Heimat-Heidi Staffel 4 – Heimatroman. Stefanie Valentin. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefanie Valentin
Издательство: Bookwire
Серия: Heimat-Heidi
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980597
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ich gesagt hab’. Alles war vollkommen falsch. Wie konnt’ ich nur so blöd sein?«

      »Das versteh’ ich jetzt

      net…!«

      »Ich versteh’s ja selbst net«, murmelte Mizzi, dann band sie sich ihre Schürze wieder um und putzte weiter Gemüse, das sie in der Früh von einem Händler bezogen hatten.

      Nach zwanzig Minuten, in denen sie keinen Ton von sich gab, was ihren Großvater wunderte, denn Mizzi redete sonst oft pausenlos, band sie sich die Schürze wieder ab.

      »Ich… ich geh’ mal nach ihm schauen«, sagte sie.

      »Willst du sagen, daß du es net so gemeint hast?« wollte ihr Großvater wissen.

      Mizzi zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich würd’s schon gern, aber ich werd’s sicher nicht schaffen.«

      »Was willst du dann bei Rainer Bald…?«

      »Ich frag’ ihn, was ich ihm zu trinken bringen soll«, erwiderte Mizzi.

      »Damit rettest du dich vielleicht eine halbe Stund’ über die Runden«, sagte ihr Großvater. »Gescheit wär’, wenn du aus der Welt schaffst, was deiner Ansicht nach net stimmt.«

      Mizzi nickte. »Du hast recht.« Dann verließ sie die Küche und ging nach oben in ihr Zimmer.

      Als sie wenige Augenblicke später schon wieder zurück kam, wirkte sie verstört, und man sah ihr an, daß es ihr gar nicht gut ging.

      »Was ist denn los?« Der Blick ihres Großvaters drückte seine Besorgnis überdeutlich aus.

      »Er… ich meine Rainer…!«

      »Was ist mit ihm?«

      »Er ist weg.«

      »Was heißt, er ist weg?«

      »Daß er nimmer droben ist«, antwortete Mizzi. »Die CD liegt oben, der PC ist ausgeschaltet, aber Rainer ist weg.«

      »Oje«, murmelte der alte Ambros, während er das Gesicht verzog, »das hört sich gar net gut an.«

      »Wie meinst du das…?«

      »Rainer scheint getroffen zu haben, was du zu ihm gesagt hast«, antwortete ihr Großvater. »Vielleicht hat’s ja net so ausgesehen, aber er scheint genau deswegen hier gewesen zu sein, weswegen du ihn angesprochen hast. Oder…?«

      Mizzi schloß die Augen und nickte. »Ja, so scheint es zu sein. Und ich arrogante Göre geh’ hin und schick’ ihn weg. Nur weil ich gemeint hab’, ich müßt’ irgendwas Intelligentes sagen.«

      »Das versteh’ ich jetzt net so ganz«, erwiderte ihr Großvater. »Wenn du doch nix für ihn empfindest, dann ist doch nix verloren. Es ist dann schon besser, wenn im Vorfeld geklärt wird, was später zu Komplikationen führen kann.«

      Mizzi stand da und sagte nichts zu dem, was ihr Großvater gesagt hatte. Einen Moment starrte sie gedankenverloren aus dem Fenster, dann nahm sie ihre Arbeit wortlos wieder auf.

      *

      Als Mizzi Rainer in ihrem Zimmer mit dem PC alleine ließ, saß der wie aus Stein gemeißelt eine ganze Weile auf dem Hocker und starrte ins Leere. Daß Mizzi ihm derart schon im Vorfeld den Wind aus den Segeln nahm, berührte ihn außerordentlich, denn erstens hatte er damit nicht gerechnet und zweitens fühlte er sich ertappt.

      Ihm war zwar nicht bewußt gewesen, wie sehr man ihm ansah, daß er Mizzi mochte, doch daß man ihm sozusagen im Vorhinein schon einen Korb gab, das war ihm bisher noch nicht passiert und er hatte auch noch nicht davon gehört.

      Plötzlich fühlte er sich völlig fehl am Platz. Deshalb ergänzte er rasch seine Arbeit von Tagen vorher, installierte sie auf der Festplatte, legte die CD, die das Programm enthielt, das er für mittelständische Unternehmen geschrieben hatte, neben den PC und stand auf.

      Zuerst wollte er noch in der Küche bei Mizzi und ihrem Großvater vorbeigehen, doch dann entschied er anders und verließ die alte Lohmühle durch einen zweiten Ausgang; nicht viel später war er auf dem Rückweg aus dem Weißbachtal zurück zum Bergerhof.

      Dabei tat er keinen Schritt, bei dem er nicht an Mizzi dachte. Unterwegs, beim Übergang vom Weißbach- ins Grottental, stand eine Bank, die einen einmalig schönen Ausblick in die Allgäuer Berge bescherte. Dort setzte Rainer sich hin und fing an zu träumen.

      Rainer hatte, als er Biggi kennenlernte, davon geträumt, mit ihr sein Leben zu gestalten. Erst später war ihm bewußt geworden, daß dieses Wünschen nicht sonderlich tief verwurzelt gewesen sein konnte, denn er hatte seine eigene Wohnung nie aufgegeben, obwohl Biggi öfter vorgeschlagen hatte, eine gemeinsame Wohnung zu beziehen.

      Rainer ertappte sich dabei, wie er von Mizzi zu träumen begann. Er sah sie lachend auf ihn zukommen, sah ihre wunderschönen Augen und einen verheißungsvollen Blick.

      Seine Mutter war sehr früh gestorben, und er hatte lange bei seiner Großmutter gelebt, die aber auch kränkelte, weshalb er schließlich bei Tante Berta gelandet war, die in Stuttgart ein sehr schönes Anwesen besessen hatte.

      Tante Berta war die jüngere Schwester seiner Großmutter und gleichzeitig eine weltoffene Frau gewesen, die sich, solange Rainer sie kannte, mit Kartenlegen und dergleichen beschäftigt hatte.

      »Du wirst mal ein wunderschönes Mädchen kennenlernen«, hatte sie ihm prophezeit. »Sie wird dein Leben nachhaltig beeinflussen. Aber du mußt aufpassen, daß du die richtigen Entscheidungen triffst, denn anfangs meinst du nicht, daß sie mal dein sein wird.« Dann hatte Tante Berta gelächelt und gesagt: »Aber du wirst den passenden Weg schon finden. Immer nur dran denken, daß du was zählst, das mußt übrigens im ganzen Leben. Buben wie du, die früh Eltern und alle anderen verloren haben, haben da schon mal ihre Probleme…!«

      Als Rainer einen Lufthauch verspürte, öffnete er die Augen und kam rasch zurück in die Wirklichkeit.

      Er stand auf, und während des Nachhausegehens faßte er den Entschluß, sobald wie möglich abzureisen.

      »Schade«, sagte er, wobei er traurig dreinsah, »irgendwie hab’ ich das Gefühl, daß aus uns beiden was hätt’ werden können. Aber so deutlich wie du mir eine Abfuhr gegeben hast, hat es wohl keinen Sinn, wenn ich noch mal einen Versuch start’…!«

      *

      Als Mizzi drei Tage nichts von Rainer hörte, war sie so nervös, daß sie zu ihrem Großvater sagte, daß sie abends nicht da sein werde. Das war insofern kein Problem, weil ihrem Großvater zwei Köche zur Seite standen und die Speisenkarte so variabel gestaltet war, daß die Mizzi durchaus nicht da sein mußte, was ja, wenn sie sich in Mittenwald aufhielt, auch der Fall war.

      »Dich kneift was«, sagte Ambros Kramer, »und ich weiß auch was.«

      »Sieht man mir’s an?« wollte Mizzi wissen.

      Ihr Großvater schüttelte den Kopf. »Nicht unbedingt, aber ich kenn’ dich.«

      »Wenn du mich kennst, weißt du ja, wo ich heut’ am Abend hin möcht’, oder?«

      Ambros Kramer nickte. »Ich schätz’ mal, du willst in den Bergerhof. Aber du wirst net direkt zu Rainer gehen, sondern deinen Besuch sonstwie verpacken.«

      Mizzi lächelte. »Du kennst mich gut. Ja, ich werd’ die Steffi besuchen.«

      »Dann bestell den Bergerhoferschen schöne Grüße von mir«, trug ihr Großvater Mizzi auf, »und dem Rainer kannst sagen, ich würd’ mich freuen, wenn er uns wieder mal besuchen würd’. Meinetwegen kannst ihm sagen, ich würd’ ihm was über unseren Kräutergarten erzählen.«

      Mizzi lächelte. Sie ging zu ihrem Großvater und küßte ihn auf beide Wangen.

      »Ich verschwind’ dann mal nach oben«, sagte sie, »wenn ich ein bissel am PC sitz’, komm’ ich vielleicht hinter Rainers Geheimnis.«

      »Du meinst, ihn umgibt ein Geheimnis?«

      »Jeden