvieh aus, doch dann war es an der Zeit, sich auf den Heimweg zu

      machen.

      Bullen waren ausgesprochen eigensinnige Tiere und schwer beherrschbar,

      vor allem, wenn sie ihrem Trieb folgten. Nedeam und Dorkemunt machten

      sich aber genau dies zunutze. Sie trieben die beiden gutmütigen Kühe vor sich

      her, und der junge Bulle folgte ihnen. Die beiden Pferdelords waren

      erleichtert, als sie wieder das Gehöft erreichten und die Hornviecher endlich

      in die vorbereitete Koppel treiben konnten.

      Dorkemunt ritt auf seinem Wallach am Zaun entlang, beugte sich

      gelegentlich zur Seite und prüfte die Bindungen, mit denen die Stangen des

      Pferches an den Pfosten befestigt waren. »Vielleicht hätten wir besser Seile

      besorgen sollen«, meinte er zögernd. »Die Lederriemen werden rasch

      verwittern. Wir müssen ein Auge darauf haben.«

      »Meinst du, der Bulle würde sich davonmachen, wenn der Zaun

      nachgibt?«

      Dorkemunt nickte. »Er liebt die Freiheit, wie alle denkenden Wesen.« Der

      kleinwüchsige Pferdelord lachte belustigt auf. »Und wie bei so vielen

      denkenden Wesen lässt sein Verstand nach, wenn es um die Brunft geht. Ich

      denke, die beiden Kühe werden ihn eher im Pferch halten als das Holz und

      Leder des Zauns.«

      Nedeam zuckte die Achseln. »Ich verstehe mich eher auf Schafe.«

      Sein Freund lächelte und lenkte seinen Wallach auf das Haus zu. »Wir

      sollten uns jetzt erst einmal stärken und dann nach den Schafen sehen.« Er

      saß ab und lockerte die Gurte, um das Pferd abzusatteln. »Zudem sollten wir

      heute ein wenig ausruhen, Nedeam. Übermorgen ist die Zusammenkunft der

      Pferdelords.«

      »Ah, ja.« Nedeam lächelte erfreut. »Die jährliche Wehrübung.«

      »Und der jährliche Ritt.« Dorkemunt reckte sich und trat mit dem Wallach

      an die Tränke, und während sein Reittier soff, schöpfte er Wasser, trank selbst

      ein wenig und sah Nedeam treuherzig an. »Ich denke, es wird ein gutes

      Rennen werden.«

      Nedeam nickte. »Ein gutes Rennen, Dorkemunt, mein Freund, und ich

      werde dich schlagen.«

      Kapitel 3

      Es war einer jener kleinen Streiftrupps, die regelmäßig die Grenzen der

      Marken abritten. Meist eine kleine Schar von fünf, gelegentlich auch acht

      Pferdelords, die nach Eindringlingen oder deren Spuren und anderen

      möglichen Gefahren Ausschau hielten. Raubwild konnte über die Grenzen

      kommen und die Herden oder einsam liegende Gehöfte bedrohen, aber das

      geschah nur selten. Noch seltener war zweibeiniges Raubwild, vor allem hier

      oben in der Hochmark der Pferdelords. Eine Raubkralle oder ein Pelzbeißer

      konnten vielleicht mit Glück den Weg durch das schier unüberwindliche

      Gebirge finden, doch den zweibeinigen Räubern blieben nur die Stellen, an

      denen Pässe in die Mark hineinführten: hoch oben der Nordpass, der durch

      die Festung Eternas geschützt war, und im Süden der lange Südpass, eine

      tiefe Schlucht, deren beide Zugänge durch Posten und Signalfeuer gedeckt

      waren.

      Kormund war ein erfahrener Pferdelord, der im Laufe der Jahreswenden

      zum Scharführer aufgestiegen war und den Streiftrupp aus fünf Reitern führte.

      Der lange dreieckige Wimpel an seiner Lanze knatterte im Reitwind, denn die

      kleine Schar ließ ihren Pferden freien Lauf. Sie hatten die Streife im Norden

      bei Eternas begonnen und waren dem Verlauf des westlichen Gebirgszuges

      gefolgt, der sie durch die kleinen und großen Täler der Hochmark zum

      Südpass führte. Von dort aus würden sie dem östlichen Zug zurück nach

      Eternas folgen. Auf ihrem Weg mussten sie dem Streiftrupp begegnen, der die

      entgegengesetzte Route nahm.

      Obwohl