Wandzelt eines Offiziers mit offenem Eingang
Während die Army of the Potomac unter General McClellan bei Harrison's Landing lagerte, erließ dieser eine allgemeine Order (am 10. August 1862, um genau zu sein), in der unter anderem die Bereitstellung von Wandzelten für Offiziere im Generalsrange und Stabsoffiziere sowie die Bereitstellung eines einfachen Zeltes für jeden Offizier angeordnet wurde. Diese Order wurde von McClellans Nachfolgern stets erneuert, doch auf irgendeine Art gelang es vielen der unteren Offiziersränge, ihr eigenes Wandzelt in den Wagentross zu schmuggeln, sodass sie nach dem Aufbau eines Feldlagers in den Genuss einer luxuriösen Unterbringung kamen und nicht auf die einfachen Zelte angewiesen waren. Über den Himmel des Zeltes wurde eine zusätzliche Leinwandbahn, ein sogenannter "Latz", gespannt, die den Schutz vor Sonne und Regen verbesserte. Diese Zeltform ist noch heute weit bekannt. Der Staat Massachusetts rüstet heutzutage, so glaube ich zumindest, alle seine Milizionäre mit ihr aus, ungeachtet ihres Ranges.
Die bisher beschriebenen Zeltformen wurden von den Einheiten benutzt, bevor diese ihre Heimatstaaten verließen. Es gab jedoch noch ein weiteres Zelt, das interessanteste von allen, das ausschließlich an der Front zum Einsatz kam. Es war dies das "Tente d'Abri", das Schutzzelt, auch "Hundehütte" genannt.
Warum genau es ausgerechnet "Schutzzelt" hieß, vermag ich nicht zu ergründen. Der Name folgte wohl derselben Logik, gemäß deren der ehrenwerte Pfarrer George Ellis den Teich auf dem Boston Common als "Froschteich" bezeichnete: eben weil es dort keine Frösche gab. Ebenso bot dieses Schutzzelt keinen nennenswerten Schutz. Doch mehr hierzu später. Den Spitznamen "Hundehütte" kann ich mir lediglich damit erklären, dass ein solches aufgebautes Zelt bestenfalls Platz für einen Hund bot ... einen sehr kleinen Hund.
Ein Schutzzelt, auch "Hundehütte" genannt
Dieser Zelttyp wurde im Jahre 1861 oder zu Beginn des Jahres 1862 ersonnen. Mir wurde berichtet, dass die ersten Schutzzelte aus leichtem Kanevas-Gewebe gefertigt waren, bevor eine Zeit lang Gummi verwendet wurde und man schließlich wieder zu Kanevas zurückkehrte. Ich selbst habe niemals eines dieser Zelte gesehen, das aus etwas Haltbarerem als Baumwolldrillich bestanden hätte. Es war dies das Zelt der einfachen Soldaten, doch es fand erst nach McClellans Halbinsel-Feldzug weitere Verbreitung. Ein jeder Mann erhielt eine Zeltbahn, welche eine Hälfte des Zeltes darstellte. Diese musste er auf dem Marsche mitschleppen, wenn er nicht auf ein nächtliches Obdach verzichten wollte. Diese Zeltbahnen verdienen eine nähere Beschreibung. Ich habe kürzlich eigens eine von ihnen ausgemessen und sie war 1,57 Meter lang und 1,42 Meter breit. An einer Seite verfügt sie über eine Reihe von Knöpfen und an drei Seiten befinden sich Knopflöcher. In jeder Ecke finden sich zwei Löcher, durch welche man Zeltnägel schlagen kann. Wie man sieht, gäbe eine einzelne Zeltbahn eine ausgesprochen kleine und ungemütliche Unterkunft für einen Mann ab, doch der Aufbau eines Schutzzeltes erforderte, dass zwei Soldaten ihre Ausrüstung kombinierten. Es kam nur selten vor, dass ein Soldat ein dermaßen übler Bursche war, dass niemand mit ihm in einem Zelt nächtigen wollte oder er selbst keinen Wert auf Gesellschaft legte, obwohl ich selbst einige wenige von dieser Sorte gesehen habe. In der Regel ging es diesbezüglich im Heer wie im Zivilleben zu: Jeder Mann hatte seinen Kumpel oder engen Freund, mit dem er außerhalb der Dienstzeiten Umgang pflegte und mit diesem teilte er auch sein Zelt. Man einigte sich darauf, wer das "Mütterchen" und wer das "Väterchen" dieses Haushaltes abgab. Ein Mann aus Marblehead betrachtete sein Zelt als eine Farm und nannte seine wechselnden Zeltgenossen seine "Hühnchen", besonders wenn es sich um jüngere Burschen handelte.
Mittels der Knöpfe und Knopflöcher konnten zwei oder mehr Zeltbahnen zusammengeknöpft werden und ergaben so ein vollständiges Dach. Hunderte Männer aus verschiedenen Bezirken eines Staates oder gar gänzlich verschiedenen Staaten teilten auf diese Weise ihre Schlafstätten und sind aufgrund dieses zufälligen Aufeinandertreffens noch heute gute, lebenslange Freunde. Wenn eine Armee sich auf dem Marsch befand, wurden die Zelte in der Regel nicht für jede Nacht aufgeschlagen, denn dies erschien den Soldaten als Verschwendung von Zeit und Kraft. War die Nacht klar und angenehm, verzichteten die Männer auf jeglichen Unterschlupf, stürmte es jedoch (oder war zumindest mit einem Sturme zu rechnen), so schossen nach dem Befehl, das Nachtlager zu beziehen, sogleich überall die Zelte aus dem Boden. Dies wurde von den Infanteristen folgendermaßen bewerkstelligt: Zwei Musketen mit aufgepflanzten Bajonetten wurden in einer Entfernung, welche der Breite einer Zeltbahn entsprach, aufrecht in die Erde gerammt. Ein Halteseil (das jeder Zeltbahn beilag) wurde zwischen den Abzugsbügeln der beiden Musketen gespannt und diente dergestalt als eine Art Firstbalken, über den im Handumdrehen die Zeltbahnen gespannt werden konnten. Die Artilleristen spannten ihre Zeltbahnen (in Ermangelung langer Musketen) über eine Querstange, die auf zwei senkrechten Stützgabeln ruhte. Wenn in der Nähe des Lagers Zäune standen, so wurden diese hölzernen Rahmenelemente aus deren Latten gefertigt, andernfalls wurden junge Bäumchen zurechtgeschnitten. Es kam häufig vor, dass Männer auf dem Marsche ihre lästigen Zeltbahnen wegwarfen und auf anhaltend gutes Wetter oder einen sich bietenden Unterschlupf in einer Scheune oder unter einem günstig gelegenen Felsvorsprung vertrauten.
Schutzzelt in der luftigen Sommerbauweise
Im Sommer, wenn die Armee sich nicht in Feindesnähe befand oder sich von einem Feldzuge erholte (wie beispielsweise die Army of the Potomac es einige Wochen nach dem Gettysburg-Feldzuge tat), errichteten die Männer ihre Zelte auf kurzen Stelzen, damit sie etwa einen halben Meter über der Erde schliefen und unter ihnen ein kühlender Luftstrom herrschte. Wenn das Lager nicht inmitten eines Waldes aufgeschlagen war, war es üblich, ein Dach aus Zweigen über dem Zelt zu errichten, das einen gewissen Schutz vor den Strahlen der Sonne bot.
Überdachtes Schutzzelt
Stand kaltes Wetter bevor, so errichteten die Soldaten jene Palisadenbauten, welche ich bereits beschrieben habe. Die Wände dieser Bauten waren zwischen 60 Zentimetern und anderthalb Metern hoch, je nach Geschmack (oder Faulheit) ihrer Erbauer. Oft wurden flache, einen knappen Meter tiefe Gruben ausgehoben, über welchen das Zelt aufgeschlagen wurde, damit kleinere Palisaden verwendet werden konnten. Zudem speicherte diese Variante die Wärme besser als ein ebenerdig errichtetes Zelt. Die Größe hing von der Anzahl der Bewohner einer Unterkunft ab. War eine Hütte von zwei Männern belegt, so hatte sie einen nahezu quadratischen Grundriss und war mit zwei Zeltbahnen überdacht. Häufig teilten sich drei Männer eine Hütte und in diesem Falle bewohnte einer von ihnen eine Art Vorbau, den er mit seiner Zeltbahn bedeckte. Belegten vier Männer eine Hütte, so wurde diese entsprechend vergrößert und mit vier Zeltbahnen überdacht. In jedem dieser Fälle wurde das Dach über ein Rahmenwerk aus leichten Sparren gespannt. Manchmal wurden die Giebel bis zu den Firstbalken mit kleineren Holzscheiten aufgefüllt, aber ebenso häufig verhängte man offene Stellen mit einer weiteren Zeltbahn, einer gummierten Decke oder einem alten Poncho. Ein Armee-Poncho, so möchte ich hier kurz anmerken, bestand aus ungebleichtem Musselin-Stoff, der mit vulkanisiertem Kautschuk überzogen war. Der Poncho war anderthalb Meter breit, 1,80 Meter lang, mit einer länglichen, acht Zentimeter weiten und 40 Zentimeter langen Öffnung in der Mitte, durch welche man den Kopf steckte. Dieses Kleidungsstück war eine Abwandlung der wollenen Ponchos, welche die Hispano-Amerikaner tragen, doch seine Abmessungen sind anders. Die ursprünglichen Ponchos sind 1,20 Meter breit und 2,13 Meter lang. Der Armee-Poncho wurde als Ersatz für eine gummierte Decke verwendet.
Ein getragener Poncho
Die Lücken zwischen den Holzscheiten eines Giebels wurden mit Schlamm von zäher