trank nie Wein, während unsere Schenken viel trinken,
aber Petrus kann doch nicht Koch im Himmel
sein, da er des Himmels Pförtner ist. Doch sage an,
welche Ehren dir im Himmel zuteil wurden? Welche
Speise, welchen Trank ließ der Herr des Himmels dir
reichen? An welchem Ort hast du gesessen? – Ich vermaß
mich nicht, mich unter die seligen Himmelsgäste
zu setzen, erwiderte der Lügner, sondern ich hielt
mich heimlich in einem Winkel der Küche und nahm
ein Leberlein oder Stückchen Lunge, das aß ich ungesehen.
So hast du gestohlen in dem Himmel und
konntest an dem heiligen Ort von deiner Art nicht lassen!
rief der Bischof, und der Himmel sendet dich
uns, daß wir dich dafür strafen. Ließ alsobald den
Lügner an den Schandpfahl binden und mit Ruten
stäupen, dann aber gehen, wohin er wollte.
Erzbischof Willigis war ein gelehrter und frommer
Mann und von Herzen demütig. Er war von niederer
und geringer Herkunft, sein Vater war ein armer Rademacher.
Das machte ihm Neid bei den adeligen
Domherren, die ihre Ahnenproben ablegen mußten
und beschwören, die malten ihm heimlich Räder an
die Türen und Wände seines Bischofhofes, zu
Schmach und Schimpf, und spotteten: Das ist unsers
Bischofs Ahnenwappen. Willigis aber, der fromme
Mann, nahm sich das mitnichten als eines Spottes an,
er ließ über seiner Bettstätte ein hölzernes Pflugrad
aufhängen und in seine Gemächer weiße Räder in rote
Wappenfelder malen und dazu einen Reim setzen, der
lautete: Willigis, Willigis, denk, woher du kommen
sis. Und nachher haben dem frommen Willigis zum
Gedächtnis alle nach ihm kommenden Erzbischöfe
dieses Rad als Wappenzeichen beibehalten, und Stadt
und Bistum Mainz haben es angenommen und beibehalten
bis auf den heutigen Tag.
64. Die heiligen Kreuze zu Mainz
Zu Mainz hat eine schöne Kirche in der frühern Zeit
den Namen Zu Unsrer Lieben Frauen im Felde geführt,
das Volk aber nennt sie Heiligkreuz. Ein Schiff
kam gefahren mit Männern und Frauen, die sahen in
der Luft ein schimmerndes Kreuz schweben, das
ihrem Schiffe nachzog und an seinen Mast sich heftete.
Nahe der alten Schiffbrücke beim Holztor legte
das Schiff an, und siehe, da war das schimmernde
Kreuz kein Luftgebilde, sondern ein ehernes kunstvolles
Kruzifix von wundersamer Meisterarbeit. Um nun
dessen Bestimmung zu erkunden, wurde es zwei ungejochten
und ungeschirrten Ochsen auf den Rücken
gelegt, und diese ließ man ohne Leitung und Führung
gehen, und da trugen sie das Kreuz auf den
Hechtsheimer Berg, dort ward eine Kirche erbaut und
das Wundergebilde darinnen zur Verehrung aufgestellt.
Viele Kranke sind genesen, die vor dem Kreuze
in Andacht knieten, bis die Kirche mit mehreren anderen
in Flammen aufging, als Markgraf Albrecht von
Brandenburg 1552 die Stadt Mainz einnahm. Zwischen
dem Holz- und Bockstor aber ward noch lange
Zeit ein Gemälde gesehen, davon noch heute Spuren
zu entdecken sind, darstellend ein Kreuz, hangend an
den Segeln eines stromaufwärts fahrenden Schiffes.
Zwischen der Kirche zum Heiligen Kreuz und St.
Alban stand vorzeiten eine offene Kapelle, darinnen
war ein hölzern Kruzifix, darunter Maria und Johannes,
zur Verehrung der Gläubigen aufgestellt. Nun
lebte zu Mainz ein Bürger, des Name war Schelkropf,
ein Spieler und Trunkenbold, der wenig aus dem
Wirtshaus zur Blume kam, das in der ehemaligen
Vorstadt Vilzbach stand. Eines Tages hatte er alles,
was er besaß, verspielt und vertrunken und verwünschte
in seinem wilden Rausche sich, Gott und
alle Heiligen und schwur, mit seinem Schwerte das
erste beste heilige Bild, auf das er stoße, mitten voneinander
zu hauen. So taumelte er durchs Feld, und
kam an die offene Kapelle, und rannte auf die hölzernen
Bilder an, und stach und hieb. Und siehe, da
sprangen ihm aus den leblosen Bildern, zumal aus
dem Kruzifix, Ströme Blutes entgegen. Entsetzt stand
er und sinnverwirrt, das Schwert entfiel seiner Hand,
und so ward er gefunden und gefangen. Fromme
Hände fingen in Schalen das rinnende Blut auf. Schelkropf
wurde für seinen unerhörten Frevel lebendig
verbrannt, das wundertätige Christusbild aber und das
heilige Blut brachte man in die nahe Kirche. Als diese
in Flammen aufging, blieb dieses heilige Kreuzbild
verschont und ward gerettet, und noch heute wird es
den Gläubigen in der St. Christophskirche zu Mainz
gezeigt.
65. Heinrich Frauenlobs Begängnis
Es war in deutschen Lande ein Minnesänger, der sang
viel süße Weisen zum Lobe der Frauen, vor allen zum
Preise von aller Frauen Krone, deshalb gewann er
auch den Namen Frauenlob, denn sein rechter Name
war Meister Heinrich von Meißen. Viele Reisen
machte der Sänger von einem deutschen Hofe zum andern,
er sang irdische und sang Gottesminne. Zu Rostock
war Markgraf Waldemar von Brandenburg gesessen,
der hatte einen Rosengarten, und ließ ein Festsingen
halten, da war Meister Heinrich der erste Singer.
Einstmals lauerten Feinde ihm auf und umringten
ihn mit Dräuen, sie wollten ihn töten. Da bat er, sie
sollten ihm noch einen Sang zum letzten vergönnen,
und als sie das taten, sang er so rührend zum Preise
der himmlischen Frauen, daß jede gehobene Waffe
sich senkte und die Feinde ihn ungehemmt und ungeschädigt
von dannen ziehen ließen. Auf seinen Sangesfahrten
kam Meister Heinrich auch nach Mainz
und verstarb allda und wurde begraben