1 Andrej Hlinka (1864, Černová, heute Stadtteil von Ružomberok, Slowakei – 1938, Ružomberok) war römisch-katholischer Priester, Politiker, Unternehmer und Journalist. Er stammte aus einer slowakischen kinderreichen Arbeiterfamilie. Er studierte Theologie und war nach seiner Priesterweihe 1889 als katholischer Pfarrer in mehreren slowakischen Ortschaften tätig. Er schaltete sich in das politische Leben als Vertreter der slowakischen Nationalbewegung in Österreich-Ungarn ein und war wegen seines politischen Engagements in Gewahrsam. Im Jahr 1913 gründete er die selbstständige konservative klerikale Slowakische Volkspartei (Slovenská ľudová strana). Im Rahmen seiner Unternehmer- und Verlegertätigkeit gründete er eine Bank und gab ein Wochenblatt heraus. Zwar unterstützte er 1918 die Entstehung der Tschechoslowakei (ČSR), war jedoch mit der Stellung der Slowakei und der Slowaken im neugebildeten Staat unzufrieden und übernahm daher die Führung der Bewegung für die autonome Slowakei. Die durch ihn geleitete Volkspartei wurde in Hlinkas Slowakische Volkspartei (Hlinkova slovenská ľudová strana, HSĽS) umbenannt. Sie war christlich-sozial und national orientiert und verfolgte ein Hauptziel, die Autonomie der Slowakei, die im Oktober 1938 erreicht wurde. A. Hlinka starb allerdings kurz davor, im August 1938. Nach der Entstehung des selbstständigen Slowakischen Staates im März 1939 nutzte das neue Regime Hlinkas Popularität aus, erhob diesen zum Kult und benannte nach ihm die radikalen Organisationen Hlinka-Garde (Hlinkova garda) und Hlinka-Jugend (Hlinkova mládež).
2 Milan Hodža, JUDr., Prof. (1878, Sučany, heute Slowakei – 1944, Clearwater, USA) war Rechtsanwalt, Politiker und Volkswirt. Er stammte aus der slowakischen Familie eines evangelischen Pfarrers. Er studierte Rechtswissenschaften in Cluj-Napoca in Rumänien und Philosophie in Wien und erhielt den Titel Doktor der Rechtswissenschaft. Er wurde zu einem der bedeutendsten Vertreter des liberalen Flügels der slowakischen Nationalbewegung in Österreich-Ungarn. Er knüpfte Kontakte mit dem habsburgischen Hof und setzte sich für die Föderalisierung der Monarchie ein. Er gründete ein slowakisches Tages- und Wochenblatt. Er organisierte das slowakische Bankwesen wie auch das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen. Nach der Entstehung der ČSR war er der Hauptvertreter des slowakischen Flügels der regierungsangehörigen Agrarpartei. Er übte mehrere Ministerämter aus und wurde 1935 zum Regierungsvorsitzenden ernannt. Auf internationaler Ebene befürwortete er die Zusammenarbeit der Länder Mittel- und Südosteuropas (Kleine Entente, Donauer Konföderation). Nach dem Diktat von München vom September 1938 emigrierte er in die Schweiz und nach Frankreich, von wo aus er politisches Asyl anstrebte. 1941 wanderte er in die USA aus, wo er in Exilvereinigungen tätig war und 1944 starb.
3 Konrad Ernst Eduard Henlein (1898, Maffersdorf, heute Stadtteil von Liberec, Tschechien – 1945, Plzeň, Tschechien) war Bankbeamter, Lehrer und Politiker. Er stammte aus einer deutsch-tschechischen Beamtenfamilie. Er absolvierte die Handelsakademie in Jablonec (Gablonz). Im Ersten Weltkrieg kämpfte er an der italienischen Front. Nach der Entstehung der ČSR war er zuerst als Bankbeamter, dann Sportlehrer in der Stadt Aš (Asch) tätig. Er war Mitglied der Sudetendeutschen Turnbewegung und des deutschen Kameradschaftsbunds. 1933 gründete er die politische Organisation Sudetendeutsche Heimatfront, die 1935 in Sudetendeutsche Partei (SdP) umbenannt wurde. Henlein und seine Partei legten der Regierung der ČSR Forderungen der Sudetendeutschen vor. Henlein forderte zuerst nur die Autonomie und war Anhänger der Ideologie des österreichischen Philosophen Othmar Spann, allmählich radikalisierte er sich aber. Er begann, in der SdP die nationalsozialistische Ideologie und das Führerprinzip durchzusetzen. 1937 schwor er Hitler die Treue und die Zersplitterung der ČSR wurde zu ihrem gemeinsamen Ziel, das sie durch das München Abkommen im September 1938 erreichten. Henlein wurde zum Reichskommissar Sudetendeutscher Gebiete und im Mai 1939 zum Stellvertreter des Reichsgaus Sudeten mit Sitz in Liberec ernannt. Seine Partei fusionierte mit der NSDAP. Er trat in die SS ein und erhielt dort den Dienstgrad Obergruppenführer. Auf den genannten Posten war er für die Verfolgung der Juden, Tschechen und deutscher Antifaschisten im Sudetengebiet während des Krieges verantwortlich. Anfang Mai 1945 hatte er noch die Absicht, mit den US-Alliierten in der befreiten Stadt Pilsen zu verhandeln. Er wurde jedoch inhaftiert und beging anschließend Selbstmord.
4 Imrich Karvaš, JUDr., Prof. (1903, Varšany, heute Kalinčiakovo, Slowakei – 1981, Bratislava) war Rechtsanwalt, Volkswirt und Wissenschaftler. Er stammte aus einer kinderreichen slowakischen Notarsfamilie. Er studierte Rechtswissenschaften an der Comenius Universität in Bratislava, an der er später auch die Titel Dozent und Professor erhielt. Er widmete sich der Ökonomiewissenschaft, absolvierte mehrere Praktika in Westeuropa und den USA und war in Wirtschaftskörperschaften tätig. Im Herbst 1938 wurde er zum Handelsminister der zweiten Tschechoslowakischen Republik ernannt. Er gehörte zu den Befürwortern einer einheitlichen demokratischen ČSR und zu den Gegnern des Autonomismus und der HSĽS. Nichtsdestotrotz erhielt er als ausgewiesener Fachmann von J. Tiso, dem Regierungsvorsitzenden des neu entstandenen Slowakischen Staats, ein Angebot zur Zusammenarbeit. Er wurde Gouverneur der Nationalbank und 1942 Vorsitzender der Zentralbehörde für die Kriegswirtschaft im Obersten Versorgungsamt. Auf den genannten Posten leistete er einen Beitrag zur Währungsstabilität und der wirtschaftlichen Entwicklung der Slowakei. Allmählich schaltete er sich in die Widerstandsbewegung und die wirtschaftlichen Vorbereitungen des antifaschistischen Aufstands ein. Wegen dieser Tätigkeit wurde er von der Gestapo im September 1944 verhaftet und bis zum April 1945 in Wien, Brünn und Berlin interniert. Nach dem Krieg wurde er vor das Nationalgericht gestellt, jedoch aufgrund seiner Beteiligung an der Widerstandsbewegung freigesprochen. Er wurde Dekan der Fakultät für Rechtswissenschaften an der damaligen Slowakischen Universität in Bratislava. Nach dem Antritt des kommunistischen Regimes 1948 wurde er jedoch verfolgt und mehrmals inhaftiert. Erst die mit dem Prager Frühling verbundene politische Lockerung (1968) ermöglichte seine vollständige Rehabilitierung.
5 Peter Zaťko, Ing., Dr. (1903, Vavrišovo, heute Slowakei – 1978, Bratislava) war Volkswirt, Politiker und Wissenschaftler. Er stammte aus einer slowakischen evangelischen Familie. Er studierte an der Handelshochschule in Prag, die er mit einem Ingenieur- und Doktortitel abschloss. Er arbeitete in Wirtschaftskörperschaften und widmete sich den Wirtschaftswissenschaften. Zusammen mit weiteren Angehörigen der Jungen Intelligenz war er Herausgeber der Zeitschrift Politika. Er setzte sich für die gleichwertige Stellung der Slowakei in der ČSR, aber nicht für die slowakische Autonomie ein. Er war auch Würdenträger der evangelischen Kirche. In der Zeit der Autonomie wurde er Landtagsabgeordneter. Nach der Entstehung des Slowakischen Staats bot das neue Regime ihm Zusammenarbeit an, die er zuerst ablehnte. Später übernahm er einen Führungsposten in einer der Kriegswirtschaftsbehörden. Zusammen mit I. Karvaš beteiligte er sich an der wirtschaftlichen Entwicklung und half, dem seitens Deutschland ausgeübten wirtschaftlichen Druck entgegenzuwirken. Er schaltete sich in die Widerstandsbewegung und Vorbereitungen des Nationalaufstands ein. Er wurde Mitglied des illegalen Slowakischen Nationalrates, der nach dem Ausbruch des Nationalaufstands die Macht im aufständischen Gebiet übernommen hatte. Während des Aufstands war er auf dem Posten des Versorgungs- und Industriebeauftragten (Minister). Wegen seiner Beteiligung an der Widerstandsbewegung verurteilte das regierende Regime ihn in seiner Abwesenheit zur Todesstrafe, der er jedoch entkommen konnte. Nach dem Krieg war er als Wirtschaftsberater und stellvertretender