Ausgangspunkt für die sehenswerte See-Fahrt ist das populäre Navy Pier. Mehrfach täglich legen hier die Schiffe von Shoreline Sightseeing – unterhalb des weithin sichtbaren Riesenrades – ab. Entsprechend fotogen präsentiert sich nun das Navy Pier. Schließlich nimmt der Kapitän Kurs gen Süden und steuert in Richtung Museum Campus mit dem bekannten Adler Planetarium direkt am Seeufer. Während der Fahrt eröffnet sich ein unvergesslicher Blick auf die weiten Grünanlagen, umgeben von zahlreichen Hochhäusern. Auch der 442 Meter hohe Willis Tower lässt sich erspähen. In die andere Richtung, also gen Osten, wirkt der Lake Michigan indes nicht mehr wie ein See, sondern erscheint als Meer. Kein Wunder: Der See ist fast eineinhalbmal so groß wie die ganze Schweiz, der Bodensee würde gar mehr als hundertmal hineinpassen.
Blick vom Lake Michigan auf die berühmte Skyline
Schließlich fährt das Ausflugsschiff eine 180-Grad-Kehre und nimmt Kurs auf das nördliche Chicago – also zur anderen Seite des Navy Pier. Nachdem erneut die etwa eine halbe Meile lange Vergnügungsmeile auf dem ehemaligen Marine-Areal passiert ist, fällt der Blick vor allem auf die schönen Strände (siehe auch Seite 50, Tipp 9). Oak Street Beach und Ohio Street Beach lassen für einen Moment vergessen, dass man sich gerade in einer knapp drei Millionen Einwohner zählenden Metropole befindet. Nach 40 Minuten ist schließlich wieder der Anleger erreicht. Ein kurzer Ausflug – aber mit dem Potenzial für viele unvergessliche Skyline-Fotos. Zudem lässt sich die Fahrt mit einem Bummel durch die Geschäfte, Museen und Fahrgeschäfte am Navy Pier verbinden.
Die Bootstouren starten am Navy Pier.
Gut zu wissen: Die Bootsfahrten werden auch passend zum Feuerwerk angeboten, das in den Sommermonaten jeden Mittwoch und Samstag den Küstenstreifen und das Navy Pier erleuchtet.
INFO
Lage: Die Boote für die Ausflugsfahrt über den See legen am Navy Pier ab.
Anfahrt: Wer nicht zu Fuß unterwegs ist, erreicht die Seebrücke mit den CTA-Bussen 2, 29, 65, 66 und 124, alternativ per Taxi oder Mitfahrdienst. Außerdem verkehren Wassertaxis (shorelinesightseeing.com/tours-taxis/taxis) zwischen Navy Pier und Willis Tower bzw. Museum Campus, Preis: je nach Strecke und Wochentag zwischen 6 und 10 USD pro Fahrt, Kinder 3 bis 5 USD. Wer mit dem Auto anreist, zahlt für bis zu sechs Stunden Parken 37 USD, zwei Stunden Parkzeit kosten 32 USD.
Aktivitäten:
Die beschriebene Bootstour von Shoreline Sightseeing dauert rund 40 Minuten und kostet pro Person 23 USD, Kinder 8 USD. Die Fahrten zum Feuerwerk dauern zwischen 75 und 90 Minuten und kosten ab 38 USD für Erwachsene, Kinder ab 18 USD; shorelinesightseeing.com
Mystic Blue Dinner Cruises wiederum organisiert längere Bootsfahrten als Brunch-, Lunch- oder Dinnertouren. Die zwei- bis dreistündige Dinner-Fahrt wird ab 80 USD pro Person angeboten; mysticbluecruises.com/chicago
Wer hingegen einen Viermaster bevorzugt, steigt auf ein Segelschiff von Tall Ship Windy Chicago. Die 75-minütigen Touren kosten ab 37 USD für Erwachsene, Kinder ab 14 USD. Die 90-minütigen Segeltörns zum Feuerwerk kosten ab 43 USD für Erwachsene, Kinder ab 24 USD; tallshipwindy.com
Hinweis: Alle Fahrten werden nicht im Winter angeboten.
5. ANDERSONVILLE, PILSEN UND BUCKTOWN: CHICAGOS MULTIKULTI-MIX
Die Millionenmetropole bietet mehr als nur Hochhäuser, Museen und öffentliche Kunstwerke in der Stadt: Wer Downtown verlässt und Stadtteile wie Andersonville, Pilsen und Bucktown besucht, erlebt internationales Flair – von schwedisch bis mexikanisch.
Andersonville ist schwedisch geprägt.
Zu den charmantesten Stadtteilen Chicagos zählt zweifelsohne das nördlich gelegene Andersonville. Das schwedische Lokalkolorit geht so weit, dass hier alljährlich im Juni die Sonnenwende gefeiert wird. Ganzjährig verschafft das Swedish American Museum einen Überblick zur Geschichte der Einwanderer. Aber nicht nur angesichts des nordischen Einschlags lohnt ein Besuch: Hier in Andersonville ist Amerikas Alltag zu Hause, sind noch viele lokale Geschäfte und Restaurants jenseits der bekannten weltumspannenden Ketten zu finden. Zwischendrin liegt gern auch einmal eine Bäckerei mit typisch skandinavischen Backwaren. Überdies ist der Stadtteil mittlerweile eine der beliebtesten Wohngegenden der lokalen LGBTQ-Szene, die für ein ganz eigenes, von Freiheit geprägtes Lebensflair sorgt. Ein Besuch in Andersonville lässt sich auch gut mit einem Abstecher an den Strand verbinden – der Montrose Beach (siehe Seite 46, Tipp 9) liegt nicht weit entfernt. Und abends bietet sich eine Visite der angeblich früher von Al Capone betriebenen Jazzbar Green Mill (siehe Seite 42, Tipp 7) an.
Restaurant im Andersonville
Farbenfrohes Mural im Stadtteil Pilsen
Ganz anders präsentiert sich hingegen der Stadtteil Pilsen, südwestlich des Zentrums. Auf den ersten Blick fühlen sich Besucher in eine europäische Altstadt versetzt. Wenig überraschend, schließlich wurde die Gegend im späten 19. Jahrhundert verstärkt von tschechischen Einwanderern bevölkert. Aber auch andere Immigranten aus Osteuropa zog es hierher. Sie verdrängten Deutsche und Iren, die sich zuvor in dem Stadtteil niedergelassen hatten. Heute hingegen dominiert mexikanischer Lifestyle. Schon 1970 überstieg die Zahl der Einwanderer aus Mexiko sowie weiteren lateinamerikanischen Ländern die tschechische Gemeinde. Entsprechend genießen Urlauber heute einen bunten, entspannten Alltag. Restaurants und Bars bieten authentische Küche und Musik. Hinzu kommt eine pulsierende Kunstszene, schon von Weitem dank großer Wandmalereien zu erkennen. Boutiquen und Galerien zeigen ganz andere Waren und Exponate, als man sie eigentlich in einer nordamerikanischen Metropole erwarten würde. Beliebt ist auch das National Museum of Mexican Art, die größte Schau für lateinamerikanische Kunst in den USA. Kein Wunder, dass Pilsen schon vom Magazin Forbes als eines der „12 coolsten Viertel der Welt“ gewürdigt wurde.
Wicker Park gilt als aufstrebendes Viertel.
Zu den dynamischsten Vierteln Chicagos zählt indes Bucktown, das viele mit New Yorks Stadtteilen Williamsburg und Greenpoint vergleichen. Schick, aber nicht versnobt, und Heimat vieler junger Künstler und Designer. Auch neue Restaurants, Cafés und Nachtclubs etablieren sich schnell. Am besten erkundet man den Stadtteil bei einem gemütlichen Spaziergang, der nachmittags beginnt und spät in die Nacht endet. An Bucktown grenzen der ebenfalls hippe Stadtteil Wicker Park sowie das ukrainische Viertel Ukrainian Village mit vielen typischen Restaurants, kreativen Galerien und eindrucksvollen Kirchen.
Bucktown lockt mit kreativer Kultur- und Restaurantszene.
INFO
Andersonville: Der nördliche Stadtteil lässt sich gut mit der Red Line (Station Bryn Mawr) erreichen. Das Swedish American Museum ist täglich von 10 bis 16 Uhr (am Wochenende erst ab 11 Uhr) geöffnet. Erwachsene zahlen 6 USD Eintritt pro Person, Kinder 4 USD; 5211 N Clark Street, Chicago, IL