Wacken Roll. Andreas Schöwe. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Schöwe
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783854453772
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à la Saxon, HammerFall, Kamelot und Axel Rudi Pell die eher klassisch veranlagten Schwermetaller in ihren Bann ziehen – U.D.O. bietet gar einige „Special Guests“ auf, während die Scorpions im Rahmen ihrer Abschiedstournee die wohl letzte Open:Air:Show auf deutschem Boden absolvieren. Weiterhin ein Leckerbissen: die renommierten Melodic-Prog-Metaller Sanctuary aus Seattle. Oder Dimmu Borgir, die sich um ein Orchester verstärken wollen. Oder Acts wie Machine Head und In Flames, die auf brachialere Weise das W:O:A rocken werden. Und: Mit den Spoken-Words-Performances von Henry Rollins und Danko Jones wird ein weiterer Testballon gestartet und der mehr lyrischen Seite im Metier der harten Klänge gefrönt. Überhaupt wird das Rahmenprogramm noch üppiger ausfallen – eine weitere Umstrukturierung und Vergrößerung des Geländes macht’s möglich (an dieser Stelle sei erneut auf die Ausführungen von Marc Loewe verwiesen) …

      Unterm Strich bleibt schon jetzt das Resümee: In der „Wacken-Festwoche“ ist für jeden Metalhead jeglicher Couleur die sprichwörtliche „Vollbedienung“ garantiert. Also – was bleibt uns an dieser Stelle anderes übrig, als einmal mehr zu skandieren:

      See you in Wacken – Rain or Shine!

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      Thomas Jensen und Holger Hübner vor dem Wacken-Ortseingangsschild.

      W:O:A – Die Macher

      Interview mit Holger Hübner und Thomas Jensen

      Holger, Thomas – erst einmal herzlichen Glückwunsch zur 20. Auflage des Wacken:Open:Airs. Wenn ihr die letzten knapp zwei Dekaden Revue passieren lasst und euch in Erinnerung ruft, wie ihr eigentlich als ganz normale, unbedarfte Metal-Party-Organisatoren angefangen habt und aus dieser Wald-und-Wiesen Party das mittlerweile größte Heavy Metal-Festival der Welt geworden ist – was geht einem da durch den Kopf?

      Thomas: Das Ganze ist für mich einigermaßen surreal: Einerseits scheinen die ersten Partys in der Kuhle gar nicht so weit zurückzuliegen. Andererseits hat die Veranstaltung Dimensionen angenommen, die wir uns nie im Leben hätten träumen lassen.

      Holger: Es verblüfft uns, wie das Ganze gewachsen ist. Wir begannen ja tatsächlich erst einmal nur aus dem Spaß an der Freud, eine eigene Party aufzuziehen. Daraus entwuchs dann eine wechselvolle Geschichte: Es gab Perioden, da standen wir vor einem finanziellen Scherbenhaufen, mussten neu anfangen, haben einen Partner mit ins Boot geholt, der uns wieder zurückwarf, sodass wir erneut von vorne Anfangen mussten … Erst ab Ende der Neunziger ging es richtig nach vorne los: „Metal“ war wieder „back“, durch das neue Medium Internet offenbarte sich ein neues Promotion-Werkzeug, mit dem wir schnell auch rund um den Globus zum Inbegriff einer fanfreundlichen Party avancierten. Das motivierte uns wiederum, immer noch neue Höhepunkte zu suchen, die allerdings so langsam immer rarer werden nach 20 Jahren. Aber nun sind wir erst einmal beim Jubiläum angekommen. Natürlich sind wir froh, dass wir einigermaßen glimpflich die Tiefen überstanden haben, sind stolz auf das Erreichte – nämlich darauf, dass sich ein Hobby zu einem weltweit derart beachteten, professionellen Event mauserte. Trotz der vielen Nerven, die wir in all den Jahren lassen mussten: Wir sind glücklich, dass wir immer noch in der Lage sind, den Metalheads ein tolles Festivals unter dem Motto „Von Fans – für Fans!“ bieten zu können.

      Als Aktivposten für das, was als Hobby begann, fungierten anfangs auch eure Kumpels von der Top-40-Band Skyline …

      Holger: Richtig. Thomas spielte in dieser Band Bass, der Andy Göser, ein weiterer Aktivposten der frühen Tage, trommelte in dieser Band. Und ich fuhr zu manch ihrer Gigs mit und legte in ihren Spielpausen als DJ Platten auf – andere Kumpels reisten mit, um auf- und abzubauen und anschließend groß abzufeiern. Darüber hinaus düsten wir gemeinsam zu Konzerten nach Hamburg oder zu anderen Metal-Partys. Wir waren also schon damals eine eingeschworene Gemeinschaft vieler musikbegeisterter Metalheads, die versucht hatten, Partys zu zelebrieren, wo es nur ging. Irgendwann kam dann die Idee auf, selber mal etwas auf die Beine zu stellen, zumal wir hier gleich am Dorfrand über ein wunderschönes Gelände verfügten. Darüber hinaus besaßen wir viele Kontakte zu Kumpels, die unsere Leidenschaft für den Heavy Metal vielleicht nicht in dem Maße teilten, die uns aber gerne unterstützten in dem Bestreben, im eigenen Dorf selbst Aktivitäten zu organisieren. Als die Idee dann konkreter wurde, sagten wir uns: „Okay, eine Band haben wir schon fürs Billing: Skyline! Die brauchen gar nicht erst groß anreisen!“ Alles Weitere ergab sich dann peu à peu und „learning by doing“ …

      Thomas: Das war schon fast ein Dominoprinzip. Denn bereits in den Achtzigern dürstete es uns nach Metal-Partys. Nur: Hier in der ländlichen Gegend passierte diesbezüglich fast gar nichts. Bei den Dorf-Discos am Wochenende konntest Du froh sein, wenn punkt Mitternacht mal ‚Smoke On The Water‘ oder ‚Black Betty‘ von Ram Jam gespielt wurde. Maximal noch ‚Child In Time‘ für die Mädchen zum Schmusen … Deswegen mieteten wir von Skyline eben mal selbst Gasthöfe an, zogen unsere eigenen Feten durch: Wir zockten das Greatest-Hits-Programm runter, Holger legte als DJ auf. Und irgendwann fragten wir uns, ob wir das alles nicht auch mal etwas größer aufziehen könnten – so Open-Air-mäßig wie die Biker, die dort in der Kuhle regelmäßig abrockten.

      Wobei ihr bereits bei euren ersten Veranstaltungen dem Wahnsinn mit Methode gefrönt habt: Es wurde aufgefahren, dass selbst so manch verpflichtetem etabliertem Act in den Jahren 1992/93/94 die Augen herausgequollen sind ob der exzellenten Technik, die ihr dort zu stehen hattet!

      Thomas: Ich wusste ja selbst nur zu gut, was sich Musiker wünschen: Die wollen auf einer möglichst großen Bühne unter möglichst viel Licht stehen und über eine möglichst laute Anlage spielen!

      Holger: Selbstverständlich wollten wir das von Anfang an auf so professionelle Füße stellen wie nur möglich. Und da unterstützten uns dann auch unsere Freunde sehr stark. Der Firma Zeltbau Landsberger, die übrigens immer noch als Ausrüster des Festivals mit dabei ist, schwatzten wir zum Beispiel die Giebel und Überdachungen für die erste Konstruktion ab: „He, Manni – wir brauchen da mal was. Aber ob wir dich dafür bezahlen können, wissen wir noch gar nicht!“ Einer örtlichen Spedition, die Spedition Lagerpusch, leierten wir auf dieselbe Weise einen Trailer aus dem Kreuz, auf den wir die Boxen platzierten – diese Firma unterstützt uns bis heute, indem wir dort einen Großteil unserer Trailer parken dürfen. So zog sich das wie ein roter Faden durch alle Bereiche – jeder ließ seine Kontakte spielen und haute seine Kumpels an.

      Thomas: Andy und ich wiederum sind zu der Firma City-Sounds gepilgert und baten die Jungs, uns mal was Tolles hinzustellen. Der Nächste rückte dann mit 150 statt mit 100 Lampen an. Im dritten Jahr meinte Uli Thiessen, der noch heute als Toningenieur für uns tätig ist: „Na, heuer könnt ihr endlich mal das bezahlen, was wir euch da so alles hinstellen!“ Also klapperte ich, der in seiner Spielpause hinter dem Tresen Bier ausschenkte, die Getränkestände ab, machte Kasse und drückte Uli dann das Geld in die Hand – in Fünf-Mark-Stücken! In den ersten Jahren betätigten wir uns alle als Allrounder: Gitarrentechniker, Drum-Roadie, Mischpult – es gab nichts, was ich nicht mal irgendwann bediente, obwohl ich von vielem kaum Ahnung hatte. Irgendwann hatte ich sogar mal für die Jungs von Overkill Chili con Carne gekocht. Und als Ordner fungierte ich auch mal. Obwohl: Da bin ich dann meistens weggelaufen, wenn es ernst wurde!

      Holger: Auch auf- und abgebaut hatten wir meistens alles selbst. Und das machte in den ersten Jahren am meisten Spaß, denn dabei wurde schon ordentlich vor- und nachgefeiert. Das war halt ein großes Happening – eins, das natürlich in dieser naiv-unbekümmerten Art heutzutage nicht mehr möglich ist.

      Thomas: Bis einschließlich 1993 funktionierte die gesamte Organisation auf ehrenamtlicher Basis. Das hatte aber zur Folge, dass sich dann auch jeder abseilte, sobald er keine Lust mehr hatte: Der eine wollte mit seinen Kumpels einen saufen, der nächste war zu müde und