Doch nun zum angekündigten Thema dieses Kapitels! Lieber Leser, folge mir in eine der Holzhütten. Von ihren Wänden, ihrem Dach, ihrem Schornstein und ihrer Feuerstelle habe ich bereits berichtet. Der Eingang, durch welchen wir die Hütte betreten, mag an derselben Seite wie die Feuerstelle sein. Dies war häufig der Fall, da sich neben der Türe gerade genug ungenutzter Platz für diesen Zweck befand. Wurde eine Hütte jedoch von vier oder mehr Soldaten bewohnt, so wurde die Feuerstelle bevorzugt in der Mitte einer Seite eingerichtet, zumeist gegenüber der Türe. Trat man durch den Eingang, so sah man in der Regel zwei Betten entlang der gegenüberliegenden Wand, eines in Nähe des Bodens (der in den seltenen Fällen, in denen auf derlei Luxus Wert gelegt wurde, ein richtiger Holzfußboden sein mochte) und eines darüber, knapp unter dem Dach. Ich sage "in der Regel", weil die genaue Einrichtung stets von den jeweiligen Umständen abhing. Wenn eine Hütte lediglich von zwei Männern belegt war, stand ein Feldbett darin. Bei vier Bewohnern musste manchmal ebenfalls ein Bett ausreichen, das dann an einer der längeren Wände stand. Auch wenn es noch weitere Ausnahmen gab, auf die ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen muss, lässt sich sagen, dass in der durchschnittlichen Hütte zwei Betten standen.
Innenansicht einer Holzhütte
Die Bauweise der Betten war sehr variantenreich. Manche waren aus den Brettern von Hartkekskisten gezimmert, andere aus quer über zwei Stangen gelegten Fassdauben. Einige Soldaten ersannen gefederte Betten aus biegsamen, jungen Bäumchen und polsterten sie mit Heu und Eichen- oder Kiefernlaub. Wieder andere besorgten sich bei der Artillerie, der Kavallerie oder dem Wagentross grobe Getreidesäcke und fertigten aus diesen behelfsmäßige Hängematten, in denen es sich erholsam schlafen ließ. Am Kopfe jedes Bettes wurden die Tornister und Bündel verstaut, in denen sich die persönlichen Habseligkeiten der Soldaten befanden. Es waren dies zumeist Unterwäsche, Socken, Nähgarn, Nadeln, Knöpfe, Briefe, Briefpapier, Fotographien und dergleichen mehr. Die Infanteristen verfügten über weniger Besitztümer als die Artilleristen, da deren Gepäck auf dem Marsche auf den Protzen verstaut wurde. In den Winterlagern sammelten jedoch die Soldaten aller Waffengattungen eine Unmenge von Annehmlichkeiten an, welche ihnen in den heißbegehrten Versorgungskisten aus der Heimat geschickt wurden.
Die Brotbeutel und Feldflaschen sowie das Lederzeug wurden für gewöhnlich an in die Wände gesteckten Holzzapfen aufgehängt. Es existierten keine gesonderten Stellplätze für die Musketen. Manch einer lehnte die seine in eine Ecke, während andere sie mit dem Trageriemen an einen der Zapfen hängten.
Die besten dieser grobschlächtigen Behausungen entbehrten nicht einer gewissen Wohnlichkeit. Eine Hartkekskiste, die mit dem Deckel an die Wand genagelt und mit ledernen Scharnieren versehen war, diente als Türe und wenn man einige Regalböden in ihre Innenseite einsetzte, gab sie zugleich einen brauchbaren Geschirrschrank ab. Eine weitere Kiste, umgedreht und auf vier kurze Beine gestellt, fungierte als Tisch, klein aber gerade groß genug für die "Familie" und ausgesprochen nützlich. Manchmal wurden über der Feuerstelle ein oder mehrere Regalböden befestigt, auf denen all der kleine Schnickschnack der Bewohner seinen Platz fand. Irgendjemand zimmerte genügend drei- oder vierbeinige Schemel für die Wohngemeinschaft zusammen. Eine Hütte, die sämtliche oben genannten Annehmlichkeiten in sich vereinte, konnte als Fürstenresidenz unter den Lagerbehausungen gelten. Etliche Hütten mussten gänzlich ohne solchen Luxus auskommen.
Das Essgeschirr eines Soldaten bestand aus einer Blechtasse, einem Blechteller, einem Messer, einer Gabel und einem Löffel. Wenn er sein Mahl beendet hatte, scherte er sich in der Regel nicht um die Küchenetikette des Zivillebens und warf sein Geschirr unter sein Bett, wo es bis zur nächsten Mahlzeit verblieb. Wenn der Soldat sich doch zum absoluten Minimum an Geschirrreinigung herabließ, so war dies kein sonderlich appetitlicher Anblick. Manchmal kratzte er einfach mit seinem Messer einige Male über den Teller und ließ es dabei bewenden. Gelegentlich mochte er eine Handvoll Stroh oder Laub aus seinem Bett fischen und damit den Teller auswischen. Stand reichlich frisches Brot zur Verfügung, so gab eine Scheibe hiervon ein brauchbares Spültuch ab und zudem konnte man ein wenig heißen Kaffee auf den Teller gießen, um bei der Reinigung zu helfen. Manch einer kramte zur Essenszeit ohne jegliches Anzeichen von Scham oder Ekel seinen Teller, der noch Spuren der letzten Mahlzeit aufwies, hervor und entgegnete auf die Bemerkung des Koches nichts weiter, als dass der Zustand des Tellers durchaus der Qualität des Essens entspräche. Waren Messer und Gabel zu schwarz, um ihre bedenkliche Färbung weiterhin ignorieren zu können (und es musste dies schon ein ausgesprochen finsterer Schwarzton sein), so bestand der einfachste und bequemste Reinigungsprozess darin, sie mehrere Male vehement in die Erde zu stechen.
Zur Beleuchtung der Hütten wurden von der Regierung sehr knapp bemessene Mengen an Kerzen ausgegeben. Zuerst waren dies lange Stangen, die vor der Verteilung an die Männer zurechtgeschnitten wurden, später waren es kurze Kerzen. Ich habe oben behauptet, sie seien in knapp bemessenen Mengen verfügbar gewesen; diese Aussage muss ich relativieren. Manchmal konnte man sie in beliebiger Anzahl bekommen und manchmal war beim besten Willen keine einzige von ihnen aufzutreiben. Das Problem war, dass sich diese Zeiträume der Knappheit unmöglich vorhersagen ließen. Es war dann üblich, die Quartiermeister der Veruntreuung zu bezichtigen und es ist auch wahr, dass etliche von ihnen Schurken waren, aber ich glaube, dass sie trotzdem viele der gegen sie vorgebrachten Anfeindungen nicht verdient hatten. Einige Männer verbrauchten weitaus mehr Kerzen als andere. Tatsächlich waren manche Burschen vollkommen unfähig, sich von jedem beliebigen Bedarfsgut einen Vorrat anzusparen. Das Prinzip, ein Verbrauchsgut über einen Zeitraum bis zum Zeitpunkt seiner nächsten Ausgabe hin zu rationieren, schien ihnen völlig unbegreiflich zu sein.
Improvisierte Kerzenhalter
Was die Kerzenhalter betrifft, so wurden diese von der Regierung zu tausenden an die Truppen ausgegeben. Sie waren aus Stahl gefertigt und ausgesprochen belastbar, allerdings gelangte nur die Infanterie in ihren Genuss, denn es handelte sich dabei um ihre Bajonette. Diese musste man lediglich mit der Spitze in den Boden rammen und fertig war der Kerzenhalter. Tatsächlich war die Bajonetttülle der mit Abstand am weitesten verbreitete Kerzenhalter des einfachen Soldaten (sofern er ein Bajonett besaß). Es war immer verfügbar und eignete sich durch seine Beschaffenheit sehr gut zu diesem Zwecke. Selten wurden auch Kartoffeln benutzt, aber sie waren zu kostbar, um verbreitete Anwendung zu finden. Eine weitere übliche Methode bestand darin, die Kerze mit ihrem eigenen geschmolzenen Wachs auf einer Kiste zu befestigen.
Sooft Kerzen nicht ausreichten, wurden sogenannte "Schmalzlampen" angefertigt. Ich habe Exemplare gesehen, die aus einer mit Bratfett gefüllten Sardinendose bestanden, in der ein Stofffetzen als Docht hing. Diese Konstruktion wurde dann an einem Draht an den Firstbalken gehängt. Hierfür waren die Drähte begehrt, welche die Heuballen für die Pferde und Maultiere zusammenhielten.
Von allen Einrichtungsgegenständen einer Hütte wurden die Betten am meisten wertgeschätzt. Das Soldatenleben ist von langen Phasen der Untätigkeit geprägt und in diesen verbrachten die Männer viel Zeit in ihren Feldbetten, da ihnen Ottomanen,