Please Kill Me. Gillian McCain. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gillian McCain
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783854454236
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sind dann in den Lastwagen von Parliament geklettert, und dieser Typ holte diese kleinen Päckchen mit dem weißen Pulver hervor.

      „Ist das Koks?“

      „Nein, Mann, das ist Heroin!“

      Ich hatte bereits hin und wieder ein paar Linien Koks geschnupft, aber ich hatte keine Ahnung, was Heroin ist.

      „Willst du mal probieren?“

      „Warum nicht?“

      Ich kann mich noch erinnern, wie ich danach im strömenden Regen in irgendeinem Wald stand. Ich habe versucht zu pissen, es ging aber nicht, doch ich fühlte mich trotzdem ziemlich gut.

      John Adams nahm überhaupt keine Drogen – er befolgte eine streng makrobiotische Diät, rauchte nicht und trank auch keinen Alkohol. Aber für uns war er trotzdem immer noch der ältere Typ mit der dunklen Vergangen­heit. Er war früher mal Junkie gewesen, und er hatte echt was von einem Gangs­ter. Er war siebenundzwanzig und somit wirklich alt.

      Als ich wieder nachhause kam und nachdem ich all diese Geschichten aus Johns Vergangenheit gehört hatte, ging ich zu ihm und erzählte ihm, was ich gemacht hatte. Ich hatte das Gefühl, ich hätte schlafende Hunde geweckt, denn er wurde plötzlich ganz aufgeregt und wollte unbedingt aus dem Haus, um Stoff zu besorgen. Und Bruder Iggy wollte plötzlich auch was.

      So fing alles an.

      Ron Asheton: Unser Roadmanager John Adams war früher mal Junkie und wurde dann eines Tages wieder rückfällig und hat gleichzeitig Scotty und Iggy mit hineingezogen.

      Als ich irgendwann einmal mit John allein im Fun House war, rief er mich zu sich in sein Zimmer. Also ging ich in sein Zimmer, das unten im Keller war. Auf seinem Tisch lag ein weißer, ungefähr babyfaustgroßer Pulverklumpen.

      „Wow, ist das Koks?“

      Er hatte sich mit seiner Nase ganz dicht darüber gebeugt und schaute auf den Klumpen, und ich hatte mich mit meiner Nase ebenfalls dicht darüber gebeugt. Wir starrten beide auf das Zeug, und er sagte: „Nein, Mann.“

      „Das ist aber nicht etwa Heroin?“

      „Doch.“

      „O Mann, so was kannst du doch nicht machen!“

      Ich war ziemlich wütend, aber John reagierte überhaupt nicht auf mich. Inzwischen waren auch die anderen nachhause gekommen, und an diesem Abend haben sie gemeinsam zum ersten Mal Heroin geschnupft. Ich habe nicht mitgemacht. Ich habe immer die Finger davon gelassen.

      Sie nahmen dann ab und zu mal was von dem Zeug, indem sie es einfach schnupften, und irgendwann zeigte ihnen „The Fellow“, wie wir John Adams damals nannten, wie man sich Heroin spritzt. Sie machten das heimlich und hinter meinem Rücken, weil sie wussten, dass ich was dagegen hatte. So war ich plötzlich ein Außenseiter.

      Kathy Asheton: Ich bin zum ersten Mal persönlich mit Heroin in Kontakt gekommen, als Iggy mich aus einer heruntergekommenen Absteige in Romulus anrief, einer ziemlich üblen Gegend von Detroit. Er bat mich, ihm etwas Grass vorbeizubringen, das er gegen Heroin tauschen wollte. Er gab mir seine Adresse, aber erst als ich mich langsam diesem merkwürdigen Viertel näherte, realisierte ich, dass ich zu dieser heruntergekommenen Absteige fuhr. Ich klopfte an die Tür, und Iggy machte mir auf. Mein Bruder Scotty war auch da und diese schwarzen Typen mit ihren Knarren. Ich war eine der ganz wenigen, die kein Heroin nah­men und die Iggy trotzdem in seiner Nähe duldete, was sehr ungewöhnlich war, denn soweit ich wusste, akzeptierten Junkies nur andere Junkies in ihrer Nähe.

      Ron Asheton: Im Fun House setzten sie sich ihre Schüsse immer nur im Apart­ment meines Bruders. Es hatte ein Schlafzimmer und ein Badezimmer und war ein optimaler Ort, um sich Heroin zu spritzen. Es hatte dunkelgrüne Fliesen,einen großen runden Tisch und eine Zimmerdecke mit billigen weißen Styroporplatten, wie man sie aus Arztpraxen kennt.Typisch Fünfzigerjahre eben.Die Wände waren schon ziemlich braun, aber am schlimmsten sahen die Styroporplatten an der Zimmerdecke aus. Blutspritzer,wohin das Auge sah.Auch auf dem Fußboden und an den Wänden waren überall große Blutflecken, denn wenn man sich die Nadel aus dem Arm zieht, nachdem man sich einen Schuss gesetzt hat,gerät immer etwas Blut in die Spritze, was man nur dadurch wieder rausbekommt, dass man es raus­spritzt. Sie haben die Wände und die Zimmerdecke ziemlich voll gespritzt. Sprrrritzzz … Blut an der Decke, Blut an den Wänden, dicke, fette Tropfen, so, als hätte jemand mit einer Wasserpistole einfach Wasser da hinaufgespritzt. Das ging eine ganze Zeit so. Die Tropfen waren allerdings nicht mehr rot,sondern aus ihnen wurden mit der Zeit hässliche braune Flecken, aber oft waren die Flecken doch rot und frisch. Das Blut tropfte auf den Tisch und auf den Fußboden, wo sie ihre Wat­tebällchen hinwarfen. Das hatte etwas so Erniedrigendes.

      Im Nachhinein wünschte ich mir, ich wäre damals so mutig gewesen und hätte Fotos gemacht. Das wären bestimmt Meisterschüsse geworden. Aber mich hat das einfach zu sehr angeekelt.

      Danny Fields: 1971 haben sich die Stooges auf ihr drittes Album vorbereitet. Der ehemalige Stooges­Manager Jim Silver hatte die Band verlassen, weil er zwi­schenzeitlich mit Biofutter handelte, was sich als wesentlich profitabler her­ausstellte, als die Stooges zu managen, die sich als wahre Geldvernichtungs­maschine entpuppten. Nachdem er sich nach und nach von der Band distan­ziert hatte, wurde ich de facto der neue Manager der Gruppe.

      Ich habe sie per Telefon gemanagt, da ich ja in New York für Atlantic Records arbeitete. Die Stooges hatten ihre Songs für ihr drittes Album, das Raw Power heißen sollte, fertig geschrieben, und ich liebte es heiß und innig. Ich war einfach total begeistert.

      Also rief ich Bill Harvey, den Vizepräsidenten von Elektra, an, der mich damals gefeuert hatte. Wir hassten einander immer noch, aber ich musste trotz­dem mit ihm in Verbindung bleiben, weil die Stooges nach wie vor bei ihm unter Vertrag waren – und ich sagte ihm, es sei Zeit, sich zu entscheiden.

      Ich glaube, er wollte ohnehin keinen Gebrauch von seinem Optionsrecht machen und hörte mir nur der Form halber zu.

      Ron Asheton: Dann ist Iggy aus dem Fun House in die University Towers in der Innenstadt von Ann Arbor gezogen. Das Fun House lag für Iggy und Scotty zu sehr außerhalb der Stadt. Sie hatten beide kein Auto und mussten in der Stadt wohnen, damit sie näher an ihrer Drogenconnection waren.

      Iggy konnte nicht Auto fahren, was schwer vorstellbar ist, wenn man an sein Koordinationsvermögen auf der Bühne denkt. Wir hatten diesen Leih­wagen, den wir eigentlich nur ein paar Tage behalten wollten, aber Iggy behielt ihn einen ganzen Monat. Die Bullen griffen ihn auf, als er die Sharon Street mit zwei Rädern auf dem Bürgersteig entlangfuhr, weil er voll auf Quaaludes war und alles Mögliche umgepflügt hatte. Also zog Iggy in die University Towers, wo es auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Biff’s gab, ein Restaurant, das rund um die Uhr geöffnet hatte. In diesem verdammten Biff’s hingen sie bis drei Uhr morgens rum, um sich ihren Stoff zu beschaffen.

      Wayne Kramer: Iggy und ich haben nebenbei ein bisschen mit Drogen gedealt. Ich habe ihn mit einigen meiner Connections in Detroit bekannt gemacht, und wir haben seine Connections in Ann Arbor benutzt, um selbst ins Drogen­geschäft einzusteigen. Es kamen jede Menge Kids zu Iggy in die University Towers und kauften ihren Stoff bei ihm. Ich selbst hatte auch ein paar Con­nections. Also legten wir ein paar hundert Dollar zusammen und haben dafür Dope gekauft, eine Menge, die ungefähr neun Schuss ergab. Aber dann musste ich mit den MC5 auf Tournee gehen.

      Ron Asheton: Iggy hat sich die von seinen Eltern gemopsten Schecks bei Dis­count Records einlösen lassen. Scheiße, das waren mehrere tausend Dollar. Iggy wurde schließlich von den Bullen festgenommen, aber seine Eltern haben das ganze Geld zurückgezahlt.

      Wayne Kramer: Ich hatte eigentlich erwartet, dass sich mein Geld verdoppelt haben würde, als ich wieder nachhause kam, und dass mein Heroin nach dem Pyramidenschema für achtzehn Schuss reichen würde. Das war unser typischer „Lass es uns verdoppeln“­Drogendeal. Das hat allerdings nur einmal funktio­niert. Als ich das zweite Mal auf Tournee gehen musste und dann zurückkam, fragte ich meine Freundin: „Und wo sind die Drogen?“ – „Ja weißt du, Iggys Venen sind kollabiert, und er musste ins Krankenhaus, und jetzt ist kein Geld mehr