Please Kill Me. Gillian McCain. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gillian McCain
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783854454236
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weil sie einen Schallplattenvertrag bekommen hatten.

      Dennis Thompson: Nachdem wir den Vertrag unterzeichnet hatten, kriegte jeder von uns gerade mal eintausend Dollar auf die Hand. Klasse, was? Also mussten wir unsere Eltern überreden, für die Kaufverträge unserer Autos zu bürgen.

      Wayne Kramer kaufte sich einen Jaguar XKE, Mike Davis einen Buick Riviera, Fred Smith eine Fastback Corvette, Baujahr 1966, und Rob Tyner einen Kombi, hahaha.

      Ich hatte den besten Schlitten der Band – eine Corvette, Baujahr 1967, sie­ben Liter und dreihundertneunzig PS mit sechs Rücklichtern und einem lila Hardtop. Das Auto war ein Biest. Es hatte immerhin fast vierhundert PS. Ich habe es in ungefähr acht Monaten auf sechsundsechzig Punkte im Strafregister gebracht. Ich bin meinen Führerschein ungefähr drei­oder viermal losgewor­den und in den Knast gewandert, weil ich gefahren bin, obwohl man mir den Führerschein weggenommen hatte.

      Michael und ich sind mit dem Schlitten nach Florida gedüst. Das war der schnellste Trip nach Florida, den ich je mit einem Auto gemacht habe – wir fuh­ren im Durchschnitt ungefähr einhundertneunzig Sachen. Hat Spaß gemacht. Was hatten Autos mit Leuten zu tun, die sauer auf uns waren?

      Wayne Kramer: Wir sind wegen der Verfolgung konterrevolutionärer Ideale aus der White Panther Party ausgeschlossen worden, weil wir uns Sportwagen gekauft haben, für die unsere Eltern die Kaufverträge unterschrieben hatten. Ich hatte mir einen Jaguar XKE gekauft. Das war neben Rock ’n’ Roll das coolste Teil, das ich je gehabt habe. Von diesem Auto träume ich heute noch. Oh, war das ein Zuckerstück. Fred Smith hatte sich eine gebrauchte Corvette gekauft, Dennis eine Corvette Stingray, sieben Liter – ein wahres Kraftpaket. Michael Davis einen Riviera. Und Rob Tyner bekam den Kombi der Band.

      Wir waren schrecklich. Kurz nachdem Rob den Kombi bekommen hatte, kam er eines Tages voll beladen mit Einkäufen aus dem Supermarkt und musste entsetzt feststellen, dass sein Auto nicht mehr da war. Keiner von uns hatte je daran gedacht, irgendwann mal die laufenden Raten abzudrücken, also haben sich die Händler die Karren einfach wieder unter den Nagel gerissen.

      Dennis Thompson: Ich meine, wir sind alle an der Dragster­Piste groß gewor­den. Aber schnelle Autos und Bier passten eben nicht so gut mit braunem Reis und Zen zusammen. Da waren die Konflikte vorprogrammiert. Nicht unbe­dingt politische Konflikte, sondern eher kulturelle.

      Nun ist es überhaupt nicht so, dass wir John im Stich gelassen hätten. Wir konnten nur einfach nichts für ihn tun. John war wie der Rest dieser durchge­knallten Hippies immer noch der Überzeugung, dass die Revolution eines Tages siegen würde. Sorry, aber Nixon hatte eine Menge Nazibullen rekrutiert, die schon dafür sorgten, dass das NICHT passierte, liebe Genossen.

      Ron Asheton: Schließlich hatten die Five die Nase voll, immer alles zu teilen. Sie wussten immer, wenn die Stooges gutes Haschisch hatten, und kamen dann ins Fun House rüber: „Können wir ein bisschen Haschisch rauchen und ein­fach ein bisschen bei euch rumgammeln? Diese ständige Teilerei bei uns im Haus, das ist schon ziemlich unheimlich.“

      Danny Fields: Nachdem John im Knast gelandet war, habe ich viel Zeit damit verbracht, zwischen New York und Ann Arbor zu pendeln, weil John Landau und ich das Management von MC5 unter uns aufgeteilt hatten. So haben wir uns mit dem Babysitten immer gegenseitig abgewechselt.

      John Landau hatte mich und die Band an Atlantic Records vermittelt. Jerry Wexler war der Präsident von Atlantic und stand auf junge intelligente und coole Typen. Deshalb hingen Lisa Robinson, Lenny Kaye und ich oft bei ihm zuhause rum und fraßen jede Menge Acid. Ich kann mich besser an die Acid­trips erinnern als an das, was damals passiert ist. Ich bin durch das Universum geflogen und habe mit Gott geplaudert, ich bin auf die Knie gegangen und konnte in die Zukunft schauen. Auf einem Trip war ich fest davon überzeugt, ich hätte einen IQ von dreitausend. Aber nicht nur das. Ich konnte mir sogar Wesen ausmalen, die einen IQ von dreihunderttausend hatten …

      Höher hinauf als mit LSD wollte ich nicht.

      KAPITEL 8: FUN HOUSE

      Scott Asheton: Nachdem unser erstes Album erschienen war, bekamen wir nicht sofort die große Aufmerksamkeit, und der Verkauf ging auch eher schleppend. Aber wir hatten einen Vertrag über drei weitere Alben, und Elektra hatte beschlos­sen, dass wir unser zweites Album in ihren Studios in L. A. aufnehmen sollten.

      Auf unserem zweiten Album, Fun House, haben wir versucht, wieder wie die Originalformation von unserem ersten Album zu klingen – mehr freie For­men, mehr Improvisationen –, und außerdem holten wir den Saxofonisten Steve MacKay dazu. Im Grunde genommen war es ein im Studio aufgenom­menes Livealbum.

      Love und Peace spielten keine so große Rolle bei diesem Album. Es war wirklich nicht unser Ding, dafür zu sorgen, dass sich auch alle glücklich fühl­ten. Uns ging es vielmehr um das, was wirklich abging, wie langweilig diese ganze Scheiße war und was man sich tatsächlich alles bieten lassen muss.

      Der Song„Dirt“ ist der perfekte Beleg für unsere damalige Einstellung.Scheiß auf all den Scheiß, wir sind Dreck, uns geht das alles total am Arsch vorbei.

      Iggy Pop: Im Anschluss an die Aufnahmen in Kalifornien sind wir im April oder Mai 1970 nach Detroit zurückgekehrt, wo sich die Dinge zwischenzeit­lich verändert hatten. Die Arbeitslosigkeit vertrieb die Leute aus Detroit, die ganze Atmosphäre hatte sich verändert, und wir fingen an, harte Drogen zu nehmen.

      Kathy Asheton: Als ich eines Abends das Haus betrat, saß da plötzlich ein völlig fremder Mann. Dieser Typ war buchstäblich ins Fun House eingebrochen und saß einfach da und wartete auf die Stooges. Ich dachte, dieser Typ wäre ein Groupie. Er wusste viel über die Band und ganz offenbar auch, wo sie wohnte, und er hatte es sich fest in den Kopf gesetzt, bei ihnen mitzumachen.

      Im Nachhinein betrachtet war James Williamson so etwas wie eine schwarze, sich herabsenkende Wolke.

      Ron Asheton: Ich habe James Williamson kennen gelernt, als wir auf der High­school einen Gig lang zusammen gespielt haben. Sein Vater, ein früherer Oberst in derArmee,wollte James von diesem ganzen Rock ’n’Roll­Zirkus fern halten und schickte ihn deshalb nach New York auf eine Schule für schwer erziehbare Kinder, denen dort Disziplin beigebracht werden sollte. Der Oberst hasste lange Haare. Deshalb durften wir sein Haus nicht betreten – aber uns immerhin auf der Veranda aufhalten.

      Ich habe James erst wieder gesehen, als wir im Chelsea Hotel unser erstes Album aufgenommen haben. Wir haben ein paar Tage zusammen verbracht, aber danach war er wieder verschwunden.

      Nachdem Dave Alexander bei den Stooges rausgeflogen war, wurde unser früherer Roadmanager Bill Cheatham unser neuer Bassist, der allerdings über­haupt nicht Bass spielen konnte. Ich habe ihm ein paar rudimentäre Akkorde beigebracht. Nachdem er aber bei sechs Konzerten mitgespielt hatte, wollte er lieber wieder unser Roadmanager sein.

      Also ließen wir Musiker vorspielen, und dann tauchte irgendwann James Williamson zum Vorspielen auf. Ich habe hauptsächlich Power­Akkorde und ähn­liches Zeug gespielt und er eher melodische Akkorde. Er hatte mir und meinem Stooges­Stil ein wenig was voraus. Das war also optimal – ich kannte ihn bereits, und er war ein sehr guter Gitarrist. Nachdem ich ihm gesagt hatte, dass er in unse­rer Band mitspielen könnte, hat er als Erstes seinen Verstärker für siebenhun­dertfünfzig Dollar verkauft. Er sagte, er würde das Geld mit uns teilen, damit jeder Geld hätte, um sich etwas zu essen zu kaufen. Also hat er das Geld aufgeteilt, und ich dachte: „Wunderbar, jetzt habe ich ein bisschen Geld bekommen.“

      Dann kam Iggy mit einer seiner glorreichen Ideen und meinte: „Ihr gebt mir alle euer Geld, damit ich dafür Heroin besorgen kann, von dem ich einen Teil weiterverdealen werde, und ihr bekommt dann das Doppelte von dem zurück, was ihr mir jetzt gebt.“

      Ich antwortete: „Bei dir piept’s wohl!“

      Aber er ließ einfach nicht locker, und schließlich willigte ich ein:„Hier hast du die verdammte Kohle, aber lass mich jetzt in Ruhe!“

      Scott Asheton: Ich war mit einem der Roadies von MC5 befreundet und bin mit ihm zu einem „Free Concert“ von Parliament/Funkadelic gegangen.