Nimmt die Angel in die Tasche,
In den Sack den Widerhaken,
Fängt dann rüstig an zu rudern,
Rudert zu des Eilands Ende,
Kommt zur nebelreichen Spitze,
Zu dem waldungsreichen Ufer.
Machte dort sich an das Angeln,
Weilte stets bei seiner Fangschnur,
Wandte sich mit seinem Handnetz,
Ließ die Angel dort ins Wasser,
Angelte und zog den Haken;
Zitternd schwankt die Kupferruthe,
Zischend rauscht der Silberfaden
Und das goldne Schnürchen sauset.
Endlich nun an einem Tage
Und an einem schönen Morgen
Biß ein Fischlein in die Angel,
Faßt’ ein Lachs am Eisenhaken;
Rasch zog er den Fisch ins Fahrzeug,
Zog ihn auf des Bootes Boden.
Wendet und beschaut das Fischlein,
Redet selber diese Worte:
„Ist ein wunderschönes Fischlein,
Hab’ dergleichen nie gesehen:
Glatter ist es als der Schnäpel,
Schimmernder denn Lachsforellen,
Grauer ist’s als große Hechte,
Flossenärmer als ein Weibchen,
Und zu nackend für ein Männchen,
Hat nicht Binden wie ein Mädchen,
Nicht den Gurt der Wassertochter,
Hat nicht Ohren wie ein Hühnchen,
Ist als Meereslachs gestaltet,
Als ein Barsch aus tiefen Fluthen.“
Wäinämöinen hat im Gürtel
Stets mit Silberscheid’ ein Messer,
Nimmt das Messer von der Seite,
Aus der silberreichen Scheide,
Um das Fischlein zu zerstückeln,
Um den Lachs rasch zu zerschneiden
Sich zu einem Morgenbissen,
Sich zur Speise in der Frühe,
Sich zu gutem Mittagsmahle,
Sich zur Abendkost ein Stückchen.
Fing den Lachs an zu zerschneiden,
Will den Bauch des Fisches spalten,
Hurtig schlüpft der Lachs ins Wasser,
Springt ins Meer das bunte Fischlein
Aus des braunen Bootes Boden,
Aus dem Nachen Wäinämöinens.
Hob den Kopf dann aus den Wellen,
Hob hervor die rechte Schulter
Mit dem fünften Stoß des Windes,
Bei dem sechsten Netzgestelle,
Reicht hervor der Hände rechte,
Läßt der Füße linken blicken
Auf der siebenten der Flächen,
Auf der neunten Wogenwölbung.
Sprach dann selber diese Worte,
Ließ sich selber so vernehmen:
„O du alter Wäinämöinen!
Nimmer bin ich hergekommen
Als ein Lachs recht zum Zerschneiden,
Als ein Fischlein zum Zerstückeln,
Dir zu einem Morgenbissen,
Dir zur Speise in der Frühe,
Dir zu gutem Mittagsmahle,
Dir zur Abendkost, o Alter.“
Sprach der alte Wäinämöinen:
„Weshalb bist du denn gekommen?“
„Deshalb war ich hergekommen,
Dir im Arm zu ruhn als Hühnchen,
Stets zur Seite dir zu sitzen,
Dir als Gattin für dein Leben,
Dir das Lager zu bereiten,
Dir das Kissen hinzulegen,
Dir die Wohnung rein zu halten,
Auszukehren dort den Boden,
Feuer in die Stub’ zu bringen,
Dort die Flamme anzufachen,
Dir zu backen dicke Bröte,
Honigbrot dir zu bereiten,
Dir den Krug voll Bier zu bringen,
Vorzusetzen dir die Speise.“
„War ja nicht ein Lachs des Meeres,
Nicht ein Barsch aus Fluthentiefen;
Bin ein muntres, junges Mädchen,
Joukahainen’s junge Schwester,
Die du lange hast gewünschet
Und dein Lebenlang geliebet.“
„O du alter Thor voll Dummheit,
Wäinämöinen ohne Einsicht,
Nicht verstandst du festzuhalten
Mich, Wellamo’s Wellenjungfrau,
Mich, der Fluthen einz’ge Tochter!“
Sprach der alte Wäinämöinen
Schiefen Hauptes, schlechter Laune:
„Bist du Joukahainen’s Schwester,
O so komme, bitt’ ich, wieder.“
Nimmer kommt sie nochmals wieder,
Nimmer während dieses Lebens,
Tauchte hastig in die Fluthen,
Von des Meeres Oberfläche
In die buntgestreiften Steine,
In die leberfarbnen Spalten.
Wäinämöinen alt und wahrhaft
Überlegte nun und dachte,
Wie zu sein und wie zu leben;
Zog voll Fleiß das feine Netzlein
Kreuz und quer durch das Gewässer,
Durch die Buchten, durch die Engen,
Zieht es durch das stille Wasser,
Zieht es durch des Lachses Klippen,
Durch die Fluthen von Wäinölä,
Durch die Klippen Kalewala’s,
Durch die dunkelfarbnen Tiefen,
Durch den großen Meeresrücken,
Durch die Flüsse von Joukola,
Durch der Lappen Buchtenstrecken.
Fing gar viel von andern Fischen,
Fast von allen Meeresfischen,
Fing nur nicht das liebe Fischlein,
Das er stets im Sinne hatte,
Nicht Wellamo’s Wogenjungfrau,
Nicht der Fluthen einz’ge Tochter.
War der alte Wäinämöinen
Schiefen Hauptes, schlechter Laune,
Hatte gar zu schief die Mütze,
Redet selber diese Worte: