Der Feind in meiner Ehe. Wally Gruber. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Wally Gruber
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783991078210
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in St. Truiden, Belgien, behandelt. Die Therapie tat dem kleinen Mädchen stets sehr gut und es zeigten sich positive Ergebnisse. Aber wir konnten ihre Entwicklung nur unterstützen, nicht beschleunigen. Natürlich weiß man nicht, was ohne diese Förderung passiert wäre und in welchem Rahmen die Entwicklung stattgefunden hätte. Matthias’ Mutter, selbst eine Spezies der eher faulen Art, tadelte mich des Öfteren, dass ich viel zu viel mit Rebekka unternehmen würde und sie sich gar nicht „in Ruhe und von selbst“ entwickeln könne. Meine Mutter dagegen lag mir bei jedem Besuch in den Ohren, dass ich sie zu wenig fördern würde. Sie sollte schon lange dies und das können. Ja, das wusste ich auch. Konnte sie aber nicht. Was sollte ich denn noch tun? Unser tägliches Programm war immens. Julian benötigte zusätzlich Aufmerksamkeit. Ich funktionierte. So war ich es von Kindesbeinen an gewohnt. Einfach funktionieren und weitermachen. Jeden Tag war so wahnsinnig viel zu tun.

      Gleichzeitig begann Matthias, sich immer mehr über mich lustig zu machen. Vor allem, wenn ich ihn mit den Kindern im Betrieb besuchte. Hier ein flapsiges Wort, dort eine witzige Bemerkung. Immer, wenn andere zuhörten. Er fand das alles recht amüsant. Ich leider gar nicht. Manchmal diskutierte ich mit ihm zu Hause über die unpassenden Bemerkungen, aber er zog alles nur ins Lächerliche und hörte mir gar nicht richtig zu. So etwas müsste man ertragen können, meinte er lapidar. Die anderen fänden es ja auch lustig.

      Aber: Die anderen fanden es vor allem lustig, weil er der Chef des Betriebes war und wenn der Chef einen Witz macht, ist man mehr oder weniger dazu gezwungen, mitzulachen. So ist das eben.

      Er fand immer wieder Gelegenheiten, mich vorzuführen in meiner „Hausfrauenrolle“. Ich wollte vor seinen Mitarbeitern nicht als Spaßbremse dastehen und machte stets gute Miene zum bösen Spiel. Nicht einer oder eine hatte sich auf meine Seite gestellt und gesagt, dass es nicht fair wäre, mich so mies zu behandeln. Keiner!

      Dabei war ICH diejenige, die zwei Staatsprüfungen im Lehramt erfolgreich hinter sich gebracht hatte. Matthias hatte nur einige Semester Jura studiert, das Studium aber nicht abgeschlossen, da er die Möglichkeit bekommen hatte, in die Werbeagentur als Geschäftspartner einzusteigen. ICH war hier die Akademikerin!

      Was ihn vermutlich erst recht dazu anstachelte, mich „klein“ zu halten. Niemals habe ich weder mit meinem Studium noch mit meinem Abschluss geprahlt. Ich musste dafür hart arbeiten. Grundsätzlich verabscheue ich Menschen, die mit ihrer Ausbildung prahlen. Zur Gruppe dieser Art von Menschen wollte ich niemals gehören.

      Matthias rechnete mir zwar nicht vor, wie viel Geld ich im Monat ausgeben durfte, aber es wurde jedes Mal eine unschöne Bemerkung gemacht, wenn ich z. B. neue Kleidung für mich einkaufte. Schließlich war es ja sein Geld, das ich ausgab. Auch die Kinder seien seiner Meinung nach mit genügend Kleidung ausgestattet. Ich begann, ein schlechtes Gewissen zu entwickeln, wenn ich etwas für mich persönlich einkaufte. Für meinen Mann war jeglicher modische „Schnickschnack“, wie er es nannte, nicht notwendig.

      Er selbst ging mit Jogginghosen bzw. im Sommer mit Shorts in seinen Betrieb. Die Mitarbeiter trugen zum Teil Anzug. Auf sein, für mich zu lässiges, Erscheinungsbild angesprochen, meinte er nur: „Als Chef kann ich mir das leisten! Außerdem bin ich Künstler. Ich darf das.“ Ich fand das damals schon mehr als überheblich und unpassend. Aber es war seine Meinung und die war wie fest zementiert. Keine Diskussion! Sein Geschäftspartner war übrigens immer sehr korrekt in Anzug und Krawatte gekleidet.

      Für mich stand schon immer fest, dass ich keine Durchschnittsfamilie mit Vater, Mutter und zwei Kindern haben möchte. Somit plante ich ein drittes Kind. Ich wusste genau, dass Silvester 1998/99 ein „heißes“ Datum dafür sein würde. Also ließ ich es drauf ankommen. Zwei Tage danach war mir schon klar, dass ich wieder schwanger sein würde.

      Neun Monate später erblickte unser drittes Kind das Licht der Welt. Mittlerweile in Geburtsdingen erfahren, entband ich Leopold ambulant, quasi über Nacht und war zum Frühstück wieder zu Hause. Unser Jüngster entwickelte sich genauso unproblematisch wie Julian. Zwei Kinder waren nun vormittags im Kindergarten und ich hatte Zeit und Muse für Leopold, unseren Jüngsten. Das Förderprogramm für Rebekka lief nach wie vor ununterbrochen weiter. Sie entwickelte sich langsam, aber stetig. Auch das Sprechen klappte immer besser, wenn es auch für Außenstehende immer noch recht unverständlich blieb.

      Leopold war von Anfang an ein Sonnenschein und ich war sehr glücklich. Mittlerweile hatten wir eine Zugehfrau, die einmal in der Woche die Wohnung säuberte. Wollte ich abends zu meinem geliebten Tanztraining, musste ich eine Babysitterin engagieren, da Matthias sich dafür keine Zeit nahm. In der Regel war ich einmal im Monat am Wochenende zur Orchesterprobe oder mit dem Sporttheater unterwegs, immer mit Unterstützung meiner Eltern, die sich nun um drei Kinder kümmerten, während ich beschäftigt war. Sie freuten sich auf jeden Besuch, den ich ihnen mit den Kindern abstattete.

      Bereits vor Leopolds Geburt hatte ich damit angefangen, mich um den geplanten Hausbau zu kümmern. Wir hatten vor, in meiner alten Heimat ein Haus zu bauen. Am liebsten auf dem Land, unweit einer größeren Stadt. Es sollte darin auch ein Tonstudio entstehen, sodass Matthias ungestört arbeiten konnte. Er plante, aus der Agentur auszusteigen und beruflich nur noch für sich alleine verantwortlich zu sein, nicht mehr für einen Betrieb mit circa vierzig Mitarbeitern. Alles war ihm zu groß geworden. Die Mitarbeiter kamen und gingen in dieser jungen Branche so schnell, dass er immer öfter die Namen seiner Angestellten nicht wusste.

      Also sammelte ich alle Informationen, die für einen Hausbau notwendig waren. Es sollte ein gesundes Haus werden, biologisch gebaut, ohne giftige Lacke und Kleber. Mit meinem kleinen Sohn auf dem Arm besuchte ich Baubiologen, Ziegeleien und Natursteinzentren. Ich wollte alles von Grund auf verstehen. Machte mich schlau über elektromagnetische Abschirmung und lernte naturreine Baustoffe kennen.

      Schließlich fand ich einen geeigneten Bauplatz in einem kleinen Dorf. Matthias war gleich damit einverstanden und froh, dass er sich nicht darum kümmern musste. Mittlerweile hatte ich, durch viel Literaturstudium, den geeigneten Baustoff gefunden. Es sollte ein Vollholzhaus werden. Reines Holz, dreidimensional verbaut und das Holz in einer bestimmten Mondphase geerntet. Dazu Bergholz aus über 1.000 m Höhe. Es ist langsam gewachsen und liegt deshalb besonders ruhig. All das bot eine Firma aus Österreich mit einem angeschlossenen Holzforschungszentrum. Matthias war bei einem der Besuche dabei und hatte sich spontan verliebt. Die Außenwand aus 39 Zentimeter Vollholz sollte es werden. Die teuerste im Angebot.

      Das Ganze wurde ein sehr umfangreiches Projekt für die folgenden Jahre. Da sich Matthias ausschließlich um die Planung und Ausstattung seines Arbeitsbereiches kümmerte, war es meine Aufgabe, sich um die Details Gedanken zu machen: Bäder, Fliesen, Küche, Türen, Fenster, Stromanschlüsse, Möbel, Lampen, Lichtschalter, Steckdosen, Türen, Türgriffe, Treppe, Armaturen usw.

      Dies beanspruchte ca. zwei volle Jahre. Im Herbst 2001 mussten wir aus unserer Wohnung ausziehen, aber das Haus war noch nicht fertig.

      Die Geschichte und massiven Probleme des Hausbaus werden im nächsten Kapitel ausführlich beschrieben.

      Leopold entwickelte sich, genauso wie sein älterer Bruder, ohne Probleme wie von selbst. Er wollte zum dritten Geburtstag unbedingt eine Geige haben, da er von mir das Geigenspiel oft interessiert verfolgt hatte. Ich spielte seit meinem Musikstudium in einem Sinfonieorchester in der ersten Geige und musste dementsprechend viel üben. Wir kauften eine kleine Geige, aber mit drei Jahren war es noch zu früh für den Unterricht. Eineinhalb Jahre musste der Knirps warten, bis ich mit ihm zum Spielen anfing. Dann – ganz behutsam und nur etwa zehn Minuten täglich. Es machte ihm viel Freude und nach einigen Jahren übergab ich ihn an eine professionelle Geigenlehrerin, bei der er bis zum Ende seiner Gymnasialzeit Unterricht hatte. Klavierunterricht wollte er auch haben, da er das ja bereits von seinem älteren Bruder kannte. Bis heute spielt er beide Instrumente recht gut und hat immer noch Spaß daran, sie zu üben.

      Mit elf Jahren war er das jüngste Mitglied in unserem Sinfonieorchester und durfte die zweite Geige unterstützen.

      Nach seinem Abitur absolvierte Leopold das Studium der Rechtswissenschaften.

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