Heimat-Heidi Staffel 4 – Heimatroman. Stefanie Valentin. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefanie Valentin
Издательство: Bookwire
Серия: Heimat-Heidi
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980597
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sie bekam alles mit, ob sie wollte oder nicht.

      Biggi stand da und wußte einen Moment lang nicht, wie sie reagieren sollte. Dann verzog sie das Gesicht zu einem abschätzigen Grinsen.

      »So wie du reagierst, reagiert ein bürgerlicher Pinscher«, sagte sie dann voller Spott in der Stimme. »Ja, ich hatte was mit Uwe, na und? Ich brauchte mal Abwechslung, und die hab’ ich mir genommen. Was willst du dagegen tun?«

      Rainer zuckte mit den Schultern. Er war erstaunt darüber, wie wenig ihn Biggis Worte inzwischen noch berührten.

      »Was sollte ich dagegen tun?« erwiderte er. »Nichts, da ist nichts mehr zu tun.«

      »Das ist wieder mal typisch«, geiferte Biggi. »Die Tatsachen einfach hinnehmen.«

      »Was, liebe Biggi, sollte ich an diesen Tatsachen denn noch ändern können?« fragte Rainer.

      »Nichts kannst du mehr ändern«, antwortete Biggi sofort, und ein gewisses Maß an Schadenfreude klang aus ihren Worten mit.

      »Weißt du was das Schönste an allem ist?« Rainer sah seine bisherige Freundin fragend an.

      »Was…?«

      »Daß ich auch gar nichts mehr ändern will«, antwortete Rainer, dann lächelte er Biggi an, wünschte ihr einen schönen Tag und

      verließ die Küche des Bergerhofs.

      Biggi stand einen Augenblick benommen da, Luise hatte den Eindruck, als ob sie gar nicht wisse, was gerade eben passiert war.

      Dann blickte Biggi sie an und sagte mit einer Stimme, die ganz anders war als die vorher: »Ich… ich möchte aus dem Zimmer mit Rainer ausziehen.«

      »Das kannst du dir sparen«, erwiderte die Seniorchefin des Bergerhofs.

      »Wieso…?«

      »Du hast es offensichtlich nicht bemerkt«, antwortete Luise, »aber Rainer ist schon vorgestern aus eurem gemeinsamen Zimmer ausgezogen und hat ein Einzelzimmer genommen…!«

      *

      »Hallo…!« Sebastian begrüßte Josie an der Tür des Hauses in Balding, das er zusammen mit seiner Mutter bewohnte, wenn er nicht in München war.

      »Hallo.« Josie lächelte den jungen Burschen an, der ihr jetzt genauso gut gefiel wie bei den Begegnungen in der Barbara-Kapelle. »Ich… ich hab’ dir was mitgebracht. Ich weiß nicht, ob du sowas magst…?« Dann gab sie ihm ein Glas Bienenhonig. »Es ist von einem Bauern oben im Grottental. Seine Bienenzucht ist super, und alles macht einen guten Eindruck.«

      »Schön…!« Sebastian lächelte und sagte, seine Mutter würde was für sie kochen. »Du ißt doch mit uns, oder?«

      »Wenn… wenn es keine Umstände macht?« erwiderte Josie

      »Aber nein…!« Sebastian zeigte in Richtung Küche. »Wenn du magst, kannst du meine Mutter begrüßen. Sie ist schon gespannt auf dich.«

      »Gespannt auf mich?« fragte Josie erstaunt. »Wieso denn das?«

      Plötzlich wirkte Sebastian verlegen. »Sie hat gesagt, du wärst das erste Mädchen, das ich mit nach Hause bring’.«

      »Ist es so…?«

      Sebastian nickte. »Ja, es ist so. Mir war es zwar nicht bewußt, aber es stimmt wohl.«

      Sebastians Mutter sah Josie einen langen Augenblick sehr aufmerksam an, dann umspielte ein freundliches Lächeln ihre Mundwinkel.

      »Ich bin die Johanna«, sagte sie, »der Sebastian hat mir erzählt, daß du droben im Bergerhof Urlaub machst und ihm in der Barbara-Kapelle begegnet bist. Du heißt Josie?«

      Josie nickte. »Ja, eigentlich Josefa, nach meiner Großmutter. Ich mach’ mit einigen Bekannten Urlaub im Bergerhof.«

      »Aha. Dann bist also mit deinem Freund da?«

      Josie schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin solo. Auch sonst bin ich solo. Ich bin bei den anderen lediglich mitgefahren. Sie waren schon zweimal hier, und es hat ihnen immer super gefallen.«

      »Und? Gefällt’s dir auch?«

      Josie nickte sofort. »Sehr gut. Der Bergerhof hat was ganz Besonderes.«

      »Ja, das hat er«, bestätigte Johanna. »Mein Chef, der Vorderegger-Franz, ist mit der Luise befreundet. Beide, Luise und Heidi, sind sehr nett.« Dann atmete sie tief durch. »Ich hoff’, du magst das, was ich für heut’ abend gekocht hab’. Kennst du Krautwickel mit Topfensoße?«

      Josie schüttelte den Kopf. »Nein…?«

      »Oje«, murmelte Johanna, »hoffentlich trifft’s deinen Geschmack.«

      »Da bin ich ganz sicher«, erwiderte Josie.

      »Ein bissel dauert’s noch«, sagte Johanna, »der Sebastian will dir ja noch was zeigen.« Dann lächelte sie. »Da kannst dir was drauf einbilden. Mir hat er die Bilder, die er dir heut’ zeigen will, noch net gezeigt.«

      »Aha…!«

      Sebastian hatte derweil gewartet und ging, als Josie mit seiner Mutter zu Ende geredet hatte, voran ins obere Stockwerk des kleinen Hauses.

      »Oh…!« Josie sah mit großen Augen in ein riesiges Dachstudio, dessen Wände voller Bilder hingen und wo auf verschiedenen Staffeleien ebenfalls Bilder standen. »Das ist ja… Mar’ und Josef, ist das schön da heroben.«

      »Gefällt’s dir wirklich?« Sebastian sah Josie mehr als aufmerksam an.

      Das hübsche Mädchen nickte. »Super, einfach super.«

      »Das hab’ ich selbst gemacht«, sagte Sebastian, »ich meine den Dachausbau. Wie du siehst, hab’ ich die Balken stehen lassen und einen Riesenraum bekommen. Da hinten arbeit’, das heißt, da mal’ ich. Ich hab’ ein großes Dachfenster eingebaut, hab’ Naturlicht soviel ich brauch’.«

      »Es ist einfach schön hier«, sagte Josie, »es hat ausgesprochen viel Atmosphäre, das ist mir sofort aufgefallen.«

      Sebastian zeigte auf eine alte Sitzgruppe. »Wenn du magst, dann nimm Platz.«

      »Ich schau’ mich lieber ein bissel um«, erwiderte Josie, »ich hab’ so was noch nie gesehen.« Dann zeigte sie auf Bilder. »Die hast du alle gemalt?«

      Sebastian nickte. »Es sind aber noch lange nicht alle.«

      »Darf ich mich mal umschauen…?«

      »Na klar.«

      Josie ging von einem Bild zum nächsten, sah sich alle lange an und als sie einmal herum war, es war über eine Stunde vergangen, die beiden hatten in der Zeit kein einziges Wort miteinander gesprochen, da blieb sie vor Sebastian stehen und sah ihn bewundernd an. »Du weißt hoffentlich, wie schön deine Bilder sind?«

      Sebastian zuckte mit den Schultern. »Mir gefallen sie ganz gut. Wenn ich male, dann vergesse ich alles um mich herum.«

      »Was sagen denn deine Professoren in München…?«

      Sebastian winkte ab. »Die sind viel zu sehr auf Moderne aus. Das ist ja okay, aber man darf kein Dogma draus machen. Ich hab’ da total viel gelernt, handwerklich…!«

      »Aber deine Bilder sind modern…!« Josie stand auf und ging noch mal herum. »Sehr modern sogar.«

      »Findest du?«

      »Aber klar«, sagte Josie. »Form und Farbe sind harmonisch und disharmonisch zugleich. Das ist doch das, was man heute will. Man sucht einen Widerspruch im Bild und…!«

      »Woher weißt du das denn?« Sebastian sah Josie erstaunt an.

      »Mein Bruder ist Kunstprofessor in Düsseldorf.«

      »Im Ernst?«

      Josie nickte. »Ja.«

      »Wie heißt dein Bruder denn?«

      »So