Wyatt Earp Staffel 12 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740969233
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er suchte. Einen großen, nicht allzu schweren Balken, einen kleineren Querbalken und eine Stützstrebe.

      Jemand, der ihn jetzt beobachtet hätte, würde schwerlich begriffen haben, was der entsprungene Sträfling hier zusammensuchte.

      Es waren die Bestandteile eines Galgens!

      Lead packte die drei Hölzer unter den Arm und schleppte sie hinaus in den Hof.

      Aus einem Kaninchenkasten zog er ein paar Stricke und verließ dann das Anwesen des Zimmermanns.

      Er hatte es nicht nötig, die Stadt zu verlassen, um seinen Galgen zurechtzubauen. Mitten in Fairbanks lag der Hof des alten Wucherers Gabriel Hunting. Der steinalte Mann lebte allein in seinem Haus, und da Lead von der Gasse aus das Licht in seinem Küchenfenster sah und auch den Alten bald erspähte, wußte er, daß er ungestört ›arbeiten‹ konnte.

      Hunting war stocktaub und sah obendrein noch schlecht. Er würde den Mann auf seinem Hof gar nicht bemerken.

      Der ›Heimkehrer‹ machte sich an die Arbeit; er baute mit Hilfe der Stricke einen Galgen zusammen.

      Da es kalt und regnerisch war, legte man sich in Fairbanks bald zur Nachtruhe nieder. Zwar war in den beiden Saloons noch Betrieb bis fast gegen elf Uhr, aber das störte den entsprungenen Sträfling nicht.

      Er hatte sein Pferd in Huntings Hof zurückgelassen – und den fertigen Galgen auch.

      Er machte sich nicht die Mühe eines Umweges, sondern ging durch die kleine Watergasse hinauf zur Mainstreet, überquerte sie und verschwand zwischen zwei Häusern in dem Garten der Bäckerei, die dem dicken Kehden gehörte.

      Dort lehnte er sich auf den Zaun und starrte hinüber in den Hof.

      Es war der Hof des Sheriffs.

      Fred Douglas war seit neun Jahren der Gesetzesmann von Fairbanks. Er war dreiundvierzig Jahre alt, mittelgroß, untersetzt, nicht allzu klug, hatte ein pockennarbiges Gesicht und eine zu große Nase. Im Grunde war er kein übler Kerl, aber auch kein sonderlich guter Gesetzesmann.

      Ganz sicher ahnte Fred Douglas nicht, als er sich jetzt unten in seiner Schlafstube niederlegte, daß er den Morgen nicht mehr erleben würde. Der Häscher stand bereit.

      Unverwandt starrte Jake in den düsteren Hof des Sheriffs.

      Fast eine Stunde war vergangen, als er seinen Posten verließ, sich wie ein Schatten vom Zaun löste und sich über die niedrige Fenz in den Hof des Sheriffs schwang.

      Auch hier schlich er nicht etwa wie ein Raubtier vorwärts, sondern ging aufrecht auf die Hoftür zu.

      Sie war unverschlossen, wie immer.

      Jake Lead trat in den dunklen Flur.

      Er kannte sich genau hier aus, denn die beiden Türen auf der rechten Seite des kleinen Ganges hatte er vor Jahren zusammen mit Mr. Griffith selbst eingesetzt.

      Die letzte Tür auf der linken Seite führte ins Sheriffs Office, die Tür dahinter zum Zellengang des Gefängnisses, die zweite Tür auf der rechten Seite­ in die Schlafkammer des Sheriffs.

      Jake Lead stand jetzt davor. Seine Hände waren eiskalt.

      Er umspannte den Drehgriff, drehte ihn nach rechts und lauschte dann dem ganz leisen Knarren der Angeln nach.

      Vorn rechts neben der Fensterbank stand das Lager, auf dem der Sheriff schlief.

      Gegen das schwache Licht, das durch das Fenster in den engen Raum drang, konnte der Eindringling den Schläfer auf dem Bett ziemlich gut erkennen.

      Lead ging vorwärts und stand dann vor dem Bett des Sheriffs.

      Douglas hatte einen Schlaf wie ein Bär. Nicht einmal die harten Geräusche, die die Stiefel des Sträflings auf den Fußbodendielen verursacht hatten, hätten ihn wecken können.

      Mitleidlos stand der Rächer vor seinem Opfer. Er ließ sich Zeit…

      Als Jake den Hof des Sheriffs verließ, war er von der gleichen eisigen Gelassenheit beherrscht, mit der er das Anwesen betreten hatte.

      Den ersten Teil seiner blutigen Rache hatte er vollzogen.

      Nebenan in dem gedrungenen Bau wohnte Joe Calhoun, der lange Deputy, dem er seinen Untergang verdanken zu müssen glaubte.

      Aber Calhoun lebte nicht allein wie der Sheriff. Er war zwar nicht verheiratet, hatte aber eine Schwester und einen Onkel, und der Hilfssheriff und seine Schwester hatten je ein Zimmer bei ihm.

      Jake Lead kannte das Zimmer Joe Calhouns genau; er hatte dort einmal eine neue Fensterbank eingesetzt.

      Jake stand vor der Fenz des Sheriffhofes und blickte in die kleine Gasse.

      Es war alles still. Die Stadt hatte nichts von dem grausigen Mord bemerkt, der sich in diesen Minuten abgespielt hatte!

      Lead ging bis zum Nachbarhof, zog sich an der etwas höheren Fenz hinauf, rutschte jedoch ab, da seine Finger auf dem feuchten Holz abglitten.

      Er mußte den Sprung dreimal wiederholen, ehe es ihm gelang, hinaufzukommen.

      Das war das erste Hindernis, das sich ihm in den Weg gestellt hatte. Obgleich niemand bemerkte, daß hier jemand versuchte, in den Hof fremder Menschen zu kommen, hatte dieser Widerstand durch die Fenz des Deputy Calhoun Jake doch etwas durcheinandergebracht.

      Er ging nicht mehr mit der gleichen Gelassenheit vor, mit der er noch eben gehandelt hatte.

      Hastig lief er von der Fenz auf das Haus zu und versuchte die Tür zu öffnen.

      Sie war verschlossen.

      Links war das Küchenfenster.

      Es war nicht ganz verschlossen. Lead schob sein Bowiemesser zwischen das Fenster, konnte die Öffnung vergrößern und es schließlich so weit hochschieben, daß er durchzuklettern vermochte. Sekundenlang stand er im Dunkel des Küchenraumes und lauschte ins Haus. Hier unten roch es nach frischem Sonntagsbrot und Holz.

      Der Eindringling ging auf die Tür zum Flur zu, öffnete sie und horchte in den Gang.

      Irgendwo im Haus schlug eine Uhr. Lead zuckte zusammen.

      Er mußte die Treppe hinauf.

      Das war nicht leicht, denn die hölzernen Stufen sangen, ächzten und knarrten eine scheußliche Melodie, die ihm in der Stille der Nacht wie der Lärm eines ganzen Orchesters vorkam.

      Er hatte das Obergeschoß erreicht und sah am Ende des kleinen Flures das Fenster zur Straße hinaus, von der ein diffuser Lichtschein in den Flur kam.

      Vorn links war Calhouns Zimmer.

      Jedenfalls war es da früher gewesen.

      Lead hatte jetzt vieles von seiner vorherigen Kälte verloren. Unschlüssig stand er vor der Tür. Dann packte er den Messinggriff, drehte ihn, und unter dem Ächzen der Türangeln zuckte er wieder zusammen.

      Lauschend blieb er stehen. Aber im Zimmer waren nur die gleichmäßigen Atemzüge eines Menschen zu hören. Das Bett war drüben an der gegen­überliegenden Wand.

      Er blieb wie angewurzelt stehen.

      Plötzlich war etwas wie Angst in dem Mörder. Angst, die durch das winzige Hindernis der Fenz unten in ihm aufgestiegen war. Es ging doch nicht alles so, wie er es sich zurechtgelegt hatte.

      Er stand jetzt in der Mitte des Raumes und starrte zu dem Schläfer hinüber.

      Da lag der Mann, dessentwegen er vor allem den Weg hierher nach Fairbanks gemacht hatte! Dessentwegen er die gefährliche Flucht auf sich genommen hatte. Der ihn – seiner Auffassung nach – nach Fort Worth gebracht hatte.

      Während er hier stand und auf den Schlafenden niederblickte, stiegen vor ihm noch einmal die furchtbaren Bilder der letzten Tage auf, die er vor drei Jahren in dieser Stadt verbracht hatte.

      Seine Hinrichtung war von Richter Salomon Gipps für den Tag nach der Verhandlung angesetzt worden.

      Die