Wenn zwei Männer sich im Winterlager einen Schlafplatz teilten, so hatte dies den Vorteil, dass jeder von den Decken des anderen profitierte und je nach Wetter konnte dieser Vorteil beträchtlich sein. Die gummierte Decke wurde zumeist mit der gefütterten Seite zuoberst als Unterlage benutzt, ganz so als lägen sie auf der bloßen Erde, da hierdurch sowohl kalte Luft als auch Feuchtigkeit von unten abgehalten wurden. Zudem minderte die Decke auf diese Weise den Verlust an Körperwärme.
Ich glaube, bereits angedeutet zu haben, dass die Schutzzelte einem schweren Regen nicht viel entgegenzusetzen hatten. Sobald also ein Gewitter aufzog, sahen sich die Schläfer in den oberen Stockbetten häufig genötigt, ihre gummierten Decken oder Ponchos über dem Zeltdach auszubreiten oder, falls sie das Zelt nicht verlassen wollten, von innen unter dem Dach zu befestigen. War ihnen selbst dies noch zu viel Arbeit, so begnügten sie sich damit, sich unter ihrer gummierten Decke zu verkriechen und das eindringende Regenwasser auf den Fußboden abfließen zu lassen.
In gewissen Abständen, deren Länge zu einem gewissen Maße von den Bewegungen der Armee diktiert wurde, tauchte ein Inspekteur des Regierungseigentums bei den Truppen auf, um den Zustand von Onkel Sams militärischen Besitztümern zu überprüfen. Befand der Inspekteur einen Gegenstand für nicht mehr diensttauglich, so markierte er ihn mit dem Kürzel "I C" für "Inspected Condemned", also "Geprüft und für schlecht befunden". Die Soldaten nahmen dieses Kürzel bald in ihr Vokabular auf und suchten unermüdlich nach Möglichkeiten zu seiner humoristischen Anwendung.
Am Tage lagen die Männer in ihren Betten und schliefen, wenn sie nicht lasen oder auf ihren Betten saßen und Briefe schrieben. Besucher dachten sich zumeist nichts dabei, sich direkt neben den derart Beschäftigten niederzulassen, sofern es ihnen nicht ausdrücklich untersagt wurde. Nun bestanden jedoch zwischen den einzelnen Soldaten dermaßen unterschiedliche Hygienestandards, dass manche Männer sich zu der Maßnahme berechtigt sahen, außer sich selbst niemanden auf ihrem Bette sitzen zu lassen. Wenn also die dreibeinigen Schemel und die herumstehenden Kisten nicht für die Hüttenbewohner und ihre Gäste ausreichten, stellte der Gastgeber seine Sitzgelegenheit zur Verfügung und zog sich mit einer Eilfertigkeit auf sein Bett zurück, welche ein tiefergehendes Interesse als bloße Gastfreundschaft verriet. Diese Beobachtung führt mich unweigerlich zu einem anderen Thema: dem zahlreichen Ungeziefer, das sich anscheinend gemeinsam mit den Soldaten "für drei Jahre oder die Dauer des Krieges" verpflichtet hatte. Die kleinen Tierchen erhielten im Lager jede Menge Aufmerksamkeit, weitaus mehr als auf dem Marsche. Ich beziehe mich hierbei speziell auf Pediculus Vestimenti, wie sie die Wissenschaftler nennen. Fertigt man ein Bild von ihr an und vergrößert es ausreichend, so zeigt es jene wohlbekannte Form:
Pediculus Vestimenti
Altgediente Soldaten werden diesen Blutsauger sogleich erkennen, selbst wenn ihnen der Name nicht geläufig sein mag. Dies ist der berühmte "Graurücken", der die Soldaten der Union und der Konföderation so unermüdlich begleitete. Genau wie der Tod behandelte auch er alle Menschen gleich. Er plagte die Gerechten wie die Sünder gleichermaßen. Er bohrte seinen Rüssel mit der gleichen Gier in den Major-General und den einfachen Soldaten. Einmal hörte ich die Ordonnanz eines Kompanieführers sagen, er habe in einer einzigen Sitzung 52 Graurücken aus dem Hemd seines Vorgesetzten herausgepickt. Fürst oder Bettler, der Laus war es egal. Jedem Soldaten war es vorbestimmt, enge Bekanntschaft mit den Tierchen zu schließen. In diesem Falle war ewige Wachsamkeit nicht der Preis der Freiheit. Selbst der umsichtigste Soldat konnte während eines Feldzuges nicht die nötige Zeit und Sorgfalt hierfür erübrigen. Es ist wahr, dass die reinlichsten Männer am längsten verschont blieben, aber früher oder später waren auch sie an der Reihe, sich wiederholt verstohlen mit mindestens einer Hand zu kratzen.
Die Geheimniskrämerei, die ein zum ersten Male befallener Mann plötzlich an den Tag legte, war für die Außenstehenden ausgesprochen unterhaltsam. Er versuchte die Anzeichen für die Gegenwart seiner kleinen Bewohner mit einer Umsicht zu verschleiern, wie es ein alter 49er mit dem Lageplatz seiner frischentdeckten Goldader getan haben mochte. Manchmal fand er zunächst nur eine einzige Laus an seinem Körper; diese meuchelte er in aller Stille an einem unbeobachteten Ort und verschwieg das Ereignis seinen Kameraden, alles in der Hoffnung, es könnte sich um den Robinson Crusoe der Läusewelt, einen einsamen, ohne jegliche Begleiter in fremden Gefilden Gestrandeten, gehandelt haben. Doch wie trügerisch war diese Selbsttäuschung! In 99 von 100 Fällen erwies sich die einsame Laus als Stammvater künftiger Generationen, dem es vor seiner Vernichtung noch gelungen war, unbemerkt seine Saat auszubringen. Nach nur allzu kurzer Zeit sah der Soldat sich dann gezwungen, ein Ein-Mann-Untersuchungskomitee hinter geschlossenen Türen zu bilden und zog sich zu einer angemessen abgeschiedenen Örtlichkeit zurück. Dort setzte er sich nieder, legte seine Kleidungsstücke über seine Knie und konzentrierte sich auf seine "Erntearbeit", wobei er jede Faser so sorgfältig prüfte, als sei er ein Tuchhändler.
Eine lausige Arbeit
Das Gefühl angewiderten Ekels, das man beim ersten Kontakt mit den kleinen Kriechern empfand, wich schon bald einer routinierten Gleichgültigkeit, wenn man sich bewusst wurde, dass es völlig unmöglich war, sich die Läuse gänzlich vom Halse zu halten. Die Geheimhaltung, mit welcher ein Soldat sein erstes "Gefecht ausgefochten" hatte (wie die Läusejagd häufig genannt wurde), wurde aufgegeben und fürderhin wurde der Kampf unter den Augen seiner Kameraden fortgesetzt. Tatsächlich galt es bald als ein Anzeichen für die Reinlichkeit eines Soldaten, wenn man ihn häufig seine Kleidung lausen sah und da es ohnehin jeder tun musste, ergab es keinen Sinn, sich dabei zu verstecken. Bei kaltem Wetter wurden die Gefechte in den Behausungen ausgefochten, aber wenn es draußen warm war, verließen die Männer zu diesem Zwecke gerne das Lager. Man fand sie dann für gewöhnlich in einem nahegelegenen Wald, wo sie alleine oder in kleinen Grüppchen herumsaßen und ihre Opfer zu tausenden vernichteten. Hin und wieder sah man einen Mann, der das Zelt des Quartiermeisters mit einer nagelneuen Uniform über dem Arm verließ, um einen läusefreien Neuanfang zu wagen. Er hängte die frische Uniform über einen Busch, streifte seine alten Kleidungsstücke ab, verbrannte sie und schlüpfte in seinen neuen unionsblauen Rock. So weit, so gut, doch der Soldat konnte sich glücklich schätzen, wenn er nicht binnen einer Woche bereits wieder mit den kleinen Blutsaugern zu kämpfen hatte.
Auf der Suche
Die Läusejagd verschaffte zugegebenermaßen nur geringfügige Erleichterung von den Graurücken und nahm zudem viel Zeit in Anspruch. Heißes Wasser war das Mittel der Wahl, denn es durchdrang jeden Stoff und kochte die noch ungeborenen Millionen, die selbst der gründlichste Soldat nicht alle zwischen seinen Fingern hätte zerquetschen können. So zählebig waren die Tierchen, dass einige Veteranen noch heute beschwören, sie hätten einige von ihnen auf Kleidungsstücken herumkrabbeln gesehen, welche gerade erst aus kochendem Wasser geholt worden waren. Angeblich konnte man sich der völligen Vernichtung der Pediculi nur sicher sein, wenn man das kochende Wasser noch kräftig salzte.
Ich bin überzeugt, dass alle Soldaten hinsichtlich