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Издательство: Bookwire
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Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783866766549
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traumatische Folgen verhindern.

      Allgemein beschreibt der Begriff Stress eine körperliche und psychische Reaktion auf einen Umweltreiz.5 Stress erfordert also die Reaktion eines Organismus (Mensch) auf einen Stimulus (Reiz). Die Einflüsse auf eine Person können so groß sein, dass die Fähigkeit zur Resilienz stark beansprucht wird oder der Einfluss die Grenze der Belastbarkeit/Widerstandsfähigkeit übersteigt. Wird die Grenze überschritten, kann der erlebte Stress negative gesundheitliche Konsequenzen nach sich ziehen.

      Nichts desto trotz ist Stress und eine Stressreaktion die Grundvoraussetzung, damit sich ein Körper und die Psyche an veränderte Gegebenheiten anpassen und reagieren kann. Die Ambivalenz zwischen positiven und negativen Eigenschaften, die dem Begriff Stress zugeordnet werden, beschrieb der Forscher Hans Selye mit den Begriffen Eustress und Distress (auch: Dystress).

       Eustress und Disstress (Dystress)

      Eustress (Lateinisch Eu = gut) gilt dabei als positive Form des erlebten Stresses. Bei einer Herausforderung wird dabei mit den üblichen „Stresshormonen“ ein Erregungszustand im Körper aufgebaut, der für die Bewältigung einer individuellen Aufgabe erforderlich ist. Diese Form des Stresses wird als Motivator und grundsätzlich leistungsstimulierend angesehen. Die Folge ist, dass bei der Bewältigung der Aufgabe, zu den üblichen Stresshormonen Adrenalin und Noradrenalin, auch Glückshormone (Endorphine) ausgeschüttet werden.

      Man bezeichnet den Einfluss oder Reiz dann als Disstress (aus dem lateinischen „Dis“ = Schlecht; im englischsprachigem Raum: Distress), oder auch Dystress (aus dem griechischen „Dys“ = Schlecht), wenn er als negativ und belastend wahrgenommen wird. Die Häufigkeit und die Dauer des erlebten Reizes ist ein wichtiger Faktor für die Bewertung des Stressniveaus. Je häufiger und länger ein Reizzustand anhält, umso eher bestehen die Gefahr einer Belastung und die Wahrnehmung als negativen Stress. Um mit dem Phänomen Stress im Einsatzfall besser umgehen zu können, ist es notwendig, Einzelheiten über theoretische Grundlagen bzw. Modelle zu kennen. Nachfolgend stelle ich die für die polizeiliche Einsatztätigkeit bedeutendsten Stressmodelle dar. Zum einen ist es das Allgemeine Adaptionssyndrom von Selye. Zum anderen sind es das „Fight or Flight“ Modell von Walter B. Cannon und das „Transaktionale Stressmodell“ von Richard S. Lazarus.

       Stressmodelle

      Die folgend dargestellten Stressmodelle können entweder der Physiologie oder Psychologie zugeordnet werden. Während Cannon und Selye ihre Modelle anhand der physiologischen Veränderungen erläutern, orientieren sich die Modelle von Holmes & Rahe und Lazarus an der Psychologie. Je nach Zielsetzung können die unterschiedlichen Modelle für allgemeine Erklärungen zum Thema Stress genutzt werden.

       Das Allgemeine Adaptionssyndrom (General Adaptation Syndrom, GAS)

      Einer der ersten Forscher, der sich mit den Auswirkungen von andauerndem Stress beschäftigt hat, war der kanadische Endokrinologe6 Hans Selye (*1907 in Wien, +1982 in Montreal). Er definierte 1936 den Begriff Stress und begründete die Lehre vom Allgemeinen Adaptionssyndrom, auch Generalisiertes Adaptionssyndrom genannt. (Schwarzer, 1993, S.12 ff.)

      Obwohl eine Begriffsbestimmung des Phänomens Stress bis heute schwierig erscheint, hat Selye den Begriff aus seiner Sicht frühzeitig definiert.

       Definition Stress nach Selye:

      „Stress kann als die unspezifische Reaktion des Organismus auf jede Art von Anforderung verstanden werden“.

       (Selye, 1956, 1981)

       Abbildung 2

      Hans Selye beschrieb und untersuchte die körperlichen Auswirkungen von Stress. Insbesondere ging er auf die grundsätzlich hormonellen Reaktionen des Körpers auf akute und chronische Belastungen ein, wobei er sich auf die stark belastenden bzw. chronischen Stressoren spezialisierte. Das Individuum mit seinen individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten wird in Selyes Theorie nicht mit in die Bewertung einbezogen. Er beschränkt sich in seinen Ausführungen rein auf die hormonellen Reaktionen des Körpers. Die kognitive transaktionale Stresstheorie von Lazarus geht über die Beschreibung von rein körperlichen Vorgängen hinaus und findet einen eher ganzheitlichen Ansatz.

      Das Allgemeine Adaptionssyndrom nach Selye ist wie in Abbildung 2 in drei Phasen eingeteilt:

       1. Alarmphase

       2. Widerstandsphase

       3. Erschöpfungsstadium

      In den einzelnen Stufen kommt es zu jeweils aufeinander bezogenen Reaktionen, die in Abbildung 3 zusammengefasst dargestellt sind.

       Stress

       Stress kann nach Selye (1981) „als die unspezifische Reaktion des Organismus auf jede Art von Anforderung verstanden werden.“

       Im Allgemeinen Adaptionssyndrom findet die körperliche Reaktion immer in drei Phasen statt:

       1. Alarmphase

       2. Widerstandsphase

       3. Erschöpfungsstadium

       Abbildung 3

      In der Abbildung 4 ist übersichtlich verdeutlicht, welche körperlichen Reaktionen im Allgemeinen bei Stress auftreten können. Kommt es zu einer Alarmreaktion, wird durch den Hypothalamus und das limbische System die Hormonausschüttung angeregt. Der Körper reagiert daraufhin mit der Ausschüttung der sogenannten Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin. Im Anschluss daran ziehen sich die Blutgefäße zusammen. Durch die Leber wird Blutzucker kurzfristig zur Verfügung gestellt. Der Blutdruck und die Herz-Frequenz werden gesteigert und die Bronchien erweitern sich. Der Verdauungstrakt verringert seine Tätigkeit und die Augen werden auf eine erhöhte Weitsicht eingestellt. Der Körper befindet sich in höchster Alarmbereitschaft, um bei Bedarf schnell reagieren zu können. In einer Stresssituation kann die Ausschüttung von Adrenalin den 10-fachen Wert der normalen Ruheausschüttung übersteigen. Bei chronischem Stress ist durch den andauernden Erregungszustand die Gefahr erhöht, gesundheitliche Schädigungen zu erleiden, da keine Erholungsphasen zwischen dem auftretenden Stress liegen (Siehe Abbildung 3, Stufe III.).

       Walter B. Cannon (Fight or Flight) (*1871- +1945)

      Der Physiologe Walter B. Cannon (USA) beobachtete die Reaktionen von Menschen und Tieren bei Bedrohung. Er veröffentlichte 1915 seine Abhandlung zu den Notfallreaktionen von Menschen und Tieren, ohne jedoch den Begriff Stress explizit zu erwähnen. In seiner Abhandlung beschrieb er die Vorgänge im Körper beim Auftreten von Bedrohungen (Stress). In Notfällen ist der Mensch anhand seiner körperlichen Reaktionen in der Lage, entweder der Bedrohung aktiv entgegen zu treten (anzugreifen), oder sich zurückzuziehen (fliehen).

      Walter B. Cannon: Fight or Flight So beschrieb Cannon die Abfolge von Ereignissen im Körper, die den Menschen oder das Tier in der Folge befähigt, entweder anzugreifen (verteidigen) oder zu flüchten (in Sicherheit bringen).

       Abbildung 4

       Die kognitiv-transaktionale Stresstheorie nach dem amerikanischem Psychologen Richard S. Lazarus (*1922 - †2002)

      Die kognitiv-transaktionale Stresstheorie kann für die Beschreibung und Erklärung von belastenden Einsatzlagen der Polizei als wichtigste Theorie bezeichnet werden. Im Gegensatz zu den Theorien von Selye oder Cannon wird ein eher ganzheitlicher Ansatz für die Erklärung von Stress gebraucht.

       Das „Transaktionale Stressmodell“

      Der