Byssusseide (Muschelseide), engl. = byssus silk, shell silk, sea silk; zum Faden erstarrtes Sekret bestimmter Steckmuschelarten, auch Lana Penna, Pinna nobilis, Kammmuschel, Miesmuschel, von den Arabern auch Meereswolle genannt. Der sog. Byssusschopf, den die Muscheln ähnlich wie Insekten aus einer Spinndrüse ausscheiden, um sich damit am Meeresgrund zu verankern, besteht aus einer Vielzahl von 20–50 cm langen Fäden. Schon im Altertum bekannt, wurde diese Seide bis zum Ende des 19. Jh. in größerem Umfang gewonnen und zu hochwertiger Kleidung verarbeitet. Die Muscheln werden bis zu 90 cm groß. Die feinsten Muschelseidengewebe verarbeitete man in Indien und exportierte sie. Byssusseide hat fast die Festigkeit einer Bombyxseide; die daraus gefertigten Stoffe zeigen einen mondlichtähnlichen Glanz, besitzen einen weichen Griff und einen fließenden Fall. Monschauer Weber fertigten eines der letzten Textilien aus Byssusseide, das mit feinster Merinowolle gemischt war und der „Madame mère“, Napoleons Mutter, zum Geschenk gemacht wurde.
Unter dem Mikroskop kann man die beiden Seidenarten Bombyx und Byssus gut unterscheiden: Zuchtseide ist glatt, Muschelseide zeigt die leichte Wellenstruktur des Meeres, aus dem sie kommt. Byssusseide ist nicht mit Byssusleinen zu verwechseln, welches ein feines, schleierartiges Flachsgewebe war und z. B. für Mumienbinden verwendet wurde. Seit dem vermehrten Aufkommen indischer und persischer Baumwolle im 15. Jahrhundert wurde das feine Byssusleinen mehr und mehr verdrängt.
Einsatz: Kleider, Blusen, Handschuhe, Repräsentationsgewebe und Wandbespannungen.
C
Cable-Cord (Möbelcord), → Cordsamt Unterpunkt 6.
Cachemire, franz. Begriff für → Kaschmir.
Caddy, engl. = caddy; typisches Wollkammgarngewebe ohne „Bild“, d. h. ohne bindungsbetonte Optik. Die leichte Horizontalbetonung wird durch den Einsatz kleiner Köperableitungen erreicht. In der Kahlausrüstung sehr tief ausgeschoren, wirkt er glatt und elegant und ist wenig schmutzanfällig.
Einsatz: Anzüge, Blazer und Kostüme.
Caffas, ostindische (ab 1605) bunt bemalte leinwandbindige Baumwollgewebe, wie Sheeting, Shirting oder Calicot. In Deutschland wurden unter dieser Bezeichnung Möbelstoffe gehandelt. Es waren blumengemusterte Plüsche und Samte. Man fertigte aus Caffas z. B. Kissen und Bezüge für Kutschen. Neben bedruckten Caffas gab es auch gebatikte Samte, bei denen die Muster mit Wachs reserviert und anschließend gefärbt wurden, → Batik.
Calicot, engl. = calico, plain cotton cloth;
1. Stark appretierter, überwiegend zweiseitig beschichteter und einseitig gefärbter → Kattun, wie z. B. Buchbindercalicot.
2. Nach der im südwestlichen Indien gelegenen Stadt Culicut benanntes, glattes, leichtes Baumwollnesselgewebe in Leinwandbindung (Einstellung z. B. 22 × 17 Fd/cm, Nm 50 × 50) wird ebenfalls als Kattun bezeichnet. Calicot wird als Druckgrund für Hosen, Kittel und Schürzen verwendet und, wenn appretiert, als Futterstoff (→ Bougram) eingesetzt. In etwas gröberer Fadenfeinheit hergestellt, wird Calicot auch als Buchbinderei-Shirting verwendet. Calmuc, → Kalmuck.
Camaieux, frz. en camaïeu = in sich gemustert; auch Camaien, Gewebedruck, der von der Abschattierung einer Farbe seine interessante Wirkung bekommt. Der Effekt wird nur durch das Auftreten einer Farbe in unterschiedlicher Intensität erzielt (z. B. blau-blau schattiert, rot-rot schattiert usw.) → Faux Camaieux.
Cambric, engl. = cotton cambric; der Begriff leitet sich von der Herkunft, der Stadt Cambrai in Frankreich, ab. In historischen Büchern wird Cambric auch als → Kammertuch bezeichnet. Es ist eine dichte, feinfädige, leinwandbindige Baumwollware. Die Gewebekonstruktion kann mit einem Makotuch, einem feinen Kattun oder mit dem leicht stärkeren → Jaconet verglichen werden. Einstellungsbeispiel: Meist gleichmäßig in Kette und Schuss zwischen 40 und 60 Fd/cm bei Fadenfeinheiten von Nm 65–85 in Kette und Schuss (→ Einstellungsgewebe). Hochfädiger wird der Cambric → Perkal genannt und als Einschütte verwendet. Der Cambric hat ein klares Warenbild und eine geschlossene Struktur. Er kommt naturfarben, gebleicht oder stückgefärbt auf den Markt. Für den Einsatz als Futterstoff wird er mit einer Weichausrüstung versehen.
Einsatz: Damenwäsche, Einschütte, Kissen und Stickereigrund, Futterstoff.
Caméléon, anderer Name für → Changeant.
Camina, feines Kammgarngewebe (Merinowolle) aus figurierten Cordbindungen (Hohlschussbindung). Die Bindungen können unterschiedliche Musterungen zeigen, wie z. B. Rauten, Spitzköper (Querzickzack) oder Schrägstreifen. Camina wird überwiegend für Kleiderstoffe verwendet.
Abb.: Camina
Canevas (Kanevas),→ Canvas.
Cannelé, engl. = cannelé rep, frz. canneler = auskehlen, riffeln; auch Cannelérips, wird vorwiegend aus Seide oder Chemiefasern gewebt und ist in der Einstellung, wie beispielsweise der → Épinglé, nicht so dicht wie ein Rips. Daraus ergibt sich eine weiche und fließende Ware mit leicht ausgeprägter Querrippe. Gewebt wird in abgeleiteten Kettripsbindungen.→ Haircord.
Einsatz: Kostüme, Kleider und Röcke.
Canvas (Canevas, Kanevas), engl. = canvas; ursprünglich ein Hanfgewebe, abgeleitet aus lat. cannabis = Hanf.
1. Bezeichnung für ein weitmaschiges, offenes Gewebe aus Leinen, Halbleinen, Hanf oder Baumwolle, das für den Einsatz als Futterstoff stark appretiert wird. Lose gewebte Canvastypen (geringe Einstellung) werden als Stickereigrund verwendet, ähnlich wie → Stramin. So werden unter der Schreibweise „Kanevas“ überwiegend stark appretierte steife Handarbeitsgewebe in Leinwand- und Scheindreherbindung (→ Scheindreher) gewebt und gehandelt.
2. Importbezeichnung für feste, etwas gröbere Baumwollgewebe. Canvaskonstruktionen sind leinwand- und panamabindig. Die Gewebe werden als Garn- und als Zwirnware angeboten und stellen eine sehr strapazierfähige Ware dar.
Einstellungsbeispiele: 72 × 44 Fd/cm, Nm 10 × 10 (Garnware) und 44 × 32 Fd/cm, Nm 10/2 × 10/2 (Zwirnware). Beim Zwirn können sehr schöne Naturmelangen entwickelt werden, indem man zwei verschiedenfarbige Baumwollgarne verzwirnt. Garnware wird in Naturtönen und als Stückfärber angeboten. Die erste Jeans von Levi Strauss war eine leinwandbindige Canvashose aus Hanf und nicht etwa aus Baumwolle.
Feste, kräftige, leinwandbindige Chambray-Gewebe werden auch als Canvas bezeichnet. Wird Canvas in Panamabindung konstruiert, dann ist die Einstellung des Gewebes sehr dicht oder es wird mit entsprechend stärkeren Garnen (Zwirnen) gewebt, sodass hier im Gegensatz zum offenen, luftporösen Panama eine sehr strapazierfähige Ware entsteht.
Einsatz: Jacken, Hosen, Röcke und Jeans (DOB, HAKA, KIKO) im Freizeitmodenbereich.
Abb. 1: Canvas in Panamabindung. Sehr geschlossene Oberfläche, die keine Porösität aufweist, so wie es die Panamakonstruktion verlangt (10-0202-02-00).
Abb. 2: Hier sieht man, dass die dichte Einstellung der Ware zu einer robusten, abriebfesten Ware verändert wurde.
Carbonisieren, engl. = carbonate; Vorgang,