Wenn wir körperlich, emotional oder mental im Ungleichgewicht sind, verlieren wir die Kontrolle. Es ist wie auf einer schnell kreisenden Plattform: Befindet man sich im Zentrum, ist alles in Ordnung, doch sobald man sich aus dem Zentrum hinausbewegt, geht gar nichts mehr. Deine Einstellung in allen Lebensbereichen ist der Schlüssel zu einem guten Energiefluss im Körper und zu einem ausgewogenen Leben, das dich jung hält. Eine wesentliche Ursache für vorzeitiges Altern sind Energieblockaden, die sich manifestieren, sobald man nicht mehr zentriert ist. Der Hauptgrund für solche Blockaden ist mangelnde Selbstliebe.
So wie in all meinen Veröffentlichungen die Rede von der Liebe zu uns selbst und zu anderen ist, soll auch das vorliegende Buch dir dabei helfen, die Balance in deinem Leben aufrechtzuerhalten und beim Älterwerden deine Lebensfreude zu bewahren. Vor allem wird es dich dabei unterstützen, deine letzten Jahre in Freude anstatt im Stress zu verbringen. Ich empfehle dir dringend, mein erstes Buch, Höre auf deinen besten Freund, deinen Körper, und die beiden Bücher über die Wunden zu lesen, nämlich: Heile die Wunden deiner Seele und Die Heilung der fünf Wunden der Seele. So kannst du alles, was im vorliegenden Buch erwähnt wird, leichter verstehen.
1Höre auf deinen besten Freund, auf deinen Körper, Windpferd, Aitrang 1997 (seit der 10. erweiterten Neuauflage 2013 unter Höre auf deinen Körper, deinen besten Freund)
Kapitel 2
Fünf wichtige Faktoren des Wohlbefindens
In diesem Kapitel werde ich die fünf Faktoren des Wohlbefindens im Detail erläutern, denn sie kommen im Folgenden häufig vor. Sie werden zwar auch in vielen meiner anderen Bücher behandelt, aber wir sollten berücksichtigen, dass das vorliegende Buch für manche Leserinnen und Leser eine Einführung in die Lehre von Écoute ton Corps sein könnte. Wenn das für dich nicht gilt, betrachte die Wiederholung als eine Erinnerung, die dir nur nützlich sein kann.
Die fünf Faktoren, die ich dir darlegen möchte, sind Verantwortung und Verpflichtung, bedingungslose Liebe, das Gleichgewicht der drei Körper, Bewusstwerdung und Dankbarkeit.
Diese Faktoren gehören mit zu den wichtigsten in meinem Leben, um mich fit und energiegeladen zu halten.
Verantwortung und Verpflichtung
Im Workshop „Sich wohlfühlen – mit sich selbst und mit anderen“ geben wir folgende Definition: „(Eigen-)verantwortung übernehmen bedeutet zu wissen, dass WIR unser Leben in jedem Augenblick entsprechend unseren Entscheidungen, Entschlüssen, Reaktionen und nicht geheilten Wunden kreieren und die Konsequenzen tragen müssen. Verantwortung übernehmen bedeutet auch, uns im Klaren darüber zu sein, dass auch die anderen ihr Leben entsprechend ihren Entscheidungen, Entschlüssen, Reaktionen und nicht geheilten Wunden kreieren und ebenfalls die Konsequenzen tragen müssen.“
Der beste Weg, um herauszufinden, ob du WIRKLICH Eigenverantwortung übernimmst, besteht darin zu prüfen, ob du die Konsequenzen zu tragen imstande bist. Wenn du jemand anderem die Schuld gibst an dem, was dir passiert, übernimmst du KEINE Verantwortung. Wenn du das Gefühl hast, das Leben eines anderen verbessern zu müssen, indem du die Folgen seiner Handlungen und Entscheidungen trägst, übernimmst du keine Verantwortung.
Sich verpflichten ist dagegen anders. Verantwortung ist ein spirituelles Konzept, das heißt, sie ist auf der Ebene des Seins angesiedelt, während Verpflichtung ein auf das materielle Leben bezogener Begriff ist, der sich aus dem Haben und Tun herleitet.
Eine Verpflichtung ist ein mündliches oder schriftliches Versprechen, klar und präzise. Man kann sich selbst oder anderen gegenüber eine Verpflichtung eingehen. Zum Beispiel kann ich mich verpflichten, meiner Schwester beim Umzug zu helfen. Wenn ich meine Verpflichtung nicht einhalte, muss ich mit einer Konsequenz – oder mehreren – rechnen, und dafür bin ich verantwortlich.
Demgegenüber kann man sich nicht dazu verpflichten, etwas zu SEIN. Beispielsweise kann man sich nicht verpflichten, stets tolerant und geduldig zu sein; dagegen kann man aber sich selbst gegenüber die Verpflichtung eingehen, etwas dafür zu tun, toleranter zu werden, zum Beispiel bis sieben zählen, bevor man vorschnell etwas entgegnet.
Wenn man sich zu etwas verpflichtet hat, kann man sich zwar wieder davon lösen, muss sich aber fragen, ob man die Konsequenzen tragen kann. Demgegenüber sind wir unser ganzes Leben lang für uns selbst verantwortlich, ob wir es wollen oder nicht. Das ist für unser Sein ebenso wichtig wie das Atmen für den physischen Körper.
Bedingungslose Liebe
Im ersten Kapitel habe ich darauf hingewiesen, dass das Herz-Energiezentrum offen bleiben muss, damit die Energie in unserem Körper gut zirkulieren kann. Aber was sollen wir tun, um es offen zu halten? Auf unser Herz hören anstatt auf das Ego! Deshalb ist es wichtig, uns ständig in Erinnerung zu rufen, was es bedeutet, sich selbst (und andere) bedingungslos zu lieben.
Uns selbst und andere wahrhaftig zu lieben bedeutet, uns das Recht zuzugestehen, das zu SEIN, was wir im jeweiligen Moment sind, sei es positiv oder negativ – ohne uns zu verurteilen oder schuldig zu fühlen. Es bedeutet, wir geben uns das Recht, ein Mensch mit guten und schlechten Eigenschaften, Stärken und Schwächen usw. zu sein. Wenn wir lieben, akzeptieren wir, nehmen wir die Dinge an, beobachten wir, ohne zu urteilen.
Das spirituelle Konzept der bedingungslosen Liebe, wie auch das der Verantwortung, kann unser Ego, das mit mentaler Energie kreiert wurde, mit seinem rein mentalen, also verstandesgeprägten Verständnis nicht nachvollziehen. Einverstanden sein bedeutet, derselben Meinung zu sein. Es bedeutet, dass wir uns an das halten, was wir geistig erfasst haben, und auf unsere Überzeugungen zu hören. Diese mentale Vorstellung ist etwas ganz anderes als wahre Liebe. Wenn wir uns gegenseitig akzeptieren, lieben wir einander wirklich – SELBST DANN, wenn wir nicht einer Meinung sind. Kurz gefasst ist „einverstanden sein“ ein mentales Konzept, während akzeptieren und lieben spirituelle Konzepte sind.
Nehmen wir Toleranz und Intoleranz als Beispiel. Angenommen, du ärgerst dich schnell und verurteilst andere oft. Das bedeutet, du bist intolerant, denn dein Ego informiert dich darüber, dass es mit etwas nicht einverstanden ist. Gleichzeitig hast du vielleicht das Bedürfnis, toleranter und geduldiger zu sein – oft gibt es in uns zwei Seiten, die sich widersprechen.
In einer Situation, in der du jemandem gegenüber intolerant bist, sagt dir dann ein Teil deines Egos, du solltest toleranter sein, und vermittelt dir Schuldgefühle. Es erinnert dich daran, dass du dich schon so lange ändern willst, es aber nicht schaffst. Ein anderer Teil des Egos sagt dir auch, dass deine Intoleranz gegenüber dieser Person berechtigt ist.
Man könnte meinen, es gefiele dem Ego, uns wie einen Pingpongball zwischen den Gefühlen hin und her springen zu lassen. In Wirklichkeit kann es jedoch gar nicht anders, weil es immer entsprechend allen Erinnerungen, die wir erworben haben, agiert. Ich erinnere dich daran, dass das Ego die Gesamtheit all unserer Überzeugungen und Glaubenssätze ist, und das schon seit vielen Leben. Wenn es versucht, uns Schuldgefühle zu vermitteln und uns weiszumachen, die anderen seien immer schuld, meint es, dass es uns auf diese Weise schützt. Es ist ihm nicht möglich zu erkennen, dass es uns damit nicht hilft, sondern schadet.
Um dich wirklich ändern zu können, musst du dir nur das Recht zugestehen, in dieser Situation intolerant zu sein. Damit