Bourette (Flockseide), engl. = bourette, waste silk, frz. bourre = Woll- oder Füllhaar, Noppen- oder Knotenseide; dieser Seidentyp wird beim Kämmen der Schappeseide (→ Schappeseidengewebe) gewonnen. Sie wird auch unter dem Namen „Seidenshoddy“ geführt. Die Faser ist kurzstapelig (unter 60 mm), relativ grob und mit Verunreinigungen versehen. Im Streichgarnverfahren werden daraus gröbere Garne hergestellt. Gewebe aus Bourette werden als Handelsnamen mit der gleichen Bezeichnung geführt. Bourettegewebe sind leicht grob oder knotig, unregelmäßig in der Struktur und erinnern an Frotté. Das Gewebe besitzt gute Elastizitätseigenschaften, ist also kaum knitteranfällig. Der Griff ist rau, jedoch durch die Streichgarne gleichzeitig weich. Bourette hat ein höheres Wärmeisolationsvermögen als Schappe. Gewebt wird überwiegend in Leinwandbindung, seltener in Panama, Rips oder Fischgrat. Indische Bourettegewebe sind schwerer und gröber (Gewicht ca. 180 g/m2), chinesische Typen sind leichter (Gewicht ca. 150 g/m2), feiner und haben kaum Verunreinigungen. Die Farben variieren von ecru bis hin zu gelblichen und grauen Tönen. Bourettegarne gibt es in der Feinheit von ca. Nm 6 bis 24 (Streichgarne). → Schappeseide.
Einsatz: Hemden, Kleider, Jacken, Pullover, Kostüme und leichte Decken.
Boutonné, frz. bouton = Knopf; 1. Noppengewebe, welches mit Knoten- und Noppenzwirnen in einfachen Grundbindungen gewebt wird. Die knospen- oder knopfartigen Erhöhungen führen zu dieser Bezeichnung. Der Stoff hat eine leicht raue Oberfläche mit einer interessanten Struktur.
Einsatz: Tageskleider und Kostüme.
2. Zusatzbezeichnung für erhabene Punktmusterungen (z. B. im Flockdruck oder bei Cloquétypen).
Abb. 1: Boyau
Abb. 2: Boyau
Abb. 3: Boyau
Boyau, engl. = boyau, frz. boyau = Schlauch, Darm, Darmsaite; manchmal auch „Boyeau“, Hohlschusskonstruktion aus Seide oder Chemiefasern (glänzend), bei der die Schüsse auf der rechten Warenseite flottieren (im Gegensatz zum verwandten Cotelé, bei dem die Hohlschüsse auf der linken Seite flottieren). Es ist eine einkettig einschüssige Ware, bei der auf jeden Hohlschuss ein leinwandbindiger Schusseintrag folgt. Hohlschuss und Leinwand arbeiten versetzt, sodass das Bild abgesetzte Längsstreifen zeigt (Abb. 1). Wenn die Bindung durch Leinwand- oder Ripsstreifen unterbrochen wird, treten die Hohlschussstreifen noch plastischer hervor (Abb. 2). Wichtig sind hier eine hohe Schussdichte und eine geringere Ketteinstellung; deshalb ist Boyau ein relativ teures Gewebe. Der Boyau kann aber auch als Bildbezeichnung für leinwand- oder taftbindige Gewebe mit aufgelegten Satin- oder Ripsstreifen (Rayés) verstanden werden. Diese Gewebe sind preisgünstiger, da hier mit einer höheren Kett- als Schussdichte gearbeitet wird. Im Englischen versteht man unter „boyau“ auch einen hochgedrehten Zwirn aus Baumwolle.
Einsatz: typische Möbel- und Repräsentationsstoffe des Empire, Kleider, Dekostoffe (Abb. 3).
Breitfärben, engl. = open-width dyeing; Stückfärbeverfahren (→ Stückfärben), bei dem im Gegensatz zum → Strangfärben die Ware in breiter Form gefärbt wird, z. B. im → Klotzverfahren auf dem → Foulard oder im Jigger, einer Kurzflottenfärbemaschine.
Broché, engl. = broché, frz. broche = Spindel, Brosche, Nadel; ital. broccare = durchwirken; Broché ist ein einkettig-einschüssiges Gewebe mit einem zusätzlichen Muster- oder Figurschuss zum Grundgewebe. Der Musterfaden wird nur in einer Figur hin- und hergeführt und ist mit dem Grundgewebe fest verbunden. Hierfür ist eine besondere Brochierlade notwendig, die nach jedem Grundschuss vor das Riet geklappt wird, damit die kleinen Spulen den Brochierschuss eintragen können. Die mustermäßige Aushebung wird über die Jacquardmaschine gesteuert (→ Brokat). In Schussrichtung erzeugt das Gewebe den Eindruck eines Stickereieffekts. Es ist fest, da der Schuss über die ganze Figur geführt wird. Der sog. „Sprengfaden“ (von einer Figur zur anderen laufend) wird nach dem Weben abgeschnitten. Man unterscheidet den einseitigen Broché (Abb. 1) und den beidseitigen Broché (Abb. 2). Dieses sehr teure Verfahren wird heute relativ selten verwendet und ist durch den sog. → Lancé découpé ersetzt worden. Auch die Bezeichnung „Faux Broché“ weist auf einen Lancé découpé hin (vgl. Abb. 3 und 4).
Einsatz: Wäsche, Dekoartikel, Tischdecken und Abendkleider.
Abb. 1: Einseitiger Broché: Der Brochéfaden liegt nur auf der rechten Warenseite.
Abb. 2: Beidseitiger Broché: Der Brochéfaden liegt auf beiden Seiten des Gewebes.
Abb. 3: Einseitiger Broché: Der Schussfaden wird über das ganze Dessin hin- und hergeführt, ohne abgeschnitten zu werden. Es entsteht eine sehr feste Einbindung.
Abb. 4: Lancé découpé: Der Schussfaden wird abgeschnitten. Die Festigkeit wird über eine doppelte Leinwandkontur erreicht; trotzdem sehr zieheranfällig.
Brokat, engl. = brocade; ital. broccato = Brokat, abgeleitet von frz. broché = Spindel, Nadel, broderie = Nadelarbeit, Stickerei; im 17. und 18. Jahrhundert bezeichnete man mit Brokat ein schweres, reich gemustertes Seidengewebe, das mit Gold- oder Silberfäden durchwirkt war. Heute werden reich gemusterte, schwere, aber auch relativ leichte Stoffe als Brokat bezeichnet, wenn sie ganz oder teilweise mit Metallfolienfäden (Mefo) belegt oder reich jacquardgemustert (vor 1800 wurden Zug- und Zampelstühle eingesetzt) mit einer großen Vielfarbigkeit gearbeitet sind (z. B. Taschenbrokate). Genau genommen entspricht die Bezeichnung „Brokat“ nicht der Webart, sondern weist auf ein ursprünglich brochiertes Gewebe hin. Brokat ist eine Handelsbezeichnung, die einen Materialzusatz erhält, z. B. Seidenbrokat. Billigbrokate findet man in jedem Kaufhaus bei Läufern, Untersetzern, Bügel- und Telefonbezügen. Nicht zu verwechseln mit → Gobelin.
Abb. 1: Jacquard-Brokat: Die Opulenz der Musterung und der goldene stickereiartige Effektschuss sind gut erkennbar.
Abb. 2: Brokat-Damast (groß); gut erkennbar: die Opulenz und die goldene Maske als Brokateffekt.
Abb. 3: Brokat-Damast (Detail); der Ife-Kopf