Wie Saint Patrick’s hat auch die ältere der beiden mittelalterlichen Kathedralen in der viktorianischen Ära eine freizügige Restaurierung über sich ergehen lassen müssen. Auf der Verkehrsinsel, um die heute unzählige Straßen herumführen, stand seit 1038 die erste, aus Holz gebaute Bischofskirche. Zwischen ihr und der Liffey befand sich die Handelsniederlassung der Wikinger und damit die Keimzelle der mittelalterlichen Stadt. Ihre Reste wurden in den 70er-Jahren bei Sanierungsarbeiten freigelegt - und mit der Fundamentierung der neuen Bürogebäude weitgehend zerstört.
Richard Strongbow, der Führer der normannischen Invasoren, ließ die hölzerne Wikingerkirche nach 1172 durch einen Steinbau im romanisch-gotischen Übergangsstil ersetzen, der auch eine Art Denkmal für den britischen Griff nach Irland ist. Heinrich VII. eröffnete hier die irische Reformation, indem er St Patrick’s Bischofsstab, die kostbarste Reliquie der Kirche, öffentlich verbrennen ließ. Irland rächte sich auf seine Art. 1562 brach die schlecht gegründete Südwand zusammen und zerschlug dabei auch das Grabmal mit der Statue des Strongbow, die als ein amputierter Torso neben dem Grab lag. Das heutige Monument ist eine Nachbildung aus der Zeit nach dem Unglück. Mit dem steinernen Strongbow als Zeugen schlossen seit alters her die Dubliner Kaufleute wichtige Verträge ab.
Der am besten erhaltene Teil der Kirche ist die Krypta. Zu Cromwells Zeiten ging es hier hoch her: Damals war sie ein überdachter Markt mit Läden und Tavernen. Später diente der Keller als Abstellplatz für allerlei Dinge, die oben im Wege waren, aber doch irgendwie zu wertvoll oder zu sperrig, um sie einfach wegzuwerfen. Jüngst wurde das Gewölbe mit viel Aufwand zu einem Ausstellungsraum umgebaut, in dem neben alten Grabplatten, Architekturfragmenten und dem Kirchenschatz auch ein Videofilm gezeigt wird. Berühmteste Kuriosität des Kellers ist jedoch jene mumifizierte Katze auf der Jagd nach einer genauso eingetrockneten Ratte, die sich in eine Orgelpfeife geflüchtet hatte - der Jäger blieb stecken und versperrte damit auch dem Opfer den Fluchtweg, ohne dieses erreichen zu können.
♦ Juni-Aug. Mo-Sa 10-19, So 12.30-14.30 und 16.30-18 Uhr. Nov.-März Mo-Sa 10-17, So 12.30-14.30 Uhr. April/Mai und Sept./Okt. Mo-Sa 10-18, So 12.30-14.30 Uhr. Einlass bis 45 Min. vor Schließung. Eintritt 7,50 €. www.christchurchcathedral.ie.
Christ Church: Dublins älteste Kathedrale
Dublinia
Die Mittelaltershow im früheren Bischofspalast, in dem zuletzt eine Disco eingerichtet war, ist eine kleine Entschädigung für die am Wood Quay vergebene Chance, wenigstens einen Teil der beim Bau des neuen Rathauses freigelegten Reste der Wikingerstadt für die Nachwelt zu erhalten. Die Zeitreise beginnt nach einer Orientierung zu den Anfängen mit dem Gang über den mittelalterlichen Markt der Stadt, mit Ständen und Buden lebensgroß und lebensecht nachgestellt bis hin zu einem knurrenden Hund. Alles darf, sehr zur Freude der Kinder (und auch der Erwachsenen), angefasst werden - immerhin stehen für den Wurf auf den im Pranger zu Schau gestellten Missetäter nicht mehr wie anno dazumal Kot und Steine, sondern Softbälle zur Verfügung.
Ein maßstabgerechtes Modell zeigt das alte Stadtbild, das man mit dem (realen) Panorama vom Turm des Hauses vergleichen kann. Anschließend wird man mit der Rekonstruktion eines Kais und eines Kaufmannshauses konfrontiert, auf dessen Küchentisch die Speisen angerichtet sind, als begäben sich die Puppen im nächsten Moment zum Dinner. Gelungen ist die Einbeziehung der Toiletten - wer auf das Örtchen muss, wird nebenbei über mittel-alterliche Latrinen und Sanitäranlagen aufgeklärt. Im Museumsraum sind ein paar Kleinfunde vom Wood Quay präsentiert, nebenan erfährt man einiges über die Arbeitsweise der Stadtarchäologen. Der oberste Stock ist den Wikingern gewidmet. Hier kann man seinen Namen in Runen schreiben. Auch die Vereinnahmung der Nordleute durch die faschistische Bewegung wird nicht ausgespart.
♦ Tägl. 10-18.30 Uhr (Okt.-Febr. bis 17.30 Uhr), Einlass bis 1 Std. vor Schließung. Eintritt 12 €, mit Christ Church 18 €. St Michel’s Hill, High St, www.dublinia.ie.
Ein geknechteter Kuttenträger in der Dublinia
Saint Audoen’s Churches
Dank der Kirchenspaltung hat der Heilige gleich zwei Kirchen. Die ältere (12./14. Jh.) und zugleich kleinere gehört der Church of Ireland und ist die einzige erhaltene mittelalterliche Pfarrkirche Dublins. An der Stelle des Nebenschiffs stand einst eine keltische Kapelle. St Audoen’s Arch, in einer schmalen Passage neben der Kirche, ist das letzte Tor der alten Stadtbefestigung. Der jüngere Bau, ein katholisches Gotteshaus, wurde 1847 fertig gestellt.
♦ Mai-Okt. tägl. 9.30-17.30 Uhr, Einlass bis 16.45 Uhr. Eintritt frei. Cook St.
Guinness-Brauerei / Kilmainham
Guinness-Brauerei
Schon an der St Audoen’s Church wird die empfindliche Nase bei Westwind mit dem Malzgeruch aus Irlands größter Brauerei konfrontiert. Seit dem 12. Jh. brauten Mönche (wer sonst?) vor dem James Gate. 1759 erwarb Arthur Guinness das Gelände der Rainsford Brauerei, und seine Nachfolger erweiterten die Produktionsstätten Zug um Zug auf heute 26 ha, eine surreale Metropolis mit qualmenden Schloten, ameisengleich geschäftigen Arbeitern und besagten Gerüchen. Bis 1965 dampfte eine Werksbahn durch das Gelände - eine der ungewöhnlichen Lokomotiven mit oben liegenden Ventilen ist im Werksmuseum ausgestellt. Früher brachten Schiffe die Gerste über die Liffey und einen Nebenarm vom Grand Canal und luden für den Rückweg die Fässer mit Stout ein, die an die Pubs überall im Land geliefert wurden. Zur Versorgung des britischen Marktes verfügt Guinness bis heute über eine eigene Hochseeflotte.
Die inzwischen dem Spirituosen-Weltkonzern Diageo gehörende Brauerei selbst kann nicht besichtigt werden. Das Storehouse Visitor Centre in einem umgebauten Gärhaus der Jahrhundertwende erzählt jedoch die Firmengeschichte und erläutert die Produktion der täglich 2,5 Millionen Pints. Branchenfremden dürfte es allerdings schwer fallen, die Besonderheiten bei der Herstellung des dunklen Stout nachzuvollziehen. Abschluss und Höhepunkt der Tour ist ein Bier in der Gravity Bar, im Turm mit Rundum-Panoramablick über Dublin. Hier in luftiger Höhe wird, so jedenfalls die Einschätzung der Brauerei, das beste Bier der Welt am besten gezapft. „Good for you?“
♦ So-Do 11.30-19 Uhr (Einlass bis 17 Uhr), Fr/Sa bis 21.30 Uhr (Einlass bis 20 Uhr). Eintritt mit Drink 15-25 €. www.guinness-storehouse.com. Crane Lane off James St. Zu erreichen mit Bus Nr. 13, 40, 123 ab O’Connell St, Luas Red Line Station James’s.
Pearse Lyons Distillery
Nur einen Steinwurf vom Guinness Storehouse entfernt kann man die neue Whiskeybrennerei von Pearse Lyons besichtigen. Der in Irland aufgewachsene Chef des Tierfutterherstellers Alltech besitzt neben Bierbrauereien auch eine Brennerei in Kentucky. Seine Dubliner Destillerie ist in der lange ungenutzten und verfallenen St James’s Church eingerichtet. Besonders stolz ist man auf die restaurierten Glasfenster und die gläserne Spitze des Kirchturms. Abends beleuchtet, ist diese „Liberties Lantern“