Auch wenn die jüdischen Ahnen des Berliner Fußballs weitgehend in Vergessenheit geraten sind (oder präziser: bewusst vergessen wurden), schmälert das doch ihre Verdienste nicht. Eines jedenfalls steht fest: Wer über die Genese des Fußballs in Deutschland redet, darf über den wichtigen jüdischen Beitrag im Berliner Fußball nicht schweigen.
Anmerkungen
1 | Koppehel, Carl: Geschichte des Berliner Fußballsports. 60 Jahre VBB, Berlin 1957, S. 12-14. |
2 | Die biografischen Angaben für die jüdischen Fußballpioniere sind entnommen bei Gillmeister, Heiner: »English Editors of German Sporting Journals at the Turn of the Century«, in: »The Sports Historian«, 13 (Mai 1993), S. 38-40; Ders.: »The Tale of Little Franz and Big Franz: The Foundation of Bayern Munich FC«, in: »Soccer and Society« 1(2000), Heft 2, S. 80-106; Ders.: »Jüdische Fußball- und Olympiapioniere an der Wende des 20. Jahrhunderts«, in: Bertke, E. / Kuhn, H. / Lennartz, K.: Olympisch bewegt. Festschrift zum 60. Geburtstag von Manfred Lämmer, Köln 2003, S. 85-98. |
3 | Vgl. dazu den Text über den DFB in diesem Band. |
4 | So in seinem Vortrag bei der Tagung »Juden im europäischen Sport« im Mai 2002 in München. |
5 | Vgl. Eisenberg, Christiane: »English Sports« und deutsche Bürger. Eine Gesellschafts-geschichte 1800-1939, Paderborn u.a. 1999, 178-193. |
6 | Volkov, Shulamit: Die Juden in Deutschland 1780-1918, München 2000, S. 54. |
7 | Dazu im Überblick: Ebenda, S. 49-51. |
8 | Ausführlicher dazu: Buschbom, Jan / Eggers, Erik: »›So wird ein guter Sportsmann gewöhnlich auch ein guter Staatsbürger sein…‹ Über jüdischen Sport in den bürgerlichen Sportvereinen der Weimarer Republik – Das Fallbeispiel Tennis Borussia Berlin«, in: »SportZeiten« (i. Dr.). |
9 | Kehl, Anton (Hrsg.): »Ich war ein Besessener.« Sepp Herberger in Bildern und Dokumenten, München 1997, S. 26. |
10 | Ausführlich dazu: Buschbom, Jan / Eggers, Erik: Ehrenwertes und nobles Auftreten, in: »Tagesspiegel« vom 7. April 2002. |
11 | Ticher, Mike: Jews and Football in Berlin, 1890-1933. |
12 | Ausführlicher bei Buschbom/Eggers 2002. |
13 | Franta, R. / Pögl, A.: Hugo Meisl, in: »Libero« 33 (2001), Heft 2, S. 48. |
14 | Gay, Peter: Meine deutsche Frage. Jugend in Berlin. 1933-1939,2000,124f. |
15 | Zimmermann, Moshe: Die deutschen Juden 1914-1945, München 1997, S. XIf. |
16 | Bernett, Hajo: Der jüdische Sport im nationalsozialistischen Deutschland 1933-1938, Schorndorf 1978. |
Werner Skrentny
»Sim Leiser« – die Berliner Fußball-Legende Leiserowitsch
Es gibt Fußballer, deren Glanz, auch wenn sie längst vergessen sind, nach wie vor gegenwärtig ist – zumindest, wenn man alte Vereinschroniken durchblättert. Der HSVer Rudi Noack gehört dazu, genannt »der schwarze Zigeuner«, der im Zweiten Weltkrieg umgekommene Mittelstürmer August Klingler vom kleinen FV Daxlanden aus dem Badischen, und für Berlin Simon Leiserowitsch, gelegentlich schlicht »Sim Leiser« genannt.
Als Siegmund Kaznelson 1934 den Band »Juden im Deutschen Kulturbereich. Ein Sammelwerk« herausgab, waren darin zwar noch keine Sportler enthalten. In der Neuauflage von 1959 allerdings wurde dieses Kapitel von Willy Meisl und Felix Pinczower mit der ausdrücklichen Bemerkung nachgereicht, es seien ausschließlich jüdische Sportgrößen vor 1933 berücksichtigt. Als Fußballer gewürdigt wurden die Nationalspieler Gottfried Fuchs und Julius Hirsch, Hans Ringel, Alfred Bernstein (München) und später Goldmann und Vollweiler (Letzterer Ulmer FV 94) – und eben Simon Leiserowitsch.
»Der eleganteste Alleskönner, den ich je gesehen habe«, schwärmt Otto Wiese in der Chronik der 50-jährigen Tennis Borussia Berlin im Jahre 1952 von diesem Spieler. Und »Hanne« Sobek, Berliner Fußballidol von Hertha BSC, hielt damals fest: »Schon als kleiner Junge, der noch über die Zäune der Berliner Fußballplätze kletterte, nahm ich mir einen Borussen zum Vorbild. Es war Simon Leiserowitsch. Nicht nur sein spielerisches Können, auch seine moralischen