Bob Marley - Catch a Fire. Timothy White. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Timothy White
Издательство: Bookwire
Серия: Rockgeschichte
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783854454656
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Toa-dy, min’ yar seif!

      (Toa-dy! Toa-dy!)

      Min’ yar sei/ mek I plant me com!

      (Toa-dy! Toa-dy!)

      Plant me com fe go plant me yam!

      (Toa-dy! Toa-dy!)

      Plant me yam fe go court me gal!

      (Toa-dy! Toa-dy!)

      Court me gal fe show me mumma!

      (Toa-dy! Toa-dy!)

      Mumma de one a go teil me yes!

      (Toa-dy! Toa-dy!)

      Poppa de one a go teil me nuh!

      (Toa-dy! Toa-dy!)

      Im letzten Jahr hatte Nesta seine Mutter immer häufiger auf die Felder bei Smith begleitet, wo er einen Eimer mit Wasser und allerlei Nachrichten zwischen seinen Verwandten hin- und hergetragen hatte, und man hieß ihn gut zuhören, wenn man sich die Zeit nahm, ihn über mancherlei Techniken beim Ackerbau aufzuklären. Auf diese Weise eingeweiht, wurde er auch dann einbezogen, wenn es galt, die Erfolge dieser althergebrachten Arbeitshandlungen zu feiern. Die Treffen, bei denen der Mais geschält wurde, bildeten die letzte und vergnüglichste Phase des Arbeitszyklus, und Ciddy war ganz besonders angetan davon, wie Nesta es genoss, bei diesem Ereignis, an dem die ganze Gemeinde teilhatte, dabei zu sein.

      »Nesta, bist du etwa zu müde, um heute Abend zum Maisschälen bei Großvater Omeriah zu gehen?«, neckte sie ihn, als sie sich von David verabschiedete und in die Hütte gehen wollte.

      »Nein, Mumma!«, bettelte er und wedelte mit den Armen. Er schien vor Energie platzen zu wollen. »Ich will mit, Mumma!«

      David und Ciddy mussten lauthals lachen über seine Vorstellung, und sie wiegte ihn zustimmend in den Armen, bevor sie ihn absetzte.

      »Dann hol schnell die Waschschüssel, damit ich dich fein machen kann!«, befahl sie ihm, und er rannte in den Küchenverschlag, während David hinunterfuhr zu Omeriahs Haus, damit er bei den Vorbereitungen für die Nacht zur Hand gehen konnte.

      Den ganzen Tag lang, seit Sonnenaufgang, hatten Männer und Frauen in sonnenverblichenen Röcken und Arbeitskleidern die Maiskolben von Smith herübergebracht, aufgehäuft in großen ›cutacoos‹ (Körbe mit Hanfkordeln, um sie über die Schulter zu hängen), auf Eselskarren, die randvoll waren, und gestapelt in Leinenschürzen, die als Beutel dienten, wenn man sie an den Ecken hochraffte. Nesta hatte vom Fenster der Hütte zugeschaut, wie sie am Morgen ankamen, hatte gesehen, wie die Prozession fast lautlos nach Nine Miles zog und wie die Köpfe in den Nebelschwaden auftauchten und wieder verschwanden. Aufgeweckt von den Schreien eines eigensinnigen Esels, hatte er über die Fensterbank hinweggelinst und dann schnell wieder den Kopf eingezogen. War dies Schauspiel von dieser Welt oder von der nächsten? Großvater hatte viel erzählt, dass in der Bibel stand, wie Jakob auf einem Fels eingeschlafen war und geträumt hatte, wie die Toten steile Berghänge hinaufkletterten und hohe Leitern, damit sie in den Himmel kamen, beladen mit all ihrem weltlichen Hab und Gut und der Sünde Sold, und wie die Habgierigen unter ihnen den Halt verloren unter den Füßen oder müde wurden und zusammenbrachen, weil ihre Last sie drückte, und dann hinunterstürzten in die Feuergrube.

      Bedachtsam hatte sich Nesta den ›Sandmon dust‹ aus den Augen gewischt und dann noch einen Blick gewagt. Nein, das waren keine Duppies. Er konnte Auntie Enid erkennen und noch andere Verwandte, und sie waren alle sehr lebendig, wenn auch eingehüllt in geisterhaft grauen Nebel. Und sie sahen aus, wie sie vielleicht aussehen würden am Tag des Jüngsten Gerichts.

      Beeindruckt von der Feierlichkeit der Prozession, von der Vielzahl der Teilnehmenden und dem Ausmaß ihrer Tätigkeit, hatte Nesta Wache gehalten und gewissenhaft die blitzenden und wie Stoßzähne geformten Klingen der ›boar machetes‹ gezählt, die an den Gürteln der Männer hingen, bis Mumma ihn fand, hingekauert auf dem ›kick-and-buck‹, dem großen Wasserkrug aus Ton, der seinen Namen von den Holzhammerschlägen hatte, die ihn in seine Form gebracht hatten. Sein Kopf lag auf der Fensterbank, gestützt in den Winkel seines Ellbogens.

      »Mercy me! Wha’ dis yere?!«

      Er sah auf, irritiert vom grellen Licht des Morgens und dem ›cluk-cluk-cluk‹ der Perlhühner um seine Füße, als Mummas besorgtes Gesicht vor ihm auftauchte und sie sein Kinn in ihrer Hand anhob.

      »Meine Güte! Will mein Kleiner etwa vor allen anderen im Distrikt zum Maisschälen gehen?« Mit einem zärtlich gemeinten Lachen sprach Ciddy diese Worte, und sie wischte ihm die letzten Reste Schlaf von seinem Gesicht, das die Form eines Diamanten hatte. »Well now, wenn der kluge Mann den rechten Weg finden will, muss er seine Augen offenhalten! Right seh?«

      Und jetzt, als er in die Hütte eilte, um die Waschschüssel zu holen, die am Kick-and-buck lehnte, und auf der Stelle hüpfte, um seine besten Overalls zu erwischen, die am höchsten Nagel über dem Strohbett hingen, ließ er nochmals die Bilder der letzten zwölf Stunden passieren. Versonnen sah er zum Fenster hinaus in die Dämmerung, die sich schnell senkte, und er brütete über die Geheimnisse des Morgens, bevor die Sonne aufgegangen war, und der Nacht, bevor der Mond am Himmel stand.

       Überall auf den entfernten Bergen sah man in den palmenbeschirmten Nischen die Feuer glimmen, auf denen das Abendessen zubereitet wurde, und sie flackerten orangerot wie die Glühwürmchen. Nesta wurde von seiner Mumma auf den Tisch gehoben, ausgezogen und abgeschrubbt mit einem weißen Lappen, der rau war und nach Seife schmeckte. Als sie ihm den Kopf in die Schüssel tauchte – fast bevor er noch Mund und Augen schließen konnte – wusste er, dass die Prozedur des ›tidyrnice‹ überstanden war. Jetzt, da der Staub des Tages und der klebrige Schweiß weggewaschen waren, fühlte er sich entspannter, hatte nicht mehr das Flattern im Magen in Erwartung des Festes, das da kommen sollte. Dann sah er durchs Fenster die Fackeln im Tal. Schwebend im tintendunklen Dämmerlicht, vereinzelt oder auch in Vielzahl zusammengeballt in den Winkeln der weit entfernten Senken und sich dann ergießend auf die Hangpfade, die hineinführten nach Nine Miles, kamen sie Nesta vor wie lange und schwankende Flammenbäche. Der Klang kräftiger Stimmen kam näher, und die Luft wurde immer mehr geschwängert vom Geruch brennenden Gummis, als die schmalen Ströme von Licht sich näher schlängelten – die Männer hielten brennende Stücke von Autoreifen, aufgespießt auf Stöcke (wodurch zusätzlich auch Insekten vertrieben wurden), und sie redeten lauthals wie bellende Hunde. Die Frauen zankten mit ihnen oder plapperten untereinander, und die Kinder kreischten und tollten, tauchten auf im Licht der zitternden und übelriechenden Fackeln und verschwanden wieder, hin und her.

      Nesta war so aufgeregt bei diesem Anblick, dass er augenblicklich seine Overalls nass machte, und er musste die Schläge von Mumma aushalten, die er kaum spürte, bevor er sich seinen Weg durch die Menschenmenge bahnen konnte, die um Omeriahs riesiges Lagerfeuer versammelt war, und in seinem Kopf drehte sich alles, tanzten die Schatten eines ›jamma‹, des Nachtpicknicks auf dem Lande, bei dem es hoch herging.

      Es gab fast zu viel zu sehen. Dutzende von vollbusigen Frauen in Kleidern mit leuchtenden Mustern hockten eng beisammen, tratschend an der einen Seite der hochzüngelnden Flammen, und systematisch die Maishülsen aufreißend. Die bloßen Kolben wurden dann auf die andere Seite hinübergereicht, wo sehnige Männerhände die rohen, harten Kerne mit einer knirschenden Korkenzieherbewegung von den Kolben lösten, so dass sie in die Krokussäcke zwischen ihren Knien fielen. In all dieser Geschäftigkeit schien ein jeder dennoch Zeit zu finden für angeregte Gespräche und Gelegenheit, reichliche Menge von weißem Rum zu vertilgen und die großen Bleche leerzumachen, die randvoll gefüllt waren mit gerösteter Brotfrucht, Cho-Cho-Kürbis, triefend von Butter, Ziegencurry, gebratenem Knurrhahn, Schweinefleisch, luftgetrocknet, das jetzt knusprig brutzelte, gewürzt von Nelkenpfeffer, und Fruchtsalat aus Sternäpfeln, Orangen, Grapefruit und gesüßter Milch, die ›matrimony‹ genannt wurde.

      Als die Nacht voranschritt und die nahezu besessene Intensität der Arbeit einem zäheren Tempo gewichen war, als sich das Geschrei gelegt hatte und alle vollgegessen waren, folgten Lieder, Rätsel, Anancy-Geschichten und Erzählungen von Afrika. Dies war der Teil des Abends, den Nesta am liebsten mochte, und er fand einen guten Platz auf dem Stamm eines gefällten Apfelbaumes neben Neville