12 Alexander Mach (1902, Slovenský Meder, heute Palárikovo, Slowakei – 1980, Bratislava) war Politiker und Journalist. Er stammte aus einer slowakischen Bauernfamilie. Er studierte Theologie, entschied sich letztendlich jedoch für eine politische Laufbahn. Mit 20 Jahren trat er der autonomistischen Partei HSĽS bei und baute in Zusammenarbeit mit V. Tuka den radikalen Flügel der Partei auf. Er übernahm die Führung der radikalen Organisation Rodobrana und war Journalist bei radikalen Periodika. Bereits in den 30er Jahren war er Mitglied der Parteiführung und befürwortete in der Zeit der Autonomie der Slowakei das Bündnis mit Deutschland und die Unabhängigkeit der Slowakei. Nach der Entstehung des Slowakischen Staates war er Innenminister und Hauptkommandant der halbmilitärischen Hlinka-Garde. Er gehörte zu den Hauptpropagatoren des Nationalsozialismus und des radikalen Antisemitismus. Präsident J. Tiso entkleidete ihn im Frühling 1940 seiner Ämter, doch nach dem Regierungsantritt des radikalen Flügels des Regimes im Sommer 1940 kehrte er auf seine Posten zurück und wurde zum Stellvertretenden Regierungsvorsitzenden ernannt. Nach einem misslungenen Fluchtversuch nach Österreich im März 1945 wurde er durch die Alliierten an die ČSR ausgeliefert worden. Wegen seiner politischen Tätigkeit wurde er durch das Nationalgericht zuerst zur Todesstrafe verurteilt, das Urteil wurde schließlich auf eine Gefängnisstrafe von 30 Jahren abgeändert. Nach 23 Jahren wurde er entlassen.
13 Franz Karmasin, Ing. (1901, Olomouc (Olmütz), heute Tschechien – 1970, Steinebach am Wörthsee, BRD) war Techniker, Politiker und Journalist. Er stammte aus einer sudetendeutschen Familie. Er absolvierte das Studium des Agraringenieurwesens in Děčín (früher Tetschen) und war danach als Praktikant in der Landwirtschaft in Mähren und Tschechien tätig. 1926 wurde er politisch aktiv in den Reihen der deutschen Minderheit (Minderheitsgruppe) in der Slowakei. Er wurde professioneller Funktionär in der Zipsauer Deutschen Partei (Spišská nemecká strana) und im Deutschen Kulturverband. Er gründete noch weitere neue Verbände und war einer der Hauptgründer der 1928 ins Leben gerufenen Karpatendeutschen Partei (KdP). 1936 wurde er für eine Koalition der KdP und der Sudetendeutschen Partei ins Parlament der ČSR gewählt. Er war auch als Redakteur bei Periodika der deutschen Minderheit tätig. Nach der Erklärung der Autonomie ermöglichte das neue Regime ihm, eine neue nationalsozialistische Partei der deutschen Minderheit, die Deutsche Partei, zu gründen, derer lebenslänglicher Vorsitzender und Führer der deutschen Minderheit er seit 1940 war. Ein Teil der Partei bildeten halbmilitärische Truppen, die Freiwillige Schutzstaffel (FS) nach dem Vorbild der deutschen SS. Karmasin selbst wurde Offizier der SA (Brigadeführer) und später der SS (Hauptsturmführer, Sturmbannführer). Er organisierte die Anwerbung von Kräften für die SS in der Slowakei und wurde Staatssekretär der deutschen Minderheit beim Deutschen Staatssekretariat in der Slowakei. Er gehörte zu den Vertretern des radikalen Flügels des Regimes, setzte sich für den Nationalsozialismus und radikale antijüdische Maßnahmen ein. Nach dem Vorbild von Einrichtungen in Wien und Prag gründete er in der Slowakei ein Forschungsinstitut für Nationalsozialismus namens Institut für Heimatforschung. Nach dem Ausbruch des antifaschistischen Aufstands bildete er Landwehr-Truppen der deutschen Minderheit namens Heimatschutz, die an der Unterdrückung des Nationalaufstands und Repressalien gegen die Zivilbevölkerung teilnahmen. Am Ende des Krieges organisierte er die Flucht der Angehörigen der deutschen Minderheit aus der Slowakei ins Deutsche Reich. Im März 1945 konnte er nach Deutschland fliehen, wo er sich unter falschen Namen versteckte. 1948 wurde er in Abwesenheit zur Todesstrafe verurteilt. Er lebte in Westdeutschland, dessen Behörden seine Auslieferung verweigerten. Er wirkte in sudetendeutschen Exilorganisationen.
I. Die Entwicklung der deutschen Großraumwirtschaft nach 1933 und die Eingliederung der Slowakei in diesen Prozess
Bei der Bewertung der slowakisch-deutschen Beziehungen in den Jahren 1939–1945 ist es notwendig, die Slowakei als Bestandteil eines größeren Wirtschaftsraums in Mittel- und Südosteuropas zu verstehen. NS-Deutschland sah in dieser Region nicht nur nach nationalsozialistischer, rassisch motivierter Vision einen deutschen Lebensraum, sondern auch einen Großwirtschaftsraum. Dieser Konzeption hingen die führenden Vertreter der deutschen Wirtschaft seit Anfang der 1930er Jahre an. Nach 1933 verbanden sich beide Vorstellungen zwar, doch behielten sie ein gewisses Maß an Autonomie: Während die erste Vision ideologisch-rassisch orientiert war, war die zweite pragmatisch-wirtschaftlich geprägt. Den Kern des angedachten Großwirtschaftsraums bildete Mittel- und Südosteuropa. Von dort aus sollte sich diese wirtschaftliche Konzeption über den ganzen europäischen Kontinent verbreiten.
Die Idee eines deutschen Großwirtschaftsraums nahm konkrete Gestalt an und ging in praktische Politik über, bevor die nationalsozialistische Ideologie die Erschließung neuen Lebensraums für Deutsche vorsah. Ursprünglich waren die Überlegungen zu einem Großwirtschaftsraum die Lösung für akute Bedürfnisse der deutschen Wirtschaft, die sich nach 1918 in Isolation befand und die Möglichkeit einer Expansion über die Grenzen des europäischen Kontinents verloren hatte. Die deutsche Wirtschaft lenkte daher ihre Aufmerksamkeit auf Mittel- und Südosteuropa. Die Führungskräfte deutscher Banken und Konzerne belebten ältere Pläne einer wirtschaftspolitischen Expansion nach Osten und Südosten wieder und nannten diese Bemühungen angelehnt an das romantische Schlagwort „Drang nach Osten“ „Drang nach Südosten“. Zugleich suchten sie so nach einer Ausdehnung ihres Einflusses. Sie traten Körperschaften zur Stärkung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit in der Region bei oder gründeten selbst Gesellschaften mit derartiger Orientierung. Von diesen Gesellschaften war, insbesondere nach 1930, der Mitteleuropäische Wirtschaftstag mit Sitz in Wien von richtungsweisender Bedeutung. Er wurde 1925 von den liberal orientierten Unternehmern und Volkswirten Elemér Hantos und Julius Meinl mit dem Ziel gegründet, den freien Handel im Donauraum zu expandieren1. In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre wurde der Verband jedoch von deutschen Unternehmern übernommen und in ein Werkzeug der wirtschaftlichen Expansion gewandelt. Geführt wurde er nunmehr von Max Hahn2 und Tilo von Wilmowsky3, dem Schwiegersohn der mächtigsten Person der deutschen Schwerindustrie, Gustav Krupp.4 Somit war der Verband mit Führungskräften der Schlüsselindustrien Deutschlands verknüpft. Mit dem Anbruch der Wirtschaftskrise erhielt die Gesellschaft neue Aufgaben. Auf dieser Grundlage erlangte die Idee eines deutschen Großwirtschaftsraums neuen Aufschwung. Die Krise bestätigte die Notwendigkeit des Aufbaus eines wirtschaftlich eigenständigen, unter deutscher Hegemonie stehenden Raums in Mittel- und Südosteuropa, der durch Planung und Regulierung gemeinsamer Wirtschaftsbeziehungen den Einflüssen der Wirtschaftskrise Widerstand leisten konnte. Nach diesem neuen Konzept sollten die Staaten der europäischen Region samt der Slowakei als sogenannte Ergänzungsräume die Aufgabe eines Rohstoff- und Lebensmittellieferanten