Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis. Walter G. Pfaus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Walter G. Pfaus
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783956179822
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haben, als sie bemerkt wurden. Einer der Wachleute ist ermordet worden. Außerdem haben wir mehrere verletzte Wachmänner."

      "Weiß man, was die Täter hier gesucht haben?", fragte Milo.

      "Sie sind in die Labors eingedrungen", meinte Orry.

      Mir gingen die Seuchenschutzanzüge nicht aus dem Kopf.

      Wenn das die normale Dienstkleidung in den Labors von MADISON war, dann konnte das nur bedeuten, dass dort mit hochgefährlichen Substanzen umgegangen wurde...

      Inzwischen trafen weitere FBI-Agenten ein. Spurensicherer vor allem. Das gesamte Gelände musste genauestens abgesucht werden, damit wir auch dem kleinsten Hinweis auf die Täter nachgehen konnten.

      Als Milo und ich das MADISON-Gebäude betreten wollten, wurde uns von einem Mann im grauen Anzug und dicker Brille der Zugang verwehrt.

      "Sie können hier nicht durch", sagte er und fuchtelte dabei mit den Armen herum. An seinem Revers befand ich eine ID-Card mit Lichtbild und Namen. Danach hieß er Dr. John Tremayne.

      Ich hielt ihm meinen Dienstausweis entgegen.

      "Special Agent Jesse Trevellian, FBI. Wir können hier sehr wohl hinein", sagte ich höflich, aber sehr bestimmt.

      "Nein, das können Sie nicht", erwiderte Tremayne. "Jedenfalls nicht, wenn Ihnen Ihr Leben und das von vielen anderen etwas wert ist..."

      "Wer sind Sie?"

      "Dr. Tremayne. Ich bin in diesem Labor beschäftigt..."

      Ich zuckte die Schultern. "Klären Sie mich darüber auf, was hier los ist!", forderte ich.

      "Die Eindringlinge, so scheint es, sind in einen sehr sensiblen Bereich unserer mikrobiologischen Labors vorgedrungen. Einen Bereich, in dem höchste Sicherheit zwingend erforderlich ist. Wenn sie dort etwas zerstört haben, dann..."

      "Woran wird dort gearbeitet?", fragte ich.

      Tremayne sah mich an. Sein Gesicht wirkte faltig und kalt.

      Er schien zu überlegen. Dann sagte er: "Ich weiß nicht, ob ich autorisiert bin, mit Ihnen darüber zu reden."

      "Das sind Sie", erklärte ich. "Und falls Sie unsere Ermittlungen verzögern, wird das Konsequenzen haben."

      Ein Mann mit Halbglatze tauchte hinter Tremayne auf. Er war recht füllig. Sein Gesicht war ernst.

      Tremayne drehte sich zu ihm um.

      "Dr. Ressing..."

      "Es scheint alles unbedenklich zu sein", sagte Ressing. "Der Laborbereich kann betreten werden..." Er sah uns an.

      "Wer...?"

      Mein Ausweis beantwortete ihm seine Frage. Er nickte.

      "Kommen Sie, Sir!"

      3

      Wir zogen hauchdünne, weiße Overalls über unsere Alltagskleidung.

      Dr. Ressing lächelte matt, als er unsere skeptischen Blicke bemerkte. "Diese Anzüge sind nicht zu Ihrem Schutz. Sie sollen verhindern, dass Sie irgendwelche Mikroorganismen oder Staubpartikel in die Labors tragen, die unsere Arbeit von Jahren vernichten können." Er zuckte die Achseln.

      "Leider waren diese ungebetenen Besucher weniger rücksichtsvoll..."

      "Woran arbeiten Sie?", fragte ich.

      "MADISON ist ein Unternehmen, das sich im Bereich der Gentechnik einen Namen gemacht hat", erklärte Ressing.

      "Das ist mir klar", sagte ich. "Worum geht es hier genau?"

      "Wir experimentieren mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen."

      "Zu welchem Zweck?"

      "Zum Beispiel, um neue Impfstoffe herzustellen!"

      "Dann experimentieren Sie mit Krankheitserregern!", schloss ich.

      Ressing lächelte. "Das ist richtig. Anders kann man auf diesem Gebiet keine Erfolge erzielen."

      "Ich verstehe."

      "Die Bakterienpräparate in unseren Labors würden ausreichen, um die gesamte USA zu entvölkern. Eine richtige Büchse der Pandora, wenn Sie wissen, was ich meine. Darum ist hier auch alles abgesichert wie in Fort Knox."

      Während wir einen langen, kahlen Flur entlanggingen, kam uns ein junger Mann mit bleichem Gesicht entgegen. Er trug eine ID-Card am Kragen seines weißen Schutzoveralls.

      "Dr. Ressing! Es fehlt einer der CX-Behälter", brachte er der junge Mann mit gedämpfter Stimme vor.

      Auf Dr. Ressings Gesicht erschienen ein paar tiefe Furchen.

      "Sind Sie sicher?"

      "Irrtum ausgeschlossen, Sir!"

      "Mein Gott..." Auch aus Dr. Ressings Gesicht floh jegliche Farbe. Er wischte sich mit einer fahrigen Handbewegung über das Gesicht. Das Entsetzen war ihm anzusehen. Dann blickte er auf, mir direkt in die Augen. "Ein Behälter mit Pesterregern ist von den Einbrechern entwendet worden..."

      "Ist das nicht eine Krankheit aus dem Mittelalter, die inzwischen längst ausgerottet ist?", fragte ich.

      "Nein, leider nicht", sagte Ressing. "Die letzte große Pestepedemie schwappte in den zwanziger Jahren von China aus nach Kalifornien über. Die Krankheit ist bis heute unter den Nagetieren Nordamerikas und Eurasiens sehr verbreitet. Aber da es kaum noch direkte Kontakte zwischen dem Menschen und Nagetieren wie Ratten und Mäusen gibt, brechen nur noch selten kleinere, regional begrenzte Epidemien aus. Ab und zu geschieht das in Afrika oder Indien. Seit Erfindung der Antibiotika ist es allerdings kein Problem, eine solche Epidemie schnell in den Griff zu bekommen."

      Milo sagte: "Sie wollen uns also damit sagen, dass man sich keine Sorgen zu machen braucht..."

      "Nicht ganz", meinte Ressing. Er druckste etwas herum.

      Langsam aber sicher fand ich es ziemlich ärgerlich, wie wir ihm die Informationen einzeln aus der Nase ziehen mussten. Aus irgendeinem Grund schien man uns bei MADISON GEN-TECH als lästig zu empfinden.

      "Was hat es nun mit diesem verschwundenen Behälter auf sich?", hakte ich nach.

      "Die Pesterreger waren gentechnisch verändert", erklärte Ressing.

      "In welcher Weise?"

      "Sie waren resistent gegen Antibiotika."

      Ein Satz, den Ressing daher sagte wie ein kalter Fisch.

      Keine Regung war in seinem Gesicht erkennbar.

      "Das