Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221635
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gedacht, sie stürmen einfach vor, sobald sie uns sehen.« Theon

      schätzte die Stärke des Feindes ab. »Zwei Legionen oder drei, was meinst

      du?«

      »Etliche stecken noch zwischen den Bäumen.« Jalan lächelte kalt.

      »Diesmal sind es keine wild stürmenden Horden mehr. Sie haben gelernt und

      Disziplin erlangt.« Die in den vorderen Reihen stehenden Orks begannen

      rhythmisch an ihre rechteckigen Schilde zu schlagen. »Gut, sie bringen sich in

      Stimmung. Dann greifen sie gleich an.« Erneut hob er seine Stimme, und

      seine Worte übertönten den Lärm der Orks. »Elfen des Hauses Deshay! Bildet

      den Schildwall!«

      Die ovalen hohen Schilde der Elfen wiesen an der unteren Seite zwei spitze

      Dornen auf, mit denen die Krieger sie nun fest in den Waldboden rammten,

      um anschließend dahinter in Deckung zu gehen. Im oberen Bereich der

      Schilde befanden sich schmale Schlitze, die einem Pfeil wenig Angriffsfläche

      boten, aber genug Ausblick auf den Feind zuließen.

      Von den Reihen der Orks her ertönte ein Schwirren, das die Nacht zu

      erfüllen schien. Im Licht der sternklaren Nacht erhoben sich Schwärme von

      kurzen, schwarz gefiederten Pfeilen, die auf die elfischen Krieger

      zuschnellten. Schon war das Klirren der auf die Schilde prallenden Geschosse

      zu hören, durchmischt von dem gelegentlichen Schmerzensschrei eines

      getroffenen Elfen.

      Erneut zischten Pfeile heran, dann verdichteten sie sich zu einem endlos

      scheinenden Pfeilhagel. Elfen gingen zu Boden, doch nicht genug von ihnen,

      um eine Lücke in ihre Formation zu reißen. Bei den Orks wurde wütendes

      Gebrüll laut.

      Jalan und Theon kauerten nebeneinander hinter ihren Schilden und

      grinsten einander an. »Die feigen Spitzohren würden am liebsten nur ihre

      Pfeile abschießen, aber die Rundohren verlieren wohl die Geduld.«

      Genau so war es auch, denn ein einzelner Schrei erhob sich nun bei den

      Orks, und die Rundohren stießen begeistert ein. Aufbrüllend hasteten sie auf

      die wartenden Elfen zu, die nur knapp drei Hundertlängen entfernt standen,

      doch mussten sie dabei freies Gelände überwinden, auf dem Gras und Blumen

      alles andere als Schutz boten.

      »Pfeile«, befahl Jalan.

      Aus den hinteren Reihen der Elfen erhoben sich befiederte Geschosse,

      zogen über den Nachthimmel und senkten sich wieder. Elfische Stahlspitzen

      durchschlugen die Eisenrüstungen von Orks und warfen die Bestien zu

      Boden. In der Zeit, welche die hastenden Rundohren für die Strecke

      benötigten, löste jeder Bogenschütze des Hauses Deshay fast vierzig Pfeile

      und leerte so seinen Köcher.

      Als die Rundohren die elfische Formation erreichten, waren ihre Kohorten

      bereits geschwächt. Angriffslüstern brüllten die Bestien, erleichtert, den Feind

      erreicht zu haben und sich nun nicht mehr dem treffsicheren Pfeilhagel

      aussetzen zu müssen.

      »Gebt ihnen Stahl«, brüllte Jalan, während er seinen Schwertarm

      hochschwang und dabei ein brüllendes Rundohr von unten aufschlitzte.

      Im Licht der Sterne schimmerten Rüstungen und Klingen, traf Stahl auf

      Eisen, starben Elfen und Orks. Einem Beobachter hätte der Kampf als

      seltsamer Tanz von Wesen erscheinen können, die sich umkreisten oder

      aufeinander zuwirbelten, denn die Dunkelheit verbarg viel Grauen und gab

      dem nächtlichen Tod einen unwirklichen Schein von Anmut.

      Das wilde Durcheinander begann sich schließlich zu lichten und machte

      einer Gruppe von Gestalten Raum, die auf den Schutz des Waldes zuhasteten,

      während elfische Krieger sich unter wenigen Kommandos erneut formierten.

      Jalan-olud-Deshay atmete schwer und stieß die Klinge seines Schwertes in

      den Waldboden, um sie notdürftig vom dunklen Orkblut zu säubern. »Lasst

      sie keinen Atem schöpfen, ihr Männer des Hauses Deshay«, rief er über die

      Lichtung. »Formiert euch und jagt die Bestien zurück in die Finsteren

      Abgründe, aus denen sie sich erhoben haben.«

      Theon trat neben seinen Freund. Er blutete aus einer Schnittwunde am

      Arm, wo ein Schlagschwert den Ringpanzer durchdrungen hatte. »Treiben wir

      sie aus dem Wald hinaus, mein Freund.«

      »Das werden wir«, versicherte Jalan grimmig. Er sah die Orks zwischen

      die Bäume fliehen und nahm seinen Schild wieder auf. Verwirrt musste das

      Oberhaupt des Hauses Deshay feststellen, dass es ihm schwerfiel, den Riemen

      straffzuziehen. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass ihn im Kampf ein

      Hieb getroffen hat, und doch musste es so gewesen sein. Ein wenig verärgert

      wollte er den Schild senken, er würde auch ohne dessen Schutz kämpfen

      können, und zwischen den eng stehenden Bäumen wäre er ohnehin eher

      hinderlich.

      Doch sein Arm folgte seinem Willen nicht. Ein taubes Gefühl breitete sich

      aus, und als Jalan sein Schwert in die Scheide stecken wollte, um seinen

      anderen Arm zu Hilfe zu nehmen, spürte er entsetzt, dass auch dieser zu

      erstarren begann. Er wollte seinen Freund Theon ansehen, doch sein Blick

      blieb unverwandt auf den Rand der Lichtung mit den entschwindenden Orks

      gerichtet.

      Starre und Taubheit breiteten sich in seinem Körper aus, und Jalan

      bemerkte noch, wie ein grauer Schleier seinen Blick zu trüben begann und

      sich eine seltsame Dumpfheit über seine Gedanken legte, bevor ihm die Sinne

      schwanden.

      Überall auf der riesigen Lichtung erstarrten die Elfenkrieger, mitten in

      ihren Bewegungen, die sie begonnen hatten und nie mehr zu Ende führen

      sollten. Mit der Starre senkte sich Schweigen über die Lichtung, und auch die

      Stimmen des Waldes schienen verstummt.

      So wich die Nacht dem Tag, und aus dem Tag wurden Jahreswenden, ohne

      dass die Starre wich. Nichts schien sich auf der Lichtung zu verändern, nur