Folgen von Stress
Gesundheitliche Folgen
Indirekt schädliche Folgen
Durch Stress, insbesondere Dauerstress, können direkte gesundheitsschädliche Folgen auftreten. Mit indirekten Folgen kann das Verhalten beschrieben werden, um sich beispielsweise nach einem stressreichen Tag zu entspannen. Übermäßiges Essen, Alkoholkonsum, Tee/-Kaffeekonsum und der Griff zur Zigarette werden in der Literatur als Hauptgründe aufgeführt, die zu indirekten schädlichen Folgen führen können. Der Griff zur Zigarette ist beispielsweise rein subjektiv beruhigend, da Nikotin nachweislich eine anregende Wirkung hat. Koffein und Tein haben eine ähnliche Wirkung und führen zu Stresssymptomen (Schwitzen, innere Unruhe, Zitternde Hände). (Litzke, 2005, S. 45 ff.)
Direkt schädliche Folgen
In einer akuten Stressreaktion kommt es zu einer Erhöhung der Pulsfrequenz und der Blutdruck steigt an. Ist es möglich, dass der Stressphase eine Erholungsphase folgt, kann sich der Blutdruck wieder normalisieren. Bei chronisch auftretendem Stress kann der Körper nicht mehr entspannen. In der Folge erreicht der Blutdruck ein ständig erhöhtes Niveau. Dieser chronische Erregungszustand wird in der Folge zur Hypertonie (Bluthochdruck). Die Hypertonie verursacht in der Folge eine Arteriosklerose (Gefäßverkalkung), die zu einer verschlechterten Durchblutung der Organe führt. Chronischer Stress, Bluthochdruck und die damit einhergehende Gefäßverkalkung steigern das Risiko, in der Folge einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden.
Chronischer Stress kann auch akute Ängste auslösen, die zu Panikattacken führen können. Die Betroffenen haben beispielsweise rein subjektiv das Gefühl, einen Herzinfarkt oder Herzstillstand zu erleiden, obwohl keine medizinische Indikation vorliegt (funktionelle Herzbeschwerden).
Durch die dauernde chronische Stressbelastung kann der Krankheitsverlauf einer Asthma-Erkrankung negativ beeinflusst werden. Die Häufigkeit und Schwere der Anfälle ist dabei von zentraler Bedeutung für die betroffenen Personen. Im Allgemeinen führt andauernder Stress zu einer Störung der Immunkompetenz, während dem akuten Stress eine immunstimulierende Wirkung zugeschrieben wird. Dies kann sich bei den Betroffenen in Krankheitsverläufen von Infektionen zeigen. Erkrankungen haben einen schwereren Verlauf und die Heilung dauert länger. In diesem Zusammenhang wird auch die Meinung vertreten, dass ein geschwächter Körper auch anfälliger für Krebserkrankungen ist. (Litzke, 2005, S. 48 ff.)
Stressbelastungen haben ebenfalls Einfluss auf die Schwere von Allergien und anderen Hautkrankheiten. In der Naturheilkunde wird die Haut als Spiegelbild der Seele bezeichnet. Weitere Folgen von Stress sind chronische Kopfschmerzen, zentralnervöse Störungen (Schlafstörungen, innere Unruhe u. a.) und das Auftreten des sogenannten Burnout Syndroms. Im weiteren Verlauf können affektive Störungen, wie Depressionen, ausgelöst werden.
Burnout Syndrom
Dem Burnout Syndrom kommt in der heutigen Polizeiarbeit eine immer größere Bedeutung zu. Dabei handelt es sich um ein Erschöpfungssyndrom durch chronisch erlebten Stress. Mit einer Rückschau auf die Eingangsbemerkungen zu möglichen Stressoren, die nicht nur im beruflichen sondern auch im privaten Bereich zu finden sind, sei hier anzumerken, dass meist ein Faktorenbündel von Stressoren die Person stark überfordert. Diese Vielzahl von einwirkenden Stressoren kann durch die Personen in einem langwierigen Prozess nicht mehr bewältigt werden. Es entsteht ein Gefühl der Leere und die persönliche Motivation geht verloren. Am Ende dieses Prozesses erkranken Menschen dann am Burnout Syndrom. (Latscha, 2005)
Leistungsfolgen durch Stressbelastungen
Leistungsfolgen sind Reaktionen des Körpers auf Stressbelastungen. Diese können für Polizeibeamte in Stressbelastungen (Beispielhaft: Schlägereien, Festnahmen, die Verfolgung eines Täters nach einer strafbaren Handlung, Personenkontrolle, Fahrzeugkontrolle, Haus- und Familienstreitigkeiten, Ruhestörungen, Häusliche Gewalt) massive negative Folgen haben. Leistungsfolgen sind für das polizeiliche Vorgehen von hoher Bedeutung. Mit individuellen Bewältigungsstrategien und der Nutzung des SOR-Modells (Stress-Organismus-Reaktion) ist es möglich, eigene Reaktionen besser einzuschätzen. Negative Leistungsfolgen werden dadurch grundsätzlich gemindert und im besten Fall verhindert. Leistungsfolgen können in fünf Reaktionsebenen eingeteilt werden, wie sie auch im SOR-Modell dargestellt sind. Im Einzelnen handelt es sich um die kognitive, die emotionale, die vegetative, die muskuläre und die Verhaltensebene.
Leistungsfolgen sind Reaktionen des Körpers auf Stressbelastungen. Sie können Polizeibeamte in Einsatzlagen einschränken und zur Handlungsunfähigkeit führen.
Unter der kognitiven Ebene werden alle Wahrnehmungs- und Denkprozesse zusammengefasst. Die Verhaltensebene (Behaviorale Ebene) beschreibt die konkrete Reaktion auf das Gegenüber. Unterschieden wird dabei zwischen der Kontrolle des Stressors durch aktive Reaktion, dem Tolerieren oder der Resignation. (Litzke, 2005, S. 29) Bei der weiteren Beschreibung der Leistungsfolgen werden nun die negativen Folgen für Einsatzkräfte beschrieben. Kurzfristige und langfristige Bewältigungsstrategien werden anschließend dargestellt.
Kognitive Ebene
Belastende Polizeieinsätze können zu Denkblockaden und Denkstörungen führen, durch die in der Folge die Konzentrationsfähigkeit und die Beobachtungsgabe herabsetzt wird. Als weitere negative Folge ist es möglich, dass Versagensängste ausgelöst werden. Eine mangelnde Beobachtungsgabe und Konzentrationsfähigkeit führt zu Fehlern in der Eigensicherung, die möglicherweise zu schweren Folgen für sich und andere am Einsatz beteiligte Personen führen. Bei schweren Verkehrsunfällen beispielsweise kann das Szenario so unwirklich erscheinen, dass Polizeibeamte aufgrund der Konzentrations- und Denkstörungen den üblichen Straßenverkehr nicht mehr beachten und auf die Straße laufen. Ein weiteres Beispiel ist die Sachverhaltsaufnahme bei einer Großveranstaltung. Die Anwesenheit der Polizei führt zu Gruppenbildungen beim polizeilichen Gegenüber. Das Vorgehen der Polizei wird kritisch betrachtet und kann zu Solidarisierungseffekten gegenüber den eingesetzten Polizeibeamten führen. Die Konzentrations- und Denkstörungen können dazu führen, dass Angriffe aus der Personengruppe zu spät erkannt werden. Weiterhin ist es wahrscheinlich, dass langfristige Denkprozesse nachlassen und die Fehlerhäufigkeit steigt. Dies führt beispielsweise bei komplexen Ereignissen zu Fehlern in der Sachverhalts- bzw. Tatortaufnahme, die im Nachhinein schwierig bis gar nicht aufzuarbeiten sind. Ein eingeschränkter Merkprozess bei hohen Stressbelastungen ist ebenfalls zu beobachten. Das Kurz- und Langzeitgedächtnis lässt nach. Wichtige Lageinformationen können dabei eventuell verloren gehen. (Siehe die Ausführungen zu Stress im Einsatzgeschehen und mögliche Konsequenzen)
Emotionale Ebene
In dieser Ebene werden Leistungsfolgen beschrieben, die Gefühle und das eigene Empfinden beinhalten. Die Folgen von Stress können Gefühlsausbrüche sein, die mit einem erhöhten Aggressionspotential einher gehen. Dies könnte zu Überreaktionen durch Polizeibeamte führen, die sich im Einsatz befinden. Überreaktionen führen zu unrechtmäßigen Maßnahmen mit dem Ergebnis, dass der Polizeibeamte selbst Gegenstand polizeilicher Ermittlungen wird. Eine weitere Folge von Stress ist die Abnahme des Selbstwertgefühls und der Zufriedenheit. Außerdem kann ein Gefühl der Ohnmacht entstehen und der betroffene Einsatzbeamte fühlt sich den Situationen nicht mehr gewachsen.
Vegetativ-hormonelle Ebene
Direkte Folgen in der vegetativ-hormonellen Ebene sind nicht steuerbare Reaktionen des Körpers auf veränderte Umgebungen oder Ereignissen. Dazu zählt das Austrocknen der Mundschleimhaut, Herzklopfen, die stockende Stimme und das Erröten in Stresssituationen. Der trockene Mund oder das Herzklopfen ist für das polizeiliche Gegenüber nicht deutlich erkennbar. Unsicherheit und Stress zeigen sich jedoch mit der „belegten“ Stimme und einer geröteten Gesichtshaut. Dies kann beim Gegenüber das Gefühl der Überlegenheit auslösen und im schlechtesten Fall zu Widerstandshandlungen beziehungsweise Angriffen gegen die eingesetzten