Heimat-Heidi Staffel 4 – Heimatroman. Stefanie Valentin. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefanie Valentin
Издательство: Bookwire
Серия: Heimat-Heidi
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980597
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»Kommen S’ schon und zeigen S’ mir, was Sie möchten.«

      Mizzi stand auch auf. »Sie dürfen aber nicht lachen. Ich würd’ es gern besser können, leider klappt es aber nicht so, wie ich es möcht’.«

      »Oft ist es nur ein ganz kleiner Schritt«, erwiderte Rainer, »der einem dann die ganze Bühne öffnet, und man kommt dann ganz alleine weiter.«

      »Wenn S’ mir den Schritt vielleicht zeigen würden?« Mizzis zaghaftes Lächeln verzauberte Rainer aufs neue.

      Er nickte und meinte, er werde es versuchen.

      Der PC stand in Mizzis Zimmer, das sie vorhin, als sie die Schorle geholt hatte, wohl rasch ein wenig aufgeräumt hatte. Das war wohl der Grund gewesen, warum sie nach ihrer Frage, ob Rainer ihr helfen könne, dessen Hilfeangebot abgelehnt hatte.

      »Da schaut’s ein bissel wild aus«, sagte sie dann auch um Entschuldigung bittend, »aber ich komm’ einfach nicht dazu, aufzuräumen. Ich komm’ eh zu nichts außer in der Küche zu stehen und das zu kochen, was Clemens Haubner mir aufgetragen hat.«

      »Das Essen letztens bei Ihnen war sensationell«, erwiderte Rainer.

      »Echt…?« Mizzi sah ihn mit großen Augen an.

      Rainer nickte. »Besser hab’ ich nie gegessen.«

      Mizzi lachte. »Dabei wollt’ ich nie in eine Küche. Weder beruflich nicht und privat auch nicht.«

      »Und wie sind Sie dann hineingekommen?«

      »Wie schon?« Mizzi zuckte mit den Schultern. »Der Großvater hatte das Lokal eröffnet, womit er sich einen Jugendtraum erfüllt hatte. Als ich ihm sagen wollte, daß ich studieren wolle, hat er mich mit seinen treu dreinschauenden Augen so bittend angesehen, daß ich erst gar nichts davon gesagt hab’.«

      »Und dann haben S’ kochen gelernt?«

      »Ich hab’ in Garmisch das Hotelfach erlernt«, antwortete Mizzi, »und bin dabei in Mittenwald dann Clemens Haubner begegnet.«

      »Und bei dem lernen S’ jetzt die feine Küche…!«

      Mizzi wiegelte den Kopf. »Ich würd’s anders ausdrücken. Ich lern’, wie man mit ganz einfachen Mitteln die natürlichen Lebensmittel schmackhaft auf den Tisch bringt.«

      Rainer sah Mizzi an und wußte, daß er dabei war, sich in sie zu verlieben. Er wußte auch, was ihn an ihr so faszinierte, nämlich ihre natürliche und unbefangene Art. Wie sie redete, wie sie sich bewegte, alles wirkte offen und überhaupt nicht gekünstelt.

      Rainer merkte ein wenig spät, daß er sie ein klein wenig zu lange angesehen hatte, weshalb er verlegen lächelte, auf den PC zeigte und fragte: »Darf ich…?«

      »Logisch«, antwortete Mizzi.

      Rainer setzte sich, schaltete den PC ein und drückte einige Tasten. Der Bildschirm zeigte wechselnde Bilder und Rainer fragte, ob Mizzi unbedingt auf einem selbstentwickelten Programm arbeiten wolle, oder ob es auch ein bestehendes Programm sein dürfe?

      »Gibt’s das denn?« fragte sie.

      Rainer nickte. »Ja, das gibt es.«

      »Das ist sicher sehr teuer…?«

      »Nicht, wenn ich es Ihnen auf der Festplatte installiere.«

      »Das ist doch verboten«, sagte Mizzi, »die Urheberrechte müssen doch gewahrt werden.«

      »Wenn die Urheberrechte bei mir liegen«, sagte Rainer, »dann müssen S’ nicht damit rechnen, daß wer dumme Fragen stellt.«

      Mizzi sah Rainer daraufhin lange an. Er arbeitete konzentriert und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Nach etwa zwanzig Minuten atmete er tief durch und meinte: »Also jetzt können S’ theoretisch damit arbeiten. Ich hab’ das Programm auf einer CD gesichert, so daß Sie es jederzeit aufrufen können.«

      »Im Ernst…?«

      Rainer nickte. »Ja, schon, aber es ist natürlich nicht das, was möglich ist. Wenn Sie wollen, komme ich in ein paar Tagen, wann auch immer Sie wollen, vorbei und beschäftige mich mal ein bissel länger damit. Dann hab’ ich meine eigene Software hier. Sie sagen mir ganz genau, was Sie mit dem Programm alles anstellen wollen, dann könnten S’ auch damit arbeiten.«

      Mizzi lächelte. »Das ist echt nett von Ihnen. Aber ich kann das gar nicht annehmen. Sie sind hier in Urlaub und…!«

      »Lassen S’ mal meinen Urlaub aus dem Spiel«, erwiderte Rainer. Dann lächelte er. »Und ich tu’s nicht nur Ihnen zum Gefallen.«

      »Wie meinen S’ das?«

      »Ganz einfach«, antwortete Rainer, »ich find’ Ihre Gesellschaft äußerst angenehm…!«

      *

      Daß Ulla und Jürgen frisch verheiratet und verliebt waren, sah man ihnen überdeutlich an. Wo es ging, turtelten sie miteinander, ständig waren sie beisammen und nicht ein böses oder gereiztes Wort war zwischen ihnen zu hören.

      Anders bei Biggi. Die giftete, wo sie konnte, und da Rainer sich so weit wie möglich von ihr entfernte, suchte sie sich andere, wo sie ihr gereiztes Mütchen kühlen konnte. Inzwischen hatte sie sich Josie als Angriffsobjekt ausgesucht.

      »Wenn du was mit Rainer anfangen willst«, herrschte sie Josie beim Frühstück an, »dann kannst du mich ja fragen, wie du es am gescheitesten anstellst. Ich hab’ da schließlich reichlich Erfahrung mit ihm.«

      Rainer war nicht zum Frühstück erschienen, doch Ulla und Jürgen saßen am Tisch und mußten mit anhören, was Biggi von sich gab.

      Josie reagierte ganz ruhig. Sie aß ihren Semmel zu Ende und stand dann auf. Die anderen, inklusive Biggi, meinten, sie wolle einer Auseinandersetzung aus dem Weg gehen. Doch Josie lächelte Biggi freundlich an.

      »Ich würde dich nur bei sehr wenigen Dingen um Rat fragen«, sagte sie dann, »aber nicht, wie man einen Mann an sich fesseln kann.« Dann wiegte sie ihren Kopf. »Wie man einen Mann rasch, nachhaltig und auf sehr häßliche Art und Weise vergrault, da würd’ ich dich um Rat fragen, denn das Problem hast du wirklich erstklassig gelöst.«

      Biggi saß da, hatte einen knallroten Kopf, doch bevor sie antworten konnte, hatte Josie die alte Gaststube verlassen, wo sie bisher gemeinsam gefrühstückt hatten.

      Josie wollte an jenem Tag nach Oberstdorf fahren, um sich dort ein wenig umzuschauen. Sie sah auf die Uhr, weil sie mit dem Bus fahren mußte, schließlich war sie mit Ulla und Jürgen hergekommen und denen wollte sie nicht dauernd auf der Pelle hängen.

      »Grüß Gott, Josie…!« Luise lächelte freundlich.

      »Hallo, Luise«, erwiderte Josie.

      »Kennst du den Sebastian Heller?« wollte Luise wissen.

      Josie erschrak. »Ja, den Sebastian kenn’ ich. Wieso fragst du, was ist mit ihm?«

      »Er hat angerufen«, antwortete die Seniorchefin des Bergerhofs. »Ich soll dir liebe Grüße bestellen und ausrichten, daß er auf dem Weg herauf ist. Er müßt’ bald da sein.«

      »Sebastian kommt herauf?« Josies Stimme klang erstaunt. Damit hatte sie offensichtlich nicht gerechnet.

      »Ja, wenn ich ihn richtig verstanden hab’, dann will er irgendwohin mit dir…!« Luise lächelte. »Er ist ein netter Bursch.«

      Josie nickte. »Ja, ein sehr netter…!«

      »Dann mal viel Vergnügen«, wünschte Luise. Sie zeigte mit einer Kopfbewegung in Richtung der alten Gaststube. »Wie ist die Stimmung?«

      Josie zog die Augenbrauen hoch. »Biggi giftet, Ulla und Jürgen turteln, einen größeren Gegensatz kann’s nicht geben.«

      »Und Rainer…?«

      Josie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich weiß nicht, wo er ist.«

      »Geschlafen hat er hier…!«