Das eigene Maß. Margrit Hasselmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Margrit Hasselmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783949104091
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      Während ein Haushalt in Deutschland noch vor hundert Jahren durchschnittlich 180 Gegenstände besaß, sind es heute durch industrielle Fertigung und Billigproduktion rund 10 000.74 Früher wurde der Konsum beschränkt durch ein begrenztes Sortiment, höhere Preise und feste Ladenöffnungszeiten – heute ermöglichen uns nicht nur Einkaufspassagen und Discounter, sondern auch Online-Shops, rund um die Uhr noch mehr zu konsumieren. Auf allen medialen Kanälen werden wir mit Werbebotschaften konfrontiert, oft personalisiert zugeschnitten auf unseren vermeintlichen Bedarf.

      Beim „Shoppen“ schüttet das Gehirn Dopamin aus und belohnt Lust- oder Frustkäufe, ähnlich wie beim Konsum von Alkohol oder Drogen. Immerhin 39 Prozent der Frauen und 27 Prozent der Männer neigen zu unkontrolliertem Kaufen, so Franz Eidenbenz, Psychologe am Zentrum für Spielsucht und andere Verhaltenssüchte Radix in Zürich.75 Oft hält die Freude am „Kaufrausch“ allerdings nur kurz an. Zum einen beantwortet der Konsum selten nachhaltig reale Bedürfnisse, wie den Wunsch, die Stimmung langfristig zu heben oder sich etwas Gutes zu tun. Zum anderen kann auch das Überangebot an Waren Stress auslösen. Wurden Gegenstände früher mehrfach repariert, müssen wir heute lernen, uns nicht in der Flut von Billigartikeln zu verlieren, deren Reparatur nicht möglich ist oder sich nicht lohnt. Dafür erklären wiederum Regale voller Ratgeber, wie wir mit Minimalismus oder bestimmten Aufräumtechniken der Überfülle Herr bzw. Herrin werden.

      Ob beim Konsum, beim Energieverbrauch, in Klimafragen, beim Reisen oder bei der Tierhaltung – in allen möglichen Lebensbereichen stellen Menschen fest, dass sich ohne eine Beschränkung auf ein gesundes Maß negative Konsequenzen und Schäden nicht vermeiden lassen. Immer stärker bestimmen Themen wie Nachhaltigkeit, faire Produktionsbedingungen und die Energiewende daher persönliche Kaufentscheidungen.

      INFORMATION

      Nicht nur unser Körper und unser Geldbeutel, auch unser Gehirn wird mit einem ständigen Überangebot konfrontiert: Permanent bricht die Weltlage medial in unser Leben ein, was eine starke Sogwirkung ausübt. Der Grat zwischen einem Gut-informiert-Sein und der Überforderung durch andauernde „News-Alerts“ ist jedoch schmal. Mit der Informationsflut sinkt außerdem die kollektive Aufmerksamkeit – so halten sich Twitter-Hashtags zum Beispiel immer kürzer innerhalb der Top 50-Liste. Wissenschaftler nennen das Phänomen „Soziale Beschleunigung“.76 Das bedeutet: Wir bekommen immer mehr, können es aber immer schlechter nutzen.

      Digitalisierung und Vernetzung ermöglichen uns Zugang zu enormen Mengen an Informationen, die früher nur Fachleuten vorbehalten waren. Allerdings mangelt es oft noch an Fähigkeiten, diese einzuordnen und zu verwerten. Selbst „Digital Natives“ müssen lernen, mit dem Angebot umzugehen und das herauszufiltern, was für ihren Bedarf brauchbar, seriös und qualitativ gut ist.

      Daneben sind wir mit negativen Entwicklungen wie Fehlinformationen, Verschwörungstheorien oder hasserfüllten Kommentaren in den Sozialen Medien konfrontiert. Als Gesellschaft müssen wir neue Regeln für den Umgang damit schaffen – gleichzeitig ist jeder Einzelne gefordert, sich einen persönlichen Filter zuzulegen.

      Wenn wir vor dem Schlafengehen noch einmal alle Nachrichten durchscrollen, den düsteren Krimi und die neuesten Promi-Stories aufnehmen oder uns über Stunden mit sozialen Medien oder Serien beschäftigen, versucht unser Gehirn, all diese Informationen zu verarbeiten. Das kann zu einer Überlastung führen – ähnlich wie beim Verdauungsapparat.

      MEDIENNUTZUNG

      Seit wir über mobile Endgeräte nahezu durchgehend erreichbar sind, konkurrieren Anrufe, WhatsApp-Nachrichten, E-Mails, Tweets oder Instagram-Posts um unsere Aufmerksamkeit. Während sich Eltern darum sorgen, dass ihre Kinder zu viel mit dem Handy beschäftigt sind, lassen sie sich gleichzeitig oft selbst bei jedem Signalton ablenken. Das Abschalten funktioniert weder bei den Geräten noch im Kopf.

      Sogar die kurzen Momente, die im Alltag der Besinnung dienen könnten – beim Warten an der Bushaltestelle, beim Essen – widmen wir immer öfter dem Smartphone. Die permanenten Reize unterbrechen aber nicht nur Handlungen und Gedanken, sondern auch die Verbindung zu uns selbst – was es schwerer macht, wirkliche Bedürfnisse wahrzunehmen. Angesichts der vielfältigen Kontakte und der medialen Überreizung müssen wir lernen zu entscheiden: Was ist für mich persönlich relevant? Was ist wert, gelesen, gepostet, geteilt zu werden? Welchen Einflüssen, Vorbildern und Botschaften will ich mich aussetzen?

      Fazit: Sowohl bei möglichen Ernährungsentscheidungen als auch bei unserem Konsum oder unserer Mediennutzung müssen wir Verantwortung für uns selbst übernehmen. Weder das breite Angebot noch die leichte Verfügbarkeit von Lebensmitteln, Produkten oder Informationen sollte entscheidend sein – sondern unser ureigener Sensor für unsere Kapazitäten, für die Menge und Qualität dessen, was wir brauchen, konsumieren und „verdauen“ können.

      3. LEBEN UNTER DRUCK

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