Please Kill Me. Gillian McCain. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gillian McCain
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783854454236
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sprangen sie aus dem Auto und fingen an, das Unkraut zu durchstöbern. In dem Moment fand ich heraus, dass sie Speed gefressen hatten und völlig high waren. Als die Bullen angerückt waren, hatten sie das Tütchen mit dem Amphetamin aus dem Autofenster geschmissen. Also mussten wir noch einmal zurück und das Zeug suchen.

      Ich sagte nur: „Ihr Vollidioten habt ja wohl total den Verstand verloren.“

      Scott Asheton: Mir hat keiner gesagt, dass der Laster drei Meter achtzig hoch ist und die Brücke nur drei Meter zwanzig. Ich wurde aus dem Lastwagen geschleudert und bin ungefähr zwei Meter weit geflogen. Einer ist auf das Arma­turenbrett geknallt und hat sich alle Zähne ausgeschlagen. Er war bewusstlos. Und der andere ist gegen die Windschutzscheibe geknallt und hatte ein riesiges Loch in seinem Kopf und ist blutüberströmt durch die Gegend gerannt. Und ich war mir ziemlich sicher, dass der andere Typ tot war.

      Ich sagte immer nur: „O nein, o nein“, und wusste eigentlich immer noch nicht so genau, was passiert war, und dann drehte ich mich um und sah, dass der Lastwagen einfach nicht unter der Brücke durchgepasst hatte.

      Also spielten sie ihren Gig an diesem Abend ohne mich. Sie haben mir mein Kinn mit sechs Stichen genäht, aber den Stich, den sie mir in meine Zunge verpasst haben, werde ich nie im Leben vergessen. Das war der schrecklichste Schmerz, den ich je erlebt habe. Ich dachte, ich drehe durch. Ich dachte, ich kratze ab. Wenn man sich diese Brücke heute anschaut, sieht man immer noch die Spuren. Die Brücke ist immer noch im Arsch.

      Danny Fields: Sie haben den Laster zu Schrott gefahren, sie haben die Instru­mente, die wir nur gemietet hatten, zu Schrott gemacht, und sie haben die Brücke zu Schrott gemacht. Also wurden sie vom Lastwagenbesitzer verklagt, vom Besitzer der Instrumente und von der Stadt Ann Arbor. Und von mir woll­ten sie um vier Uhr morgens wissen, was ich jetzt unternehmen würde.

      Was ich unternommen habe? Ich bin wieder zurück ins Bett gegangen.

      Bill Cheatham: Irgendwann schuldete Scotty Asheton dieser Motorradgang einen Haufen Geld, und sie waren natürlich hinter ihm her. Scotty schuldete ihnen das Geld, aber wir rechneten auch damit, dass sie zu uns kommen und uns den Arsch aufreißen und unsere Instrumente klauen und die Bude verwüs ­ten würden.

      Es herrschte eine Art Belagerungszustand, und wir haben das Fun House buchstäblich in eine Festung verwandelt. Die Fenster im Erdgeschoss haben wir mit Sperrholz zugenagelt, und wir haben uns bis an die Zähne bewaffnet. Wir hatten viele Waffen – Schrotflinten, Pistolen und Gewehre, wirklich alles.

      In den ersten paar Tagen haben wir uns beim Wacheschieben abgewech­selt. Scotty hatte beschlossen, dass er im Moment nicht so gern in diesem Haus wohnen wollte. Er kam nur ab und zu zum Üben und dann verpisste er sich wieder. Aber die Sache war die, dass wir, um ins Haus reinzukommen, das Poli­zeischloss herausreißen und wieder neu montieren mussten, wenn wieder jemand reinwollte. Dadurch wurde die Tür mit der Zeit immer löchriger.

      Nach ungefähr vier Tagen kam Scotty wieder zurück. Die Biker ließen sich niemals blicken, und uns juckte es irgendwie in den Fingern, endlich mal unsere Knarren zu benutzen.„Verdammt, ich würde dieses Ding zu gern mal benutzen.“

      Wir saßen auf dem Sofa, und gegenüber vom Sofa hing ein Bild von Elvis. Scotty starrte ständig auf das Bild. Schließlich spannte er den Hahn seiner Schrotflinte und RRUMMSS, verpasste er Elvis ein Loch. Dann eröffnete auch ich das Feuer, und wir fingen an, die Wand zu durchsieben.

      Plötzlich hörten wir diese lauten Schreie: „Hört auf zu schießen! Hört sofort auf zu schießen!“

      Wir wussten nicht, dass John Adams unten im Keller war und geschlafen hatte. Er kam herauf, von unten bis oben in Gips, sah uns und fing an zu zetern: „Was zum Teufel geht hier ab?“

      Nachdem wir herausgefunden hatten, dass die Stadt das Gebäude abreißen wollte, haben wir uns gesagt: „Ach, scheiß drauf“, und das Haus regelrecht zusammengeschossen.

      Aber Ronny blieb bis zum bitteren Ende.

      Ron Asheton: Nachdem wir bei Elektra rausgeflogen waren, kam Danny nach Ann Arbor zurück, weil er all diese schrecklichen Junkiegeschichten gehört hatte. Es war in meinem Apartment, als Danny John Adams gefeuert hat. Wir haben zu all dem nichts gesagt, weil wir ihn sehr gern hatten. Wir wussten aller­dings nicht, dass John Adams im ganzen Land mit Dope dealte. Ich hätte viel zu viel Schiss gehabt, um mit ihm zu fliegen. Und kurz nachdem er John raus­geschmissen hatte, sagte Danny, dass er am Ende wäre und nicht mehr weiter­machen könnte.

      Danny Fields: Es wurde unhaltbar. Ich hatte die Sache nicht mehr im Griff. Sie waren stoned, ich wahrscheinlich auch, und ich sagte bloß: „Ich kann so nicht weitermachen.“

      Mir wuchs das alles über den Kopf. Ich brauchte einen anständigen Job. Also fing ich an, für das Magazin 16 zu arbeiten.

      TEIL ZWEI: THE LIPSTICK KILLERS – 1971–1974

      KAPITEL 9: PERSONALITY CRISIS

      Penny Arcade: Meine Eltern dachten, ich wäre ein Kind des Teufels. Als ich ungefähr siebzehn war, bin ich von zuhause abgehauen. Meine Mutter hatte Anzeige gegen mich erstattet, und ich habe in meiner Heimatstadt New Britain, Connecticut, eine Nacht im Knast verbracht. Meine Mutter kam am nächsten Morgen und hat mich aus dem Knast abgeholt, und als ich mit meiner Mutter nachhause gelaufen bin, bin ich einfach immer weitergelaufen. Nachdem ich nach Provincetown und Boston gegangen bin, bin ich schließlich im East Vil­lage hängen geblieben.

      Das war in der Ära der sich verlagernden Fixertreffs, in denen man vorü­bergehend pennen konnte. Die Junkiekultur erstreckte sich damals vom Chel­sea Hotel bis zum Hotel Earle und vom Henry Hudson bis zum Seville. Irgend­jemand ging in ein Hotel, mietete eine Suite, und dann sind fünfzehn Leute dort eingezogen. Ständig versuchte irgendjemand, dich zu vögeln, dabei war ich damals nur ein Kind, das einen Platz zum Pennen gesucht hat.

      Also begann ich in dieser Pizzeria an der Ecke Siebte Straße und Zweite Avenue rumzuhängen, wo ich diese Speedfreaks kennen lernte und auch der „A­Clique“ vorgestellt wurde, was die Abkürzung für „Amphetamin­Clique“ war. Das war eine ziemlich wilde Szene, keine Hippies, sondern ein Haufen kri­mineller, homosexueller, Drogen konsumierender, nach Spiritualität suchender künstlerischer Männer. Alles ziemliche Spinner. Trickbetrüger, Fassadenklet­terer. Legendäre Charaktere, die über Jahre ihr Ding durchgezogen haben. Und es sah so aus, als sei ich der Neuzugang in dieser langen Geschichte.

      Brooklyn­Frankie, Short­Haired Sammy und Black Frank waren die A­Cli­que­Mitglieder mit Straßenniveau. Dann gab es da noch die höheren Ränge, Leute wie Ruby Lynn Rainer, den legendären Amphetamindealer Ondine, Vel­vet Underground und all die anderen Leute aus Andy Warhols Factory. Damals vermischte sich die Welt der Kunst mit der Welt der Drogen.

      Zuerst habe ich nur mit der A­Clique rumgehangen, ohne Speed zu sprit­zen, weil ich ohnehin mühelos drei Tage ohne Schlaf auskommen konnte, aber nach einigen Monaten wollten sie, dass ich genauso high werde wie sie. Also fing ich an, Speed zu spritzen. Ich fand es wunderbar. Das war meine Droge. Ich kam ganz gut damit klar und mochte die Leute, die Speed nahmen.

      Dann gab mir eines Tages, als ich mich in einem Coffeeshop in der Green­wich Avenue ein wenig runterbringen wollte, jemand einen Zettel, auf dem stand: „An das Mädchen im grünen Kleid. Wann hast du Feierabend?“ Ich schaute mir den Zettel an und fragte mich: „Was soll das denn?“ Der Zettel kam von Jackie Curtis, der an einem anderen Tisch saß und eine Einkaufstüte mit seinen Thea­terstücken und Zeitungsausschnitten und Gott weiß was noch dabeihatte.

      Jackie kam an meinen Tisch, weil er mich kennen lernen wollte. Wir wur­den sofort Freunde und hingen den Rest des Tages gemeinsam rum. Er war damals noch ein Junge; er zog sich immer noch an wie ein Junge, und er nahm auch gern Speed, aber er spritzte es nicht. Er nahm nur Pillen. Ab da verbrachte ich viel Zeit mit Jackie, und kurze Zeit später entdeckte ich John Vaccaros Play­house of the Ridiculous Theater.

      Leee Childers: Dieses skandalöse Undergroundtheater, das John Vaccaro, Char­les