DIE SNUFF-KILLER. Robert Blake Whitehill. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Robert Blake Whitehill
Издательство: Bookwire
Серия: Blackshaw
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958356191
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seiner linken Hand festhielt. Nach ein paar Augenblicken erreichten sie den Briefkasten, ohne kaum ein Kieselchen bewegt zu haben. Mit einem sanften Antippen der Bremsen blieb das Raumschiff auf Rädern am Briefkasten stehen.

      »Es gibt auch eine Hi-Fi-Stereo-Anlage, aber mir geht's nur um den Motor-Sound«, sagte Ellis. »Warte kurz.« Er kletterte aus dem Wagen, holte ein paar Postwurfsendungen aus dem Briefkasten und legte das rote Fähnchen um. Zurück im Wagen reckte er den Hals und setzte den Veyron langsam zurück, bis an seinen Platz im Schuppen, wo er den Motor wieder ausmachte.

      »Bist du auch Mitglied beim AAA?«, fragte Ben. »Mit so'ner Kutsche will man nicht am falschen Ende der Stadt liegen bleiben.«

      »Pannensichere Reifen«, sagte Ellis, als spräche er mit einem Idioten.

      »Hätte ich wissen müssen.«

      »Das stimmt. Und ja, ich hab 'nen Schutzbrief. Bin ja nicht blöd.«

      »Doppelt hält besser.«

      »In der Tat.«

      Sie saßen eine Weile schweigsam im Auto, lauschten der Motorkühlung und schauten dem Regen zu. Nachdem dieser seltsame Ausflug beendet war, wirkte Ellis schwermütig.

      »Was meinst du, wollen wir die Espressomaschine testen?«, fragte Ben.

      Ellis war für einen Augenblick still, bevor er zustimmend nickte. Er stieg langsam aus dem Wagen und ließ die Post zurück, gemeinsam mit den Wurfsendungen der vorherigen Tage, die hinter Bens Sitz lagen.

      Ben folgte ihm zur Saltbox. »Du bist ziemlich gelangweilt, hm?«

      »Nein, ich bin alt«, konterte Ellis. »Aber ich bin reich und wir sind Freunde. Du kannst dir meinen Wagen jederzeit leihen.«

      

       Kapitel 13

       Ein Barista war Ellis nicht unbedingt. Der glänzenden, kunstvollen Maschine zwei Portionen Kaffee zu entlocken, erforderte das Auffüllen des Wasserbehälters, laute Mahlgeräusche, die Justierung dampfender Ventile und die akute Gefahr, verbrüht zu werden. Bald darauf standen zwei Becher halbgefüllt mit zweifellos leckerem Kaffee auf dem Tisch. Während der Prozedur, die komplizierter als ein Raketenstart zu sein schien und sicherlich schwieriger als das Starten des Veyron, erzählte Ben seinem Freund von Tallys mysteriöser und brachialer Ankunft auf dem alten Schiff.

      Als Ben fertig war, fragte Ellis: »Die taucht also aus dem Nichts auf, splitternackt, zieht dir eins über und du gibst ihr was zu essen? Du alter Softie.«

      »Das war, bevor ich beschlossen hatte, ihr die Lichter auszuknipsen. Und bevor LuAnna vorbeikam.«

      Ellis pfiff leise mit gespielter Überraschung. »Ich kann mich an einen Mann erinnern, der vor nicht allzu langer Zeit noch nicht mal im Zorn die Hand erhoben hätte, es sei denn in Übersee und für unseren Onkel Sam, möge er ewig leben.«

      »Es steht jetzt zu viel auf dem Spiel.«

      »Es ist nicht der Einsatz, der sich verändert hat.«

      Das regte Ben auf. »Ich kenn' deinen Vortrag darüber, mir selbst treu zu bleiben; einem Selbst, von dem du dachtest, dass ich ihm noch nie begegnet wäre. Dass ich dem Lied meines Herzens folgen soll. Und Smith Islands Vergangenheit und Zukunft treu sein. Jetzt scheint's mir so, als könnte ich dir nichts recht machen, Ellis. Ich sage dir, diese Tally ist mit Vorsicht zu genießen.«

      »Dem Lied deines Herzens? Wie äußerst poetisch von dir. Schmeckt der Kaffee?«

      »Heiß genug, schätz' ich.«

      Ellis fing an zu kichern, was sich zu einem herzhaften, dröhnenden Lachen auswuchs. Ben sah mit einem schleichenden Gefühl des Misstrauens in seine Tasse und dachte an Ellis' Vorliebe für die schönen Dinge des Lebens. »Nee, du hast doch nicht … das ist nicht etwa …«

      Ellis lachte so sehr, dass ihm Tränen die Wangen herunterliefen. Er war außer Atem und konnte kaum sprechen, versuchte es aber. »Diese Bohnen kommen direkt aus dem Arsch einer Schleichkatze, mein Freund! Plopp-plopp! Dein Gesicht hättest du sehen müssen!«

      Ben hatte erstmals im Irak von Kopi-Luwak-Kaffee gehört, der vierhundert Dollar pro Pfund kostete. Sein langjähriger, persönlicher Eid, niemals etwas zu trinken, dass die Eingeweide einer Katze oder irgendeiner anderen Kreatur passiert hatte, war Ellis neugefundenem Gefallen an Ausschweifungen zum Opfer gefallen. Ben kippte den Rest seines Getränks in den Ausguss.

      Ellis täuschte einen Herzinfarkt vor und johlte: »Oh mein Gott! Eine Fünfzig-Dollar-Tasse Kaffee für die Katz!«

      Nachdem er mit Leitungswasser aus einem Einmachglas gegurgelt und seinen Mund ausgespült hatte, sagte Ben: »Du bist nicht normal.«

      »Wer ist das schon? Du, zum Beispiel, bist ein Banause, von dem ganzen schönen Gold mal abgesehen. Was willst du denn jetzt machen? Dem Mädchen helfen, seine Schwester aus der Patsche zu holen? Wie war noch mal ihr Name?«

      Ben setzte sich wieder an den Küchentisch. »Die vermisste Kleine? Chamaiyo. Aber ich sag dir, Ellis, die große Schwester hat's faustdick hinter den Ohren.«

      Ellis ernüchterte bei dem Gedanken. »Das beunruhigt mich tatsächlich. Wo zum Geier kommen die her?«

      »Afrika. Der Akzent klingt, als hätte sie ihr Englisch aus dem östlichen Teil, Kenia oder so. Hab nicht gefragt. Hat schon gereicht, dass sie nicht mehr versucht hat, uns umzubringen, als sie LuAnnas Gänsepastete verputzt hat.«

      Ellis spielte den Empörten. »Die Jugend heutzutage. Einfach undankbar.«

      »Kann ganz schön was wegstecken. Ist ziemlich dürr. Sieht wie einer dieser Marathonläufer aus, die immer in New York oder Boston gewinnen.«

      »Auch gut. Wenn du dieser Chamaiyo helfen willst, müsstest du wissen, wo Tally letzte Nacht hergekommen ist.«

      »Ich hab geschlafen, als sie aufgekreuzt ist. Hab das Wetter nicht im Blick gehabt. Schwer, ihre Strömungsrichtung einzuschätzen. Heute Morgen kam der Wind so'n bisschen aus'm Westen, n' bisschen aus'm Norden. Die Flut kam rein. Dazu noch ein oder zwei Sturmböen in der Nacht und das Chaos ist perfekt.«

      »Und sie lag die ganze Zeit im Boot und hat die Fahrt über geschlafen?«

      »Das hat sie behauptet. Sie hat Gebäude und Wälder erwähnt. Kiefern. Hat gesagt, sie wär wie der Teufel gerannt, um abzuhauen. Wälder, Dunkelheit, der Steg, das Boot und die Chesapeake. Ist ziemlich traumatisiert. Ihre Erinnerung ist nicht die Verlässlichste.«

      Ellis dachte einen Moment darüber nach. »Und zu der Waffe hat sie nichts gesagt?«

      »Nicht mehr, als dass sie sie von dort gestohlen hat, wo sie und ihre Schwester festgehalten wurden.«

      »Klingt verdächtig. Von wo und nicht von wem? Du hast gesagt, die Pistole wär abgefeuert worden?«

      »Aber ja, ganz ohne Zweifel.«

      »Was hat sie dazu gesagt?«

      »Hat abgestritten, geschossen zu haben. Hat vor dem Warnschuss mit meiner Bersa angeblich noch nie zuvor geschossen, was ich für 'ne Lüge halte. Wir könnten sie natürlich noch mal fragen.«

      »Wir? Also du und ich?«

      »Ja, Ellis. Hol die Gummistiefel raus, das Wetter geht in'n Mors. Hab ich was Falsches gesagt?«

      Ellis starrte ihn ungläubig an. »Ist dir schon mal aufgefallen, dass es für mich ziemlich ungesund ist, mit dir 'rumzuziehen?«

      »Niemand lebt ewig.«

      »Ich würde gern ein Wörtchen mitreden, wann ich abzutreten habe.«

      »Ist dir wann wichtiger als wie

      »Mein Bester, das kann man nicht voneinander trennen. Was die Art und Weise angeht, so muss ich nicht mit Glanz und Gloria untergehen. Ich muss niemandem