Es entstand ein großer Sturmwind,
Mächt’ge Wallung in dem Meere,
Trug den alten Wäinämöinen,
Schwemmt ihn weiter fort vom Lande
Auf den weiten Wasserstrecken
Auf den ausgedehnten Fluthen.
Darauf prahlte Joukahainen
Selber laut auf diese Weise:
„Wirst, o alter Wäinämöinen,
Nimmermehr in deinen Leben
Nimmermehr mit deinen Augen,
Nie solang das Mondlicht leuchtet,
Seh’n die Fluren von Wäinölä,
Nie die Flächen Kalewala’s!“
„Schwimm im Meere sechs der Jahre,
Folg’ den Wogen sieben Sommer,
Rausche jetzo acht der Jahre
In den weiten Wasserstrecken,
In den ausgedehnten Fluthen,
Wie die Fichte sechs der Jahre,
Wie die Tanne sieben Jahre,
Acht der Jahre wie ein Baumstumpf!“
Ging dann wieder in die Stube,
Wo die Mutter also fragte:
„Hast den Wäinö du getroffen,
Ihn, den Helden von Kalewa?“
Gab der junge Joukahainen
Ihr zur Antwort diese Worte:
„Hab den Wäinö schon getroffen,
Ihn, den Helden von Kalewa,
Daß er nun das Meer durchfege,
Er die Fluthen munter kehre,
In den schlummerreichen Wellen;
In der Fluthen weiten Spiegel
Fiel der Alte mit den Fingern,
Stürzt’ er mit dem Handgelenke,
Krümmte sich auf eine Seite,
Blieb dann auf dem Rücken liegen,
Um so durch die Fluth zu treiben,
Durch die Wellen hinzusteuern.“
Doch die Mutter sprach die Worte:
„Schlecht hast du gethan, o Ärmster,
Daß auf Wäinö du geschossen,
Auf den Helden von Kalewa,
Auf den Helden Suwantola’s
Auf die Zierde Kalewala’s.“
Siebente Rune.
Wäinämöinen alt und wahrhaft
Schwamm so durch die tiefen Wogen,
Wandert wie ein Zweig der Fichte,
Wie ein dürres Reis der Tanne
Sechs der schönsten Sommertage,
Sechs der Nächte nach einander,
Vor sich hatte er die Fluthen,
Hinter sich den klaren Himmel,
Schwimmet ferner zwei der Nächte,
Zwei der allerlängsten Tage;
Endlich in der Nächte neunter,
Nach Verlauf des achten Tages
Ward der Alte ungehalten,
Fühlt er großes Mißbehagen,
Denn der Zehe fehlt der Nagel
Und dem Finger die Gelenke.
Wäinämöinen, er, der alte
Sprach da selber diese Worte:
„Wehe mir, dem armen Manne,
Wehe mir, dem Unglückskinde,
Daß das eigne Land verlassend,
Aus der Heimath ich gegangen,
Um nun unter freiem Himmel
Tag’ und Monde hier zu wandern,
Von dem Sturme stark geschaukelt,
Von den Wogen arg gewieget
Auf den weiten Wasserstrecken,
Auf den ausgedehnten Fluthen;
Frostig ist mir hier das Leben,
Schmerzhaft ist es hier zu weilen
Immerfort in diesen Wogen,
Auf dem Wasser hinzuziehen.“
„Weiß ja nicht, wie ich hier leben,
Wie ich mich verhalten solle
Jetzt in diesen schlechten Zeiten,
In den harten Unheilsstunden:
Soll mein Haus im Wind’ ich bauen,
Auf den Wogen meine Stube?“
„Baute ich mein Haus im Winde,
Fänd’s im Winde keine Stütze,
Baut’ ich meine Stub’ im Wasser,
Würd’ das Wasser sie entführen.“
Her von Lappland kam ein Vogel,
Aus dem Dämmerland ein Adler,
Nicht gehört er zu den größten,
Keineswegs auch zu den kleinsten,
Streift das Meer der eine Flügel,
Reicht der andre an den Himmel,
Durch die Wogen fegt der Bürzel,
An die Klippen schlägt der Schnabel.
Fliegt umher und hält dann inne,
Schaut sich um und blickt nach hinten,
Sieht den alten Wäinämöinen
Auf dem blauen Meeresrücken:
„Weshalb bist du, Mann, im Meere,
Du, o Held, im Naß der Wogen?“
Wäinämöinen alt und wahrhaft
Redet selber diese Worte:
„Deshalb bin ich Mann im Meere,
Ich, der Held, im Naß der Wogen,
Ging zum Nordland um zu freien
Um des Düsterlandes Jungfrau.“
„Hastig jagt’ ich auf dem Wege
Längs der großen Meeresfläche,
Da gerieth ich eines Tages
Um die Zeit der Morgenstunde
An die Bucht von Luotola,
An die Strömung von Joukola,
Wo mein Roß mir todt geschossen,
Wo man mich zu treffen dachte.“
„Stürzte darauf in das Wasser,
Mit den Fingern in die Fluthen,
Daß der Sturm mich heftig wiegte,
Daß die Wogen mich bewegten.“
„Her von Nordwest kam ein Sturmwind,
Her von Ost ein starker Windstoß,
Dieser trieb mich weit vom Lande,
Führt’ mich fort in ferne Strecken;
Ward gewieget viele Tage,