6 Gejza Medrický (1901, Banská Bystrica, heute Slowakei – 1989, Bratislava) war Politiker, Volkswirt und Journalist. Er studierte Medizin an der Universität in Prag, schloss sein Studium jedoch nicht ab. Er trat der autonomistischen HSĽS bei und zählte zu den Anhängern des konservativen Parteiflügels unter der Leitung von J. Tiso. Als Journalist war er u.a. für die Wirtschaftsrubrik des Partei-Tagesblattes Slovák verantwortlich. In der Zeit der Autonomie der Slowakei wurde er Abgeordneter des neugebildeten slowakischen Parlaments (Landtag) und nach der Entstehung des Slowakischen Staats Wirtschaftsminister. Er arbeitete an der Wiederbelebung der Wirtschaft und beteiligte sich an der Vorbereitung der „Arisierung“ jüdischen Eigentums, setzte sich jedoch für eine sukzessive, sogenannte mäßige „Arisierung“ ein. Als Anhänger des Präsidenten Tiso wurde er zum Vorsitzenden der Staatspartei HSĽS ernannt. Nach der Erweiterung des Einflusses des radikalen Parteiflügels im Sommer 1940 wurden mehrere, erfolglose Versuche unternommen, ihn seinem Ministerposten abzuberufen. Er blieb Anhänger Tisos und Befürworter des selbstständigen Staates, auch nach dem Ausbruch des antifaschistischen Aufstands, den er persönlich verurteilte. Im März 1945 versuchte er zusammen mit weiteren Regimevertretern in den Westen zu emigrieren, wurde jedoch festgenommen und an die ČSR ausgeliefert. 1947 wurde er wegen seiner Zusammenarbeit mit dem slowakischen Regime zu sieben Jahren Haft verurteilt.
7 Mikuláš Pružinský, JUDr. (1886, Liptovský Mikuláš, heute Slowakei – 1953, Partizánska Ľupča, Slowakei) war Politiker, Volkswirt und Gutsbesitzer. Er stammte aus einer niederadligen slowakischen Familie. Er studierte Rechtswissenschaften in Cluj-Napoca in Rumänien und Budapest und erhielt den Titel Doktor der Rechtswissenschaft. Bis 1918 war Gutsbesitzer. Nach der Entstehung der ČSR trat er der autonomistischen Partei HSĽS bei, gehörte dem konservativen Parteiflügel an und wurde als HSĽS-Abgeordneter in das Parlament wie auch in die regionale Verwaltung gewählt. In der Zeit der Autonomie der Slowakei war er Wirtschaftsminister. Anfang März 1939 leitete er die slowakische Delegation, die sich in Berlin mit Göring traf, der der Slowakei wirtschaftliche Hilfe versprach, sofern die Slowakei sich als autonom erklärte. Nach der Entstehung des Slowakischen Staats wurde Pružinský Finanzminister und trug zur Wiederbelebung der Industrialisierung bei. Ebenso wurde er Landtagsabgeordneter und im September 1944 stellvertretender Vorsitzender der neuen Regierung. Im März 1945 versuchte er zu emigrieren, wurde jedoch durch die Alliierten festgenommen und an die ČSR ausgeliefert. 1947 wurde er zu sieben Jahren Haft verurteilt. Er starb kurz nach seiner Entlassung im Jahr 1953.
8 Július Stano, Ing. (1900, Ružomberok, heute Slowakei – 1971, Ružomberok) war Techniker, Politiker und Volkswirt. Er studierte Maschineningenieurwesen in Brünn. Er trat der HSĽS bei, deren Leitung er bald übernahm. Desgleichen war er eine führende Persönlichkeit der katholischen Studentenbewegung. In der Zeit der Autonomie der Slowakei und des Slowakischen Staates bis zur seiner Abberufung im September 1944 bekleidete er das Amt des Ministers für Verkehr und Öffentliche Arbeiten. Er war auch Landtagsabgeordneter und wurde 1942 zum Generaldirektor der Slowakischen Stromkraftwerke ernannt. Im März 1945 versuchte er, zu emigrieren, wurde aber nach der Festnahme durch die Alliierten an die ČSR ausgeliefert. Wegen seiner politischen Tätigkeit wurde er zu vier Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Entlassung war er als Beamter tätig.
9 Anmerkung: In der Slowakei erfolgte die „Arisierung“, d.h. die Enteignung jüdischen Eigentums, in zwei Phasen: Ab Herbst 1938, d.h. in der Zeit der autonomen Slowakei, bis zum Sommer 1940 erfolgte die erste sogenannte „evolutionäre oder mäßige Phase der Arisierung“ und seit Sommer 1940 die zweite sogenannte „revolutionäre oder radikale Phase der Arisierung“. In der ersten Phase wurden Konzepte zur Durchführung der geplanten Arisierung erstellt. Im April 1940 wurde das sogenannte erste Arisierungsgesetz verabschiedet. Nach diesem Gesetz wurden jüdische Unternehmen gegen eine finanzielle Entschädigung enteignet, die von einem neuen „arischen Erwerber, einem Arisator“ an den jüdischen Eigentümer gezahlt wurde. Ziel der Arisierung waren mittelgroße und kleine jüdische Unternehmen. Große, wichtige Unternehmen des jüdischen Kapitals sollten vorübergehend in den Händen der ursprünglichen Eigentümer bleiben, da das Regime nicht über genügend „nichtjüdische“ Experten und Fachkräfte verfügte, die diese wichtigen Unternehmen führen konnten. Die zweite „revolutionäre Phase der Arisierung“ begann im Sommer 1940, nachdem der radikale Flügel des Regierungsregimes mit Unterstützung von NS-Deutschlands an die Macht kam. Ab diesem Zeitpunkt wurden Unternehmen sowie anderes jüdisches Eigentum vom Staat entschädigungslos enteignet und anschließend an die neuen „arischen Eigentümer – Arisatoren“ verkauft. Zu dieser Zeit galt die „Arisierung“ bereits für große Aktiengesellschaften jüdischen Kapitals. Die meisten von ihnen wurden jedoch bereits durch reichsdeutsche Banken und Konzerne kontrolliert. Formal gab es ordnungsgemäße Kapitaltransaktionen und Kaufverträge, aber tatsächlich wurden die jüdischen Eigentümer gezwungen, ihre Aktien abzugeben.
10 Jozef Tiso, ThDr. (1887, Bytča, heute Slowakei – 1947, Bratislava) war römisch-katholischer Priester, Politiker und Journalist, stammte aus einer slowakischen kinderreichen Handwerkerfamilie. Er studierte Theologie in Wien, sein Studium schloss er mit dem Doktortitel ab. Bis 1918 übte er sein Amt als katholischer Priester aus und war auch in der Wirtschaft, Pädagogik und Publizistik tätig. Er trat der ungarischen Katholischen Volkspartei (Néppart ) bei. Nach der Entstehung der ČSR wechselte er das politische Lager, trat der slowakischen autonomistischen klerikalen HSĽS bei und vertrat diese zuerst als Abgeordnete. Als die HSĽS Ende der 20er Jahre für eine kurze Zeit an die Regierung kam, wurde er Minister für Gesundheitswesen. In den 30er Jahren wurde er zum stellvertretenden Parteivorsitzenden und nach Hlinkas Tod im August 1938 zum Vorsitzenden der HSĽS gewählt. Er gehörte zu den Hauptinitiatoren der Erklärung der Autonomie der Slowakei. Er war Vorsitzender der autonomen Regierung, nach der Unabhängigkeit der Slowakei im März 1939 Regierungsvorsitzender und im Oktober 1939 Präsident der Slowakischen Republik. Er spielte eine Schlüsselrolle beim Aufbau des autoritären Einparteisystems der HSĽS unter dem Patronat des nationalsozialistischen Deutschlands wie auch zur Durchsetzung der Politik des Antisemitismus. Zugleich war er Befürworter der katholischen Soziallehre und des Ständestaats, der in der Slowakei nach der Verfassung vom Juli 1939 aufgebaut werden sollte. Unter seitens Deutschland ausgeübten Drucks nahm er 1940 die Ideologie des Nationalsozialismus und folglich auch den Titel des Führers an. Dabei ging er mit dem radikalen Flügel des regierenden Regimes einen Kompromiss ein und öffnete den Weg für radikale Arisierung und Deportationen von Juden in Vernichtungslager. 1942 wurden die Deportationen auf seine Initiative hin eingestellt. Tiso blieb dem Bündnis mit dem nationalsozialistischem Deutschland auch nach dem Ausbruch des Slowakischen Nationalaufstands im August 1944 treu. Nach dem Krieg versuchte er, in den Westen zu emigrieren, wurde jedoch von den Alliierten in die neuentstandene ČSR ausgeliefert und vor das Nationalgericht gestellt. Er wurde als Verantwortlicher für Deportationen von Juden und die Repressalien nach der Unterdrückung des Nationalaufstands angeklagt und zum Tode verurteilt. Seine Hinrichtung erfolgte im April 1947.
11 Vojtech Tuka, JUDr., Prof. (1880, Štiavnické Bane, heute Slowakei – 1946, Bratislava) war Rechtsanwalt, Universitätspädagoge und Politiker. Er stammte aus einer slowakisch-ungarischen Lehrerfamilie. Er studierte Rechtswissenschaften in Budapest und erhielt mit 21 Jahren den Titel Doktor der Rechtswissenschaft. Bis 1918 war als Professor der Rechtswissenschaften an der Universität in Pécs in Ungarn und an der ungarischen Universität Hl. Elisabeth in Bratislava tätig. Er trat der ungarischen Christlich-sozialen Landespartei (Krajinská kresťansko-sociálna strana) bei. Nach der Entstehung der ČSR bewarb er sich um eine Professur an der neugegründeten Comenius Universität in Bratislava. Seine Bewerbung wurde jedoch abgelehnt, womit er sich nur schwer abfinden konnte. Er trat der autonomistischen Bewegung innerhalb der HSĽS bei und gründete die halbmilitärische Vereinigung Rodobrana. 1929 forderte er offen