Jenny Marx. Marlene Ambrosi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marlene Ambrosi
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Биографии и Мемуары
Год издания: 0
isbn: 9783942429559
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man das „ältere Fräulein“ mit bedenklichem Vorleben doch noch an einen Mann bringen konnte. Einmal verlobt und entlobt mit einem preußischen Offizier, ein Verhältnis mit einem vier Jahre jüngeren Studenten – das wäre eine schwere Hypothek gewesen. Die Dame war zwar schön und charmant, aber nicht mehr ganz jung und vielleicht in Liebesdingen zu erfahren. Sie kam zwar aus gutem Hause, aber ihre Mitgift war sehr bescheiden, wenn auch interessant, weil mit dem Wappen der Herzöge von Argyll verziert. Bei näherem Kennenlernen konnte zudem die geistige Aufmüpfigkeit der Dame abschrecken. Bei einem passenden Kandidaten hätte Jenny kaum Widerspruchsmöglichkeiten gehabt und selbst bei geschickter Hinhaltetaktik hätte sie sich letztendlich fügen müssen. Hätte sie sich vehement gegen eine Verheiratung gewehrt, wäre ihr Schicksal das eines alternden Fräuleins im Hause der Eltern gewesen.

      Als Verlobte grüßen eine Adlige und ein junger Student

      Frühjahr 1837

      Jenny von Westphalen zeigte Mut, als sie sich für Karl Marx entschied. Vielleicht gefiel es ihr, der sich so überlegen fühlenden Denkerin, einen gesellschaftlich revolutionären Schritt zu gehen, aber ihre Entscheidung war ausschließlich in ihrer Liebe zu Karl Marx begründet. Um an seiner Seite leben zu können, war sie bereit, gegen alles und alle zu kämpfen. Einwänden bezüglich des Standesunterschiedes und des Verlustes ihrer Standesprivilegien verschloss sie sich. Dieser Mann hatte für sie eine glänzende Zukunft vor sich als Wissenschaftler oder Politiker, an seiner Seite stand ihr die Welt offen. Nur für ihn vollzog sie den radikalen Schnitt: Es war ihre Revolution, die Revolution einer starken, liebenden Frau.

      Obwohl sich Jenny nicht zur Trennung von Pannewitz geäußert hat, wird sie den Vergleich angestellt haben: Was hatte Karl Marx, was Pannewitz nicht hatte? Der Leutnant hatte zunächst imponiert durch zackiges Auftreten in schmucker Uniform und gute Manieren. Seine vaterländischen Floskeln hatten sich allerdings mit der Zeit immer schaler angehört. Unerträglich fand Jenny auf die Dauer seine geistige Armut, und verglich sie ihn mit Karl Marx, kam sie zu dem Schluss, dass dieser, obwohl nur halb so alt, über mehr Geist und Argumentationsvermögen verfügte als der Adlige. Der Student Karl war zwar noch ungelenk im gesellschaftlichen Umgang und verhöhnte übertriebene Etikette, aber er war Jenny vertraut seit Kindertagen und wirkte durch seine Gelassenheit beruhigend auf sie. Von ihm fühlte sie sich ernst genommen, er hörte ihr zu, griff ihre Ideen und Argumente auf, machte ihr keine Vorhaltungen, dass politische und soziale Themen ausschließlich Männersache seien. Für ihn war sie kein schmückendes Beiwerk, sondern eine gleichberechtigte Partnerin.

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      Jenny von Westphalen