Löwenfisch. Rudolf Trink. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rudolf Trink
Издательство: Bookwire
Серия: Löwenfisch - Eine Rumpler Rosamunde Krimi
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960743781
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vermutlich eines Mannes. Die vom Knie abwärts sichtbare Hose war unauffällig, die Schuhe machten einen kräftigen, soliden Eindruck.

      „Könnt ich das Bild haben?“

      „Klar. Ich schicks Ihnen.“

      „Vielen Dank.“ Rumpler gab ihm seine E-Mail-Adresse.

      „Wenn ihr das Gfrast erwischts, dann schauts, dass es zahlt!“

      „Machen wir. Könnten Sie mir bitte Bescheid geben, ob die Kamera entfernt oder ob sie zerstört worden ist?“

      „Kein Problem.“

      Nach Hinterlassen seiner Telefonnummer sowie der Warnung, mit niemandem über die Angelegenheit zu sprechen, verließ Rumpler das Jagdhaus.

      Für den Beweis eines Fremdverschuldens am Tod Zargls war das Foto der Wildkamera eine viel zu dünne Suppe. Trotzdem war der zeitliche Zusammenhang auffällig. Unmittelbar vor Anton Zargls tödlichem Absturz hatte jemand die nahe beim Weg montierte Wildkamera erkannt und funktionsunfähig gemacht. Noch etwas beschäftigte Rumpler. Wildkameras waren in aller Regel nicht einfach zu entdecken und es bedurfte einer sehr genauen Beobachtungsgabe, um sie zu orten. Wenn also bei Zargls Sturz doch Fremdverschulden im Spiel war, dann handelte es sich wohl um jemanden, der sehr gründlich vorging. In Rumpler begann Sorge um Sonja zu keimen.

      Auf der Heimfahrt erreichte ihn ein Anruf von Moser. Er hatte einen Beamten in die Wohnung geschickt, aber trotz gründlicher Suche war der Zettel mit dem Dreieck unauffindbar. Der Beamte hatte zur Sicherheit auch den Papierkorb kontrolliert, ebenfalls ohne Erfolg. Sogar Zargls Putzfrau hatte man befragt, die aber auf Stein und Bein schwor, die Zeichnung nicht gesehen zu haben. Der Zettel, den Sonja auf Pritzlers Schreibtisch gesehen hatte, war verschwunden.

      Als er wieder zu Hause angekommen war, kontrollierte er den Posteingang seines Laptops. Der Jäger hatte ihm, wie versprochen, das Bild geschickt, samt einer Nachricht, dass die Kamera zerstört, aber nicht entfernt worden war. Rumpler wählte den Bildausschnitt so, dass die Schuhe des Unbekannten gut zu sehen waren, und zoomte sie so nah wie möglich heran. Aus dieser Perspektive waren sogar die qualitativ hochwertigen Nähte im oberen Randbereich der Sohlen gut zu erkennen, ebenso wie ein kleines, rautenförmiges Emblem, das einen Buchstaben, ein in das Leder der Raute eingeprägtes K oder R, umgeben von einer kreisförmigen roten Ziernaht, einschloss. Immerhin. Die Schuhe waren nach Rumplers Einschätzung alles andere als Massenware, vielleicht sogar eine Einzelanfertigung. Eventuell ergab sich hier ein Anknüpfungspunkt.

      Er beschloss, Moser über seine Entdeckung zu informieren, und vereinbarte mit ihm für den nächsten Tag um neun Uhr ein Frühstück im Café Rathaus.

      *

      8.

      Anders als vom Wetterbericht angekündigt, zeigte sich der Morgen von seiner freundlichen Seite. Es war zwar etwas windig, aber keineswegs kalt. Nach seinem üblichen Morgenritual, das neben der Versorgung Rosamundes aus einem ziemlich umfassenden Gymnastik-Training samt einigen Übungen aus dem Bereich des Kampfsports sowie einer luxuriös langen Dusche bestand, freute sich Rumpler über seinen Spaziergang zum Café Rathaus.

      Moser war bereits im Café. In Anbetracht seines morgens meist ziemlich niedrigen Blutdrucks bestellte Rumpler zunächst einen doppelten Espresso.

      „Stinker, der Tote auf der Rax lässt mir keine Ruh’. Ich hab mich gestern vor Ort umgeschaut und hab noch einen Platz, von dem aus der Anton Zargl fotografiert hat, gefunden. Das letzte Foto, das er knapp nach elf Uhr geschossen hat, hat er ja, wie du gesagt hast, direkt von der Absturzstelle aus gemacht.“

      „Aber das bringt dich auch nicht weiter.“

      „Nicht wirklich. Ich hab aber auch mit dem reviermäßig zuständigen Jäger gesprochen und ihn wegen Wildkameras gefragt. Er hat ein paar ganz in der Nähe vom Weg, der über Teufels Badstuben führt, montiert. Eine davon, die sehr nahe an der Absturzstelle liegt, ist ungefähr eine Viertelstunde, bevor Zargl sein letztes Foto gemacht hat, von jemandem zerstört worden.“

      „Das könnt aber auch der Zargl selbst gewesen sein. Vielleicht war er ja so ein militanter Tierschützer.“

      „Nein, mit der Wildkamera hat er nichts zu tun gehabt. Das letzte Bild, das die Wildkamera gemacht hat, bevor sie zerstört worden ist, ist automatisch auf den Laptop des Jägers übertragen worden. Es zeigt ein Paar Wanderschuhe – ziemlich spezielle Wanderschuhe. Ganz anders als die, die der Zargl auf den Fotos, die ihr von ihm gemacht habts, getragen hat.“ Rumpler zog aus seiner Tasche einen Ausdruck des entsprechenden Fotos. Moser blickte das Bild konzentriert an, die Stirn gerunzelt. Endlich gab er es Rumpler zurück.

      „Für einen Zufall ist das eigentlich fast ein bissl viel.“

      „Das glaub ich auch. Dazu kommt, dass die Kamera durch den Jäger ziemlich gut getarnt war. Dass sie entdeckt und zerstört worden ist, wirkt auf mich fast wie Profiarbeit.“

      Mosers Antwort war konzilianter als sein skeptischer Blick. „Könnt natürlich sein. Ich werd einmal einen Kollegen auf die Sache ansetzen.“

      „Wart ein bissl. Ich hab dir eh gsagt, wenn es wirklich stimmen sollte, dass der Anton Zargl an einer ganz großen Sache dran war, in der auch bei den Behörden was schiefläuft, dann wär das sehr heikel. Ich glaub, wir sollten das bis zu einer Abklärung nur ganz informell verfolgen.“

      „Aber die Sonja kannst dann auch nicht für deine IT-Recherchen einsetzen, weil wenn der Zargl tatsächlich unter Beobachtung war und womöglich umbracht worden ist, dann ist sie auch gefährdet.“

      „Da hast natürlich recht. Ich glaub, wenn ich Hilfe brauch, hol ich sie mir diesmal beim Max.“ Max Felsinger war, wie Rumpler aus praktischer Erfahrung wusste, ein ebenso fachkundiger wie nervenstarker Mann und damit genau wie seine Frau Sonja für sensible Recherchen bestens geeignet.

      „Ich glaub, das ist eine gute Idee. Also verbleiben wir bis auf Weiteres so: Offiziell gibt es beim Tod vom Zargl keinen Verdacht auf Fremdverschulden und daher auch keine weitere Involvierung der Polizei, außer natürlich die normalen Routinen bei Unfällen. Hast du Zugang zu den Computerdaten vom Zargl?“

      „Ja. Sonja hat sich alles heruntergeladen, wie er sie um Hilfe gebeten hat. Sie hat das Material gründlich gesichtet und analysiert, aber nichts Relevantes gefunden. Sie hat aber auf seinem Schreibtisch diesen Zettel mit dem Dreieck gesehen, den ihr gestern gesucht habt. Ganz oben ist Info Pritzler gestanden. Sonja hat davon ein Foto gemacht.“

      Moser war spürbar ungehalten. „Das hättest mir aber gleich sagen können. Für was hab ich dann den Kollegen hinfahren lassen, wennst eh eine Kopie hast?“

      „Weil es mir lieber gewesen wär, wenn der Zettel nicht in der Wohnung herumliegt. Sicherheitshalber.“

      Mosers kleiner Grunzer drückte zu gleichen Teilen Unmut und Verständnis aus. Rumpler zog die entsprechende Kopie aus der Tasche und reichte sie ihm.

      „Schau, das ist die Zeichnung. Auf den ersten Blick wirkt sie ein bissl komisch, nicht sehr professionell. Ich vermute, das war eine Art Ideenskizze für den Artikel, den der Zargl veröffentlichen wollte. Er hat laut Sonja von diesem Reinhard Pritzler einen Tipp bekommen, dass es im Nahbereich der Polizei ein Problem mit Drogen gibt. Federführend soll dabei anscheinend der sein, den er auf dem Blatt mit Y bezeichnet hat. Der Y arbeitet angeblich bei der Polizei oder im Ministerium in einer höheren Funktion, soll aber gleichzeitig im Drogenmarkt eine große Nummer sein. Ein anderer, den Zargl mit X bezeichnet hat, soll das Recycling der Drogen organisieren und der dritte, alias Z ist laut Zargls Zeichnung der Mann fürs Grobe.“

      „Pritzler, Pritzler – der Name sagt mir was. Ja, klar, Pritzler hat der Drogentote geheißen, der vor Kurzem an einer Überdosis gestorben ist.“ Er schnaufte heftig. „Hans, das Ganze ist eine verfluchte Geschichte. Wahrscheinlich ist das eh nur heiße Luft und der Zargl hat sich was zusammengereimt. Falls aber doch was dran sein sollte, dann ist es brandgefährlich. Dann sind nämlich Profis am