Irland Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralph Raymond Braun. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ralph Raymond Braun
Издательство: Bookwire
Серия: MM-Reiseführer
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783966850803
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Tägl. 10-17.30 Uhr, Juli/Aug. Mi-Fr bis 18.30 Uhr; Einlass bis 1 Std. vor Schlie­ßung. Eintritt 15 €. www.gpowitnesshistory.ie.

      Die Moore Street, ein Block westlich der O’Connell St, ist Standort des be­lieb­tes­ten Mark­tes der Stadt. Die alte Markt­halle wurde allerdings durch ein mo­dernes Shop­ping Centre ersetzt und die andere Straßenseite ist eine einzige Bau­stelle, so­dass der Ort, ungeachtet des nach wie vor pittoresken Stra­ßen­mark­tes vor dem Ein­kaufs­zen­trum, et­was an Charme verloren hat. Zwei Blocks wei­ter hat sich im Ost­teil der Par­nell Street Dub­lins China­town ent­wi­ckelt. Ur­sprüng­lich war die O’Con­nell Street nach Henry Moore, Earl of Dro­g­heda, be­nannt; nach der Um­be­nen­nung zu­guns­ten des Frei­heits­hel­den sind dem Earl im­mer­hin noch Hen­ry Street, Moore Street, Earl Street, und, kein Scherz, so­gar eine Off Lane ver­blieben.

      Die ka­tho­li­sche Kathedrale (1816-25) an der Ecke Ca­the­dral und Marl­bo­rough St firmiert noch immer als pro­vi­sio­nal, „vor­über­ge­hende“ Bi­schofs­kir­che. Dub­lins Ka­tho­liken fordern die Rück­ga­be der pro­tes­tantischen Christ Church. Sie ha­ben nie vergessen, dass ihr eige­nes Got­tes­haus damals auf eng­li­schen Druck eine Zeile hinter der pro­mi­nen­ten O’Con­nells Street in einer so schma­len Stra­ße er­rich­tet werden muss­te, die die Fas­sa­de mit ihren dori­schen Säu­len über­haupt nicht zur Gel­tung kommen lässt. Die Plä­ne stamm­ten von einem fran­zö­si­schen Ar­chi­tek­ten, der auch die Pari­ser Kirche St Philippe du Roule er­schuf. Zu allem Über­fluss war die Gegend um die Marl­bo­rough Street, bei Joyce heißt sie „Night­town“, um 1900 das Rot­licht­vier­tel Dub­lins. Ge­gen­über der Kathe­dra­le steht mit dem Tyrone House ein schö­nes Stadt­haus von Richard Cas­sels.

      Das Haus war einst die Tanzschule des De­nis Maginni, der uns im Ulysses als „pro­fessor of dan­cing“ begegnet. Als neu­er Tempel der Joycia­ner zeigt es unter prächtigen Stuckde­cken Dok­u­men­te und Fotos aus dem Leben des Mei­s­ters, da­zu gibt’s Lesungen oder Rund­gänge auf den Spuren Leopold Blooms. Bei fla­ckern­dem Kaminfeuer sieht man ein Video zum Leben des Meis­ters, der sei­ner Hei­mat früh den Rü­cken kehrte und vorwiegend in der Emi­gration über Dublin schrieb. Dem Cen­tre ange­schlossen sind eine ein­schlä­gige Bi­bliothek und Buch­hand­lung.

      ♦ Mo-Sa 10-17, So 12-17 Uhr (Okt.-März Mo geschl.). Einlass bis 30 Min. vor Schließung. Ein­tritt 5 €. 35 North Great George St, www.jamesjoyce.ie.

      „Niemand hat das Recht, den Weg einer Na­tion aufzuhalten“, wird Par­nell in der Sockelinschrift seines Denkmals am oberen Ende der O’Connell Street zi­tiert. Ein Zusammenhang mit der Frau­enklinik Rotunda (1757), auf die das Stand­bild weist, war sicher nicht be­absichtigt, doch lässt sich der sinnige Spruch auch als päpstliche Mahnung an Mütter und Ärzte interpretieren. Die Ro­tunda war die erste Geburtsklinik der Britischen Inseln. Der Ersparnis hal­ber verwendete Richard Cassels teil­wei­se erneut die Pläne des Leinster House, die Ähnlichkeit ist al­so kein Zu­fall. Mit Lotterien, Bällen und Kon­zer­ten in den Assembly Rooms hinter dem Spi­tal, wo heute das Gate Theatre spielt, sammelte Dr. Bartholomew Mosse seinerzeit das Geld für die Kli­nik. Der Garden of Remembrance, in dem heute des Osterauf­stands gedacht wird, ist alles, was von Mosses üppigen Grün­anlagen übrig blieb. Die Rotunda im engeren Sinn, die runde Haupthalle, ist heute das Am­bas­sa­dor-The­ater, doch die anderen Gebäude sind noch im­mer ein Krankenhaus.

      Zusammen mit den Nachbarhäusern zeigt die Fas­sade der städtische Kunst­ga­lerie schön den bruchlosen Übergang von der klas­si­zisti­schen Landhaus- zur vier­stöckigen Backsteinarchitektur des geo­rgianischen Dub­lin. Die mit se­hens­wer­ten Werken französischer Imp­res­sio­nisten und irischer Ma­le­rei be­stück­te Ausstellung geht auf eine Stiftung des Kunstsammlers Hugh Lane zu­rück, der 1915 beim Untergang der Lusitania starb. Lane vermachte seine Schätze „der Nation“, was nach der irischen Un­abhängigkeit eine zweideutige Fest­le­gung war. Welcher Nation? Der bri­ti­schen oder der irischen? 1959 wurde die Samm­lung geteilt, eine Hälfte ist in der Londoner Tate-Galerie ausgestellt. Eine be­son­dere Attraktion der Galerie ist das nachgebaute Atelier (oder soll man besser sa­gen: das rekonstruierte Chaos) des in Dublin geborenen Malers Francis Bacon (1909-1992). In einem ein­leitenden Interview beschreibt der Künst­ler seine Ar­beits­technik, per Bild­schirm kann man in einer Datenbank mit den vielen tau­send im Atelier ge­fun­denen Objekten wühlen.

      ♦ Di-Do 10-18, Fr/Sa 10-17, So 11-17 Uhr; Ein­tritt frei. 22 North Parnell Sq, www.hughlane.ie.

      Mit gleich vier Nobelpreisträgern - George Bernard Shaw, William Butler Yeats, Samuel Beckett, Seamus Hea­ney - und weiteren literarischen Grö­ßen wie Jonathan Swift, Oscar Wil­de, Sean O’Casey, Brendan Behan und last not le­ast James Joyce ist Dublin Euro­pas heimliche Literaturhauptstadt. Das 1991 er­öff­ne­te Museum un­ter­streicht die­sen Anspruch mit Me­mo­ra­bil­ia wie bei­spielsweise Be­hans Schreib­ma­schi­ne, Manuskripten und Ers­tausgaben. Die Einrichtung des Ober­geschosses gibt zugleich einen gu­ten Eindruck von dem an der Antike orien­tier­ten Zeit­ge­schmack der iri­schen Aristokratie des 18. Jh. Etwas kurz kommen aller­dings die modernen Aut­o­ren - das Museum ver­mittelt den fal­schen Eindruck, als sei das li­te­ra­ri­sche Schaffen mit dem Zwei­ten Welt­krieg abrupt abgebrochen. Dass dem nicht so ist, würde man ne­ben­an in dem der Öffentlichkeit nicht zu­gäng­li­chen Irish Writers’ Centre er­fah­ren, das mit Arbeitsräumen, Se­mi­na­ren und Le­sun­g­en ein Treffpunkt der noch le­ben­den Schriftsteller ist.

      ♦ Mo-Sa 10-17, So 11-17 Uhr. Einlass bis 16.15 Uhr. Eintritt 7,50 €. 18 North Parnell Sq. www.writersmuseum.com.

      Die lange vernachlässigte Henrietta Street gilt als eines der schönsten geor­gi­a­nischen Ensembles der Stadt. Nr. 9 und 10 wurden von Edward Pearce ge­baut. Als die nach Gardiners Tochter Hen­riet­ta benannte Straße in die Jahre kam, wur­den die Bewohner zahlreicher und we­niger vornehm. Miethaie über­nah­men die Häuser, teilten die großen Räu­me mit Zwischenwänden weiter auf und vermieteten die entstandenen Ver­schlä­ge an arme Familien. So pferch­te der Bauunternehmer und Stadt­rat Jo­seph Meade allein in das Haus Nr. 7 etwa 70 Menschen.

      Haus Nr. 14 wurde zu einem Mu­se­um reno­viert, das die Geschichte der Stra­ße und das Schicksal der meisten geor­gianischen Häuserzeilen in Dublin nac­herleben lässt: Errichtet als re­prä­sen­tative Stadtwohnungen für die po­li­ti­sche und wirtschaftliche Elite, ver­ka­men sie später zu Mietskasernen für ar­me Leute. So beginnt die Führung durch das 1749 erbaute Haus in der Belle Etage mit dem Salon von Lord Viscount Molesworth und seiner Fa­mi­lie. Er ist unmöbliert, nur ein maß­stab­ge­treues Modell des Hauses und die in den Putz eingebetteten Mu­sik­ins­tru­men­te deuten auf die frühere Pracht des Hauses hin. Und sie endet im letz­ten Raum mit der kleinbürgerlichen Idyl­le einer Wohnung der 1950er-Jahre, sym­bolhaft das Nebeneinander von Por­zellanfiguren der Gottesmutter und von chinesischen Hunden. Der Aus­stel­lung fehlen die interaktiven Ani­ma­tio­nen, wie man sie vom Emigration Mu­se­um oder von Titanic Belfast kennt, vie­le Räume sind noch leere Hüllen, die nur notdürftig mit kurzen Filmen ge­füllt werden. Umso mehr hängt am Ge­schick der Führer(innen), das Haus mit Le­ben zu füllen.

      ♦ Führungen Mi-So 10-16 Uhr jeweils zur vollen Stun­de, Online-Buchung angeraten. Ein­tritt 9 €. 14 Henrietta St, Скачать книгу