Wyatt Earp Staffel 12 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740969233
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er sah, daß der Freund die Augen geschlossen hatte, schloß er die Tür leise wieder und ging in den Stall, um seinen Falbhengst zu satteln.

      Der Diener Sam half ihm dabei.

      Wyatt sprengte aus dem Tor und verließ Tombstone in südlicher Richtung. Wahrscheinlich hatte er den Weg zu den Kaktusfeldern vor der Clanton Ranch noch niemals so schnell zurückgelegt wie jetzt.

      Als er in den Ranchhof einritt und vor dem Wohnhaus aus dem Sattel sprang, trat oben Jerry Clanton in die Tür.

      Einen Augenblick hatte Wyatt geglaubt, den jungen Ike vor sich zu sehen. Aber Ike war doch etwas größer und sehr viel männlicher.

      »Wyatt Earp! Was wollen Sie denn hier?« giftete der Bursche den Marshal an.

      Wyatt betrat den Vorbau, schob Jerry zur Seite und klopfte an die Tür. Dann öffnete er.

      Die alte Frau trat ihm entgegen. »Der Marshal.«

      Wyatt begrüßte die alte Frau kurz und fragte: »Ist Ike daheim, Mrs. Clanton?«

      »Ja, er ist drüben bei den Corrals.«

      »Gut.« Wyatt ging hinaus, um das Haus herum, und sah hinten bei den Corrals den Rancher damit beschäftigt, ein Tor zu reparieren.

      Als Ike ihn kommen sah, ließ er die Arbeit liegen und blickte ihm entgegen.

      »He, Wyatt, ich hätte um einen Drink gewettet, daß wir uns heute noch einmal sehen. Was gibt es?«

      Der Marshal blieb vor ihm stehen und blickte ihm in die Augen.

      »Heute abend um acht Uhr treffen sich im Hause der Flanagans die Galgenmänner.«

      Er hatte es ganz ruhig, aber sehr ernst gesagt.

      In Ikes Gesicht regte sich kein Muskel.

      Wyatt wandte sich um und ging in den Hof zurück, zog sich in den Sattel und sprengte mit verhängten Zügeln davon.

      *

      Es war viertel vor acht. Tiefschwarzer Himmel lag über Tombstone.

      Wyatt Earp und Luke Short standen am Ende der Straße, in der Rozy Gingers Bar und schräg gegenüber das Haus der Flanagans lag.

      Der Texaner hatte den weißen Hut abgenommen und fuhr sich durch sein volles schwarzes widerspenstiges Haar.

      »Da bin ich aber wirklich gespannt«, sagte er halblaut.

      »Ja«, entgegnete der Marshal, »ich auch.«

      »Wenn er etwas mit der Bande zu tun hat, dann muß er sie warnen! Wenn er nicht selbst hier an der Versammlung teilnehmen wollte.«

      »Es ist ja nicht ausgeschlossen, daß er später kommen wollte. Vielleicht um neun oder erst um zehn. Denn als ich auf der Ranch war, hat er keinerlei Vorbereitungen zum Ritt getroffen. Er war eigenhändig damit beschäftigt, ein Corralgatter zu reparieren.«

      »Und der Bursche?« forschte der Texaner.

      »Der war auch da.«

      »Sie haben mit Ike allein gesprochen?«

      »Natürlich.«

      Die beiden warteten. Luke Short hatte das Haus schon seit halb sieben unter Beobachtung. Er hatte nach Einbruch der Dunkelheit einen querstehenden, windschiefen Bau, der dicht vor den angrenzenden Miner Camps lag, bestiegen und von dort die Straße beobachtet.

      Wyatt Earp wußte davon und hatte ihn hier aufgesucht.

      Sie konnten die dunkle Straße gut übersehen.

      Rechts aus Wongs China Bar fielen Lichtstreifen wie lange Finger über die Straße und tasteten die gegenüberliegenden vorbaulosen Häuser ab.

      Oben, fast in der Mitte der Gasse, lag Rozy Gingers Saloon. Das Licht der Schenke fiel bis auf Flanagans Haus hinüber, das einen kleinen Vorbau hatte.

      Die Minuten vergingen. Es wurde acht.

      Der Texaner zog seine kleine silberne Uhr, die er von seinem Vater geerbt hatte, aus der Tasche.

      »He, wenn mein Wecker nicht nach dem Mond geht, dann dürfte es jetzt acht Uhr sein.«

      »Wir hatten Doc Hollidays Uhr mitnehmen sollen«, meinte der Marshal. »Die geht immer genau.«

      »Ja«, meinte der Texaner. »Die geht so genau, wie ihr Herr schießt. Hoffentlich wird er wieder gesund.«

      »Ja, hoffentlich.« Wieder war es eine Weile still.

      Nach zehn Minuten vermochte der heißblütige Texaner seine Ungeduld nicht mehr zu verbergen.

      »Ich werde einmal nachsehen gehen.«

      »Nein, bleiben Sie hier«, entschied der Marshal.

      »Aber sie können doch von der Rückseite in das Haus gekommen sein.«

      »Nein, das ist ausgeschlossen. Wir sitzen hier unten am Ende der Gasse, die hier ein T bildet; durch die Straße. Wer von Norden, Süden, Westen oder Osten kommt, muß von uns gesehen werden. Sie müssen hier links über die Querstraße oder rechts unten vom Russianhouse herkommen. Oder sie kommen die Gasse herunter.«

      »Können sie nicht von oben irgendwie an den Hof heran?«

      »Nein, er wird von zwei hohen Hauswänden abgeschlossen. Sie müßten regelrecht ein Loch in die Wände schlagen.«

      »Also sitzen wir hier goldrichtig.«

      »Ja.«

      Die Minuten vergingen.

      Immer langsamer krochen sie dahin wie Sandschnecken in den Kaktusfeldern.

      Der Texaner nahm seine Uhr wieder aus der Tasche.

      »Schon zwanzig nach acht.«

      Wyatt blickte die Gasse hinauf. Aus Rozy Gingers Bar kam ein Mann, blieb auf der Straße stehen und ging dann auf das Haus der Flanagans zu.

      Er klopfte an die Haustür und wurde eingelassen.

      Es dauerte nur eine Minute, da erschien er wieder und ging auf die Bar zu.

      Die beiden Männer blickten einander an.

      »Nun, was sagen Sie jetzt, Marshal Earp?« meinte der Texaner heiser.

      Wyatt wußte, was Luke mit dieser Frage meinte. Er, Wyatt, war bei Ike Clanton gewesen und hatte ihm gesagt, daß sich um acht Uhr die Galgenmänner im Haus der Flanagans treffen wollten. Gehörte Ike wirklich zu den Galgenmännern, dann mußte er sie warnen. Er konnte sie unmöglich der Gefahr aussetzen, von dem Marshal überrascht zu werden.

      Woher Wyatt Earp von dem Zusammentreffen der Galgenmänner wußte, war in diesem Zusammenhang zu­nächst für Ike – wenn er zu der Bande gehörte – unerheblich. Auf jeden Fall würde er sie warnen.

      Jetzt war es fünfundzwanzig Minuten nach acht. Und von den Galgenmännern war nichts zu sehen.

      »Es ist ausgeschlossen, daß sie schon im Haus sind«, sagte der Texaner. »Ich bin um sechs hiergewesen, um Viertel nach sechs, und seit halb sieben habe ich den Posten hier bezogen.«

      »Nein, sie sind nicht in dem Haus«, sagte Wyatt.

      »Und?« Der Texaner rieb sich mit dem Handrücken über das Kinn. Es gab ein hartes, kratzendes Geräusch, als ob man über Stahlspäne fahren würde.

      Der Marshal stand mit gespreizten Beinen und über der Brust verschränkten Armen da und blickte in die dunkle Gasse. Seine Augen hingen am Eingang von Rozy Gingers Bar.

      »Ich weiß es nicht«, sagte er halb­laut.

      »Wie? Sind Sie etwa noch nicht überzeugt davon, daß Ike der Boß ist?«

      Wyatt zog die Schultern hoch und ließ sie wieder sinken.

      »Ach, Sie sind nicht davon überzeugt?«

      »Es wäre ungeheuerlich.«

      Die