Heimat-Heidi Staffel 4 – Heimatroman. Stefanie Valentin. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefanie Valentin
Издательство: Bookwire
Серия: Heimat-Heidi
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980597
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wollt’ heute zum Beispiel nach Oberstdorf und muß mit dem Bus fahren.«

      Luise schmunzelte. »Wenn der Heller-Sebastian nicht angerufen hätt’.«

      »So ist es«, bestätigte Josie.

      Luise zeigte in Richtung Parkplatz. »Und da ist er auch schon. Ich wünsch’ dir und dem Sebastian einen schönen Tag.«

      »Danke«, erwiderte Josie, »ich weiß gar nicht, was er vorhat. Ich hab’ gemeint, er wär’ für ein paar Tage in München.«

      Luise lächelte. »Wenn man jung und verliebt ist, dann gibt’s öfter schon mal Änderungen im Konzept.«

      Josie wirkte einen Augenblick verlegen, doch dann lachte sie.

      »Wo du Recht hast«, sagte sie, »da sollt’ man dir nicht widersprechen.«

      Während Josie nach draußen ging, um Sebastian zu begrüßen, betrat Luise die alte Gaststube. Alle anderen Gäste frühstückten in der kleinen Gaststube des Anbaus, nur die Stuttgarter zogen es vor, in der alten Gaststube zu frühstücken.

      Daß die Stimmung gereizt war, spürte Luise, kaum daß sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.

      »Na, ihr Lieben…?« Sie lächelte in die Runde.

      Biggi drückte ihre Zigarette in einer Untertasse aus, obwohl ein Aschenbecher gleich daneben stand. Dann sah sie Luise provozierend an. Doch die tat so, als habe sie nichts gesehen und fragte, was für den Tag geplant sei?

      »Ich würd’ am liebsten abreisen.« Biggis Stimme klang inzwischen anders als vorher, weniger aggressiv, eher resignierend.

      »Das mußt du wissen«, erwiderte Luise. »Ich kann dich nicht halten.«

      Daraufhin preßte Biggi die Lippen aufeinander, stand auf und ging zur Tür. »Dann kann ich ja gleich packen.« Augenblicke später schlug die Tür hinter ihr ins Schloß.

      »Oh, oh…!« Luise wiegelte den Kopf. »Das ist keine gute Stimmung.«

      Ulla schüttelte den Kopf. »Ich kann Biggi nicht verstehen. Sie vermiest uns noch allen den Urlaub. So ist sie sonst nicht. Ich kenn’ sie schon ziemlich lange, wir haben zusammen studiert und unterrichten an der gleichen Schule. Diese Biggi ist mir völlig fremd geworden. Ich hab’ keine Ahnung, was da passiert ist.«

      »Tja«, murmelte Jürgen, »wenn es einem nicht gut geht, dann zeigen sich oft erst Charakterzüge, die man vorher gar nicht kannte.«

      »Welcher Art ihre Probleme mit Rainer sind, wißt ihr nicht?« fragte Luise.

      »Wir ahnen sie«, antwortete Ulla.

      »Dann muß ich euch ja nichts mehr sagen«, erwiderte die Seniorchefin des Bergerhofs.

      *

      Sebastian war abends nach München gefahren, weil er, obwohl Semesterferien waren, am nächsten Tag an der Uni zu tun hatte. Doch schon in der Nacht hatte er beschlossen, ins Allgäu zurückzukehren, denn er fand einfach keinen Schlaf, weil er ständig an Josie denken mußte.

      Daß er verliebt sein könnte, kam ihm nicht in den Sinn, vielmehr meinte er, Josie nahe zu stehen, weil sie seine Bilder so mochte. Erst seine Mutter weckte diesen Gedanken in ihm.

      Als er ganz zeitig in der Früh wieder nach Hause kam, sah die ihn erstaunt an.

      »Da schau her«, sagte sie, »der Herr ist schon wieder da. Könnt’ es sein, daß wir uns verliebt haben?«

      »Verliebt?« wollte Sebastian wissen, obwohl er, als seine Mutter die Frage gestellt hatte, sofort wußte, wen sie meinte, »in wen…?«

      »Jetzt tust aber arg dumm«, erwiderte seine Mutter. »Dir schaut die Verliebtheit doch aus allen Knopflöchern. Was man gut verstehen kann, wenn man die Josie sieht.«

      »Sieht man es mir wirklich an?«

      Johanna Heller lachte. »Und wie…!«

      Da atmete Sebastian tief durch. »Ich werd’ im Bergerhof anrufen, weil ich mit Josie was unternehmen möcht’. Du könntest recht haben mit deiner Vermutung, daß ich mich verliebt hab’.«

      »Seit Hanna das erste Mal wieder«, erwiderte seine Mutter.

      Sebastian nickte. »Ich hab’ auch eben grad’ daran gedacht.«

      »Dann hast du sie jetzt endgültig vergessen?« Johanna Heller sah ihren Sohn aufmerksam an.

      Der schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Ich werd’ Hanna nie vergessen.«

      »Das mein’ ich ja auch gar nicht«, antwortete seine Mutter, »ich meine, daß du deinen Kopf frei hast für ein anderes Madel. Und das hast du…!«

      Sebastian nickte. »Das könnte sein.«

      Seine Mutter fuhr ihm mit einer zärtlichen Geste über den Kopf.

      »Ruf Josie an«, sagte sie dann, »sie ist ein wirklich nettes Mädchen.«

      Nicht viel später kam Sebastian in die Küche, wo seine Mutter den Frühstückstisch bereits gedeckt hatte.

      »Und?« fragte sie. »Was hat sie gesagt?«

      »Ich hab’ mit Luise gesprochen«, antwortete Sebastian. »Sie richtet Josie aus, daß ich in etwa anderthalb Stunden da bin.«

      »Und dann…?«

      »Werd’ ich herausbekommen, ob ich verliebt bin, oder ob mich nur ihr Interesse an meinen Bildern so anspricht.« Sebastian lächelte. »Mit Nachnamen heißt sie übrigens Marker.«

      »Und…?«

      »Sagt dir der Name nichts?«

      »Nein«, Johanna Heller schüttelte den Kopf, »sollte er mir denn was sagen?«

      »Bernhard Marker…! Nein?« Sebastian sah seine Mutter fragend an.

      Die schüttelte erneut den Kopf. »Keine Ahnung, ich hör’ den Namen zum ersten Mal.«

      »Da irrst du dich…!«

      »Wieso?«

      »Professor Bernhard Marker…!«

      Daraufhin starrte Johanna ihren Sohn benommen an.

      »Du meinst diesen Professor von der Düsseldorfer Akademie?« fragte sie. »Willst du mir etwa sagen, daß Josie was mit ihm zu tun hat?«

      »Sie ist seine Schwester…!« Sebastian grinste.

      »Das darf nicht wahr sein«, murmelte seine Mutter.

      »Ist es aber«, sagte Sebastian, dann stand er auf. »Ich werd’ noch rasch duschen, dann fahr’ ich.«

      »Ist recht, Bub«, seine Mutter lächelte, »bestell der Josie liebe Grüße und der Luise und der Heidi auch, falls du sie sehen solltest. Du könntest Josie heut’ abend wieder mitbringen. Ich würd’ wieder was Nettes kochen.«

      »Mal sehen«, erwiderte Sebastian, »versteif’ dich aber nicht darauf. Möglicherweise bleib’ ich auch lange weg.«

      »Ist schon recht, Bub«, sagte seine Mutter, »einen schönen Tag wünsch’ ich euch…!«

      Josie fiel Sebastian um den Hals, als sie aus dem Bergerhof trat, wo er gerade aus dem Wagen gestiegen war.

      »Hallo«, sagte sie und man sah ihr an, wie sehr sie sich freute, Sebastian zu sehen.

      »Hallo«, erwiderte er. Daß Josie ihn so lieb begrüßen würde, damit hatte er nicht gerechnet.

      »Bist du aus München geflohen…?« Josie strahlte. »Ich freu’ mich jedenfalls riesig.«

      »Ich… ich hab’ nachts wachgelegen«, antwortete Sebastian, »und… na ja«, er lachte verlegen, »also ich hab’ pausenlos an dich denken müssen. Da war’s doch gescheiter, gleich herzukommen, oder?«

      »Da hast du sehr klug gehandelt.«