Christen, die noch nie wirklich für ihren Glauben verfolgt wurden, können es sich nicht vorstellen, aber aus dem Leiden um Jesu willen erwächst ein enormer Segen, da die Betroffenen eine regelrechte Umwandlung erleben. Christen, die Gefängnis, Schläge und Drangsal um Jesu willen hinter sich haben, sind nicht mehr dieselben. Manchmal erkennen ihre eigenen Verwandten sie kaum wieder, weil sie inmitten ihres furchtbaren Leidens Christus auf eine Art erlebt haben, wie dies den meisten von uns nie vergönnt ist.
Die verfolgten Christen von heute sind das neue Gesicht authentischen Glaubens. Sie sind erfüllt von dem leidenschaftlichen Wunsch, für Christus zu leben oder zu sterben. Wir Christen im Westen können viel von ihnen lernen.
Die acht Geschichten in diesem Buch stellen Ihnen einige dieser mutigen Gläubigen vor. Sie haben es gelernt, sich an Jesus zu klammern, wie ein Ertrinkender sich an den Rettungsring klammert. Und dabei haben sie entdeckt, dass Jesus allein genügt, um sie an die Hand zu nehmen und durch eine Feuerprobe nach der anderen zu führen – nicht am Leid vorbei, sondern mitten hindurch.
Malik, ein Jünger von Jesus aus dem Nahen Osten, sagte mir einmal: „Jeder Christ sollte mindestens einmal im Leben wegen seines Glaubens ins Gefängnis kommen; das tut einfach gut!“
Würden Sie ihm zustimmen? Und dieser ehemalige Muslim fuhr fort: „Wenn man einmal die Einsamkeit einer Gefängniszelle erlebt hat, ist man nicht mehr derselbe. Wenn man spürt, dass Jesus imstande ist, diese Einsamkeit zu 100 Prozent, ja zu mehr als 100 Prozent auszufüllen – das ist etwas Gewaltiges! Meine tiefsten geistlichen Erkenntnisse habe ich auf dem kalten Betonfußboden meiner Zelle gewonnen, wo wir nur zu zweit waren – Jesus und ich.“
Malik ist nicht der Einzige mit dieser Überzeugung. Eine neue Generation von Christen wächst heran, die sich selbst von der härtesten Verfolgung nicht stoppen lässt. Diese treuen Gläubigen trotzen den größten Gefahren und geben die Liebe von Jesus weiter. Lesen Sie Ihre Zeitung, notieren Sie sich, wo überall Krieg, Armut, Rassismus, religiös motivierte Gewalt oder Mord an der Tagesordnung sind. Mitten in diesem Elend wächst und gedeiht die Kirche von Jesus Christus, dank solcher Menschen wie denen, die Sie auf den folgenden Seiten kennenlernen werden.
Eine Botschaft für Sie persönlich
Dieses Buch nimmt Sie mit auf eine Reise in einen Bereich, wo Sie wahrscheinlich noch nie waren: Sie werden gleich in den Untergrund gehen, dort, wo die Gemeinde von Jesus ist. Während in der öffentlichen Welt oft das Chaos herrscht, leben die Christen in dem tiefen Frieden und der Geborgenheit, die nur der erlebt, der Jesus kennt.
Wir sehen heute weltweit das Aufkommen einer neuen Jesusbewegung. Angeführt wird sie von verfolgten Christen. Sie haben von Gott eine Gabe bekommen, die die meisten von uns dankend ablehnen würden: die Fähigkeit, enormes Leiden zu ertragen und daraus gestärkt hervorzugehen. Die christlichen Pioniere an den Außenposten der Christenheit sind sich über eines im Klaren: Wer entschlossen Jesus nachfolgt, begibt sich auf Kollisionskurs mit den Machthabern. Sie wissen, dass Schläge, Gefängnis, Folter und vielleicht der Tod auf sie zukommen, aber es hält sie nicht ab; sie marschieren weiter, als Menschen, denen Jesus Christus mehr bedeutet als alles andere.
Wird die Verfolgung auch in die westliche Welt kommen? Das ist durchaus möglich, und dann können die Erfahrungen von Christen, die bereits siegreich durch den Feuerofen der Verfolgung gegangen sind, wie ein Rettungsanker für uns sein. Und wenn die Verfolgung nicht in Ihr Land kommt? Dann brauchen Sie diese Geschichten vielleicht noch mehr, denn sie werden Ihnen helfen, die Flamme Ihrer Leidenschaft für Jesus neu zu entfachen. Es ist unmöglich, diese unglaublichen, aber wahren Berichte zu lesen und nicht von ihnen bewegt zu werden.
Der Kampf ist voll entbrannt. Wird die Christenheit ihn gewinnen oder verlieren? Dieses Buch bringt Ihnen Siegesmeldungen von der vordersten Front, wo die Gemeinde Jesu kämpft. Der Kampf ist hart und nichts deutet darauf hin, dass er bald aufhören wird. Und doch ist dies eine unserer größten Stunden.
1
Piraten in Somalia
Der Somalier schaute zu dem Sarg hinunter, der zu seinen Füßen auf der offenen Ladefläche des Lkws lag. Der Laster rumpelte nach Westen, Richtung Kenia. Ein Schlagloch unter dem linken Vorderrad ließ dem Mann das Gewehr vom Schoß rutschen. Er packte den Lauf, legte die Waffe wieder zurecht, verzog spöttisch den Mund und drehte den Kopf von der makabren Ladung weg. Es half natürlich nichts, außer der psychologischen Wirkung, diesem elenden Job nicht ganz ausgeliefert zu sein. Der Gestank von dem verwesenden Leichnam umgab den Lkw wie eine unsichtbare Dunstglocke. Eine Stunde noch … Er fragte sich, wie er das schaffen sollte. Was er brauchte, war ein Zwischenstopp zum Mittagsgebet. Der Mann schielte zurück zu der mannsgroßen Kiste.
Im Sarg kämpfte Azzam Azziz Mubarak gegen seinen Würgereiz an. Der drei Tage alte Leichnam über ihm drückte auf die Brust des blinden Passagiers. Jeder Atemzug erforderte nicht nur Kraft, sondern auch den bewussten Entschluss, die Nasenlöcher davon zu überzeugen, dass sie diese Verwesungsluft brauchten. Das Ende des Leichentuchs pellte sich von Azzams schweißgetränkter Wange ab, als er den Kopf zur Seite drehte, um mehr Raum zum Atmen zu finden. Er bewegte das linke Bein – der einzige Teil seines Körpers, der nicht unter der Leiche lag. Gut, dass der Verstorbene nur ein Bein gehabt hatte. Er hatte das zweite ohne Zweifel vermisst; Azzam war dankbar für seine Abwesenheit, die das Gewicht, das auf ihm lag, etwas erträglicher machte.
Wenn das so weitergeht, bin ich erstickt, bevor wir an der Grenze sind …
Der Lebende im Sarg hob mühsam den Kopf. Er presste den Hinterkopf gegen das Ende der Kiste, um sich (und den Toten über ihm) abzustützen, dann drückte er mit seinem rechten Zeigefinger vorsichtig gegen den Deckel und hob ihn einen Fingerbreit hoch. Das grelle Tageslicht, das durch die Öffnung blitzte, ließ ihn die Augen zusammenkneifen. Er schielte zu dem Mann mit dem Gewehr hin, der dieses gerade wieder auf seinem Schoß zurechtlegte. Er schaute nach, ob die Waffe gesichert war, dann drehte er den Kopf zur Fahrerkabine hin, um mit dem Fahrer zu reden. Azzam schnappte die Worte „Mittag“ und „Gebet“ auf. Der Wagen schwenkte an den Straßenrand, wo er mit einem Ruck zum Stillstand kam.
Azzam zog den Sargdeckel geräuschlos wieder zu. Der Laster bebte, als der Wächter über die Ladefläche kletterte. Die Fahrertür knallte zu und die Stimmen der beiden Männer wurden leiser, als sie zu einer Ansammlung von Bretterbuden gingen, die vielleicht hundert Meter weiter rechts standen.
Kaum waren sie weg, befreite Azzam Arme, Oberkörper und Kopf vom Gewicht des Toten, stützte sich auf dem rechten Ellbogen ab, drückte mit der linken Hand den Sargdeckel nach oben und schob den Kopf vorsichtig in die Mittagsluft. Gegen den Gestank, den er die letzten Stunden eingeatmet hatte, wirkte sie wie eine frische Brise in den Bergen. Von einem offenen Feuer vor einer der Hütten kam der Duft gebackenen Brotes. Jetzt etwas essen können! Aber das ging natürlich nicht.
Sollte er die Gelegenheit nutzen, um sich aus dem Staub zu machen und den Rest der Strecke zu Fuß zu gehen? Nein, besser nicht, es war noch zu weit zur Grenze. Selbst mit dem Lastwagen wäre er erst bei Einbruch der Nacht in Kenia.
Er lehnte sich im Sarg zurück, den Deckel weiter angehoben, um so viel Luft wie möglich hereinzulassen, ein Auge wachsam auf die Bretterbuden gerichtet, um die Rückkehr seiner Chauffeure nicht zu verpassen. Halb liegend, halb sitzend dachte er über die bizarre Lage nach, in der er sich befand. Was für eine verrückte Welt, in der die sicherste Methode zu reisen darin bestand, in einem Sarg unter der Leiche zu liegen! Es war das bevorzugte Transportmittel der Bibelschmuggler, eine genial verrückte Art, muslimische Fahrer für das Evangelium arbeiten zu lassen. Kein Anhänger Allahs wagte es, einen Sarg zu öffnen, geschweige denn die Leiche hochzuheben, um zu sehen, was sich darunter befand. Das Berühren von Toten war zwar nicht direkt eine Sünde, aber die somalischen Muslime waren abergläubisch und hielten von Leichen respektvollen Abstand.
In Särgen konnte man Bibeln zu den Christen in Somalia schmuggeln, und Christen, die in Lebensgefahr waren (als ob sie nicht alle in Lebensgefahr wären!), konnten nach Kenia entkommen. Bis jetzt war kein Einziger erwischt worden, aber mehr als einmal hatten