FEUERPROBE (Retreat 5). Stephen Knight. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stephen Knight
Издательство: Bookwire
Серия: Retreat
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354838
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als genug für eine schnelle Eingreiftruppe.«

      »Das sind alles gute Nachrichten, Lee. Also haben Sie da unten alles im Griff? Was ist mit Major Scott?«

      Lee zögerte einen Moment zu lange. »Sir?«

      »Major Scott«, wiederholte Reynolds mit einem ungeduldigen Unterton in der Stimme. »Der ranghöchste Offizier des 3rd. Was haben Sie mit Scott gemacht? Wurde seine Bitte von Ihnen oder einem Ihrer Männer erfüllt?«

      Lee wusste nicht, was er sagen sollte. Major Scott war der ranghöchste Offizier der 3rd Infantry Unit gewesen, die in High Point stationiert war, und er war während des ursprünglichen Ausbruchs infiziert worden. Der einzige Grund, der den Offizier davon abgehalten hatte, vollkommen den Verstand zu verlieren, waren die Rasierklingen, die man in den Stuhl eingebettet hatte, an den er gefesselt gewesen war. Dadurch rückte der Schmerz für den Mann so sehr in den Mittelpunkt, dass er konzentriert und zielorientiert bleiben konnte, aber auch die Rasierklingen waren immer weniger verlässlich geworden. In den wenigen Tagen, seit das 55ste High Point zurückerobert und mit der Herstellung von stabilen Verhältnissen begonnen hatte, hatte sich Scotts Fähigkeit, den Auswirkungen des Wahnsinnsvirus zu widerstehen, Stück für Stück verringert.

      Und Scott wusste das. Der Wirkung des Virus zu widerstehen, hatte einen enormen Tribut gefordert, aber er war trotzdem so lange einsatzbereit geblieben, wie er konnte. Er hatte tagelang nach seiner endgültigen Erlösung gefragt und schließlich sogar darum gebettelt. Lee wollte damit nichts zu tun haben, aber die Wahrheit war, dass der Offizier ein Klown war. Es würde niemals wieder besser werden, es gab keinen Weg zur Genesung, kein Zwölf-Schritte-Programm.

      »Ich habe mich selbst um ihn gekümmert, Sir«, antwortete Lee schließlich. »Es gab keinen anderen Ausweg für ihn. Er litt.«

      Reynolds ließ das einen Moment sacken und nickte dann. »Ich kannte ihn nicht persönlich, aber es scheint mir, dass er sich in einem endlosen Kreislauf der Qual befand. Scott war trotz seines Zustandes ein Frontkämpfer, und er hätte von einem Mitglied seiner eigenen Truppe getötet werden sollen. Ich bin froh, dass Sie Ihren Mann gestanden und sich darum gekümmert haben, Lee. Es musste getan werden, nicht wegen einer unmittelbaren Gefahr, sondern weil es das einzig Humane war, was getan werden konnte.«

      »Es war nicht ganz so einfach, Sir. Auch, wenn er ein Klown war.«

      »Der einzig leichte Tag war der gestrige, Harry. Aber es ist erledigt, und ich danke Ihnen dafür. Nun. Ich muss Ihre Einheit mit einer Mission betrauen.«

      Lee bewegte sich unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »Verstehe, Sir. Fahren Sie fort.«

      »Ich brauche die 55ste in Fort Stewart, und zwar so schnell, wie Sie die Einheit dort hinbringen können. Dringen Sie gewaltsam ein, lokalisieren Sie eine bestimmte Person und bringen Sie diese in Ihre Gewalt. Es wird blutig werden, Lightfighter. Ich weiß, das hatten Sie auch schon vorher, als Sie aus Boston ausgebrochen sind und oben in Drum. Das hier wird nicht anders werden, aber dort ist mehr Infanterie konzentriert.« Reynolds hielt für einen Moment inne. »Auf beiden Seiten.«

      Nach außen hin versuchte Lee sich als ruhiger, cooler Militäroffizier zu präsentieren. Innerlich brachte ihn die plötzliche Aufgabe zum Kochen. Das First Bataillon war bereits zu Staub zermahlen worden. Der Auftrag, den Reynolds ihm erteilte, würde wahrscheinlich zu seinem endgültigen Untergang führen.

      »Verstanden, Sir«, sagte er trotzdem. »Was sollen wir Ihrer Meinung nach tun? Wer ist das Ziel?«

      »Das Ziel ist eine der Personen, die das Virus erschaffen haben. Sie wurde vor fast sechs Wochen von Bundesbehörden in Georgia festgenommen. Sie sollte nur vorübergehend in Stewart festgehalten werden, aber dann überschlugen sich die Ereignisse. Um ehrlich zu sein, wurde sie bis vor kurzem fast vollständig vergessen, weshalb wir beide diese Unterhaltung führen«, antwortete Reynolds. »Hier fällt eine Menge durch das Raster, Lee. Wirklich eine Menge.«

      »Daran zweifle ich nicht, Sir. Können Sie mir den Namen und den Standort der Person nennen?« Während er sprach, griff Lee in eine seiner Taschen und zog einen kleinen Notizblock heraus, an dem ein Stift befestigt war. Er öffnete den Block und begann zu schreiben.

      »Courtney Moreau. Anscheinend das jüngste Mitglied des Teams, das den Virus erschaffen hat, aber nach allem, was ich gehört habe, so verrückt wie ein Hutmacher. Wir brauchen sie dort, wo wir auf sie zugreifen können, Lee. Und das ist im Moment in Stewart nicht der Fall, da dieser Standort kurz davor steht, überrannt zu werden. Haben Sie eine der Übertragungen gehört?«

      »Übertragungen?«

      »Die Präsidentin sendet über jede Radiostation, die noch in Betrieb ist. Sie fordert die Infizierten dazu auf, nach Stewart zu marschieren und Moreau zurückzubringen. Wie auch immer ihre Verfassung ist, Doktor Moreau ist jetzt von nationaler Wichtigkeit, und wir müssen als Erste zu ihr gelangen. Stewart liegt zwar näher an uns als an Ihnen dran, aber momentan können wir keine Einsatzkräfte entbehren. Meine gesamten Bodentruppen halten die Stellung gegen einen sehr entschlossenen Feind, und ich kann dort im Moment keine einzige Einheit herausziehen. Alle Spezialeinheiten befinden sich anderswo in Einsätzen, sodass es nicht infrage kommt, sie für eine Befreiungsaktion abzuziehen. Wir gehen davon aus, dass es das Bataillon in maximal zwölf Stunden nach Stewart schaffen kann. Sie müssen den Abzug planen und sich so schnell wie möglich auf den Weg machen.«

      Lee fühlte einen scharfen Schmerz in seinem Bauch, sowohl angesichts der Tatsache, dass Präsidentin Marion Gray weiterhin versuchte, einen Pfahl durch das Herz des Bataillons zu treiben, als auch bei der unbewussten Ahnung, dass Reynolds ihr dabei behilflich sein könnte. »Ja, Sir.«

      »Ich lasse die Einsatzbefehle an ein sicheres Fax bei Ihnen vor Ort senden, sodass Sie nichts aufschreiben müssen. Sparen Sie sich die Mühe. Ich schicke Ihnen auch noch die wichtigsten Informationen mit, die wir vom United States Special Operations Command erhalten haben, das von General Stanton geleitet wird. Unsere Luftaufklärung hat das Gebiet von Fort Stewart überflogen, und es ist dort im Moment nicht angenehm. Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, Junge, aber solange ihr Lightfighter dort nicht angekommen seid, wird es auch nicht wieder besser werden. Wir werden veranlassen, was wir können, aber momentan ist zeitweilige Luftunterstützung das Beste, was wir anbieten können.«

      »Ich schätze, das würde ich begrüßen, Sir.«

      Reynolds starrte Lee für einen Moment über die Videokonferenzausrüstung hinweg an. »Ich weiß, das ist eine Riesenscheiße und Ihr Bataillon ist ziemlich erschöpft, Lee. Aber Sie tragen immer noch eine Uniform und sind immer noch einsatzfähig. Also halten Sie sich an den Plan. Benehmen Sie sich wie ein Stabsoffizier und führen Sie Ihre Befehle aus.«

      Lee fühlte, wie sein Gesicht vor Verlegenheit errötete. »Es tut mir leid, falls ich Sie verärgert haben sollte, Sir. Das First wird tun, was immer Sie vom First verlangen.«

      »Die Einsatzbefehle werden gerade übertragen. Schicken Sie Ihre Einkaufsliste an die Absenderadresse. Es gibt in High Point SATCOM-Ausrüstungen – nehmen Sie einige davon mit, damit wir während Ihres Vormarsches in Kontakt bleiben können. Das Rufzeichen hier in der Operationszentrale ist Rock. Out.«

      Damit wurde der Bildschirm so schwarz wie Lees Stimmung.

      Kapitel 6

      Sandra Rawlings sah dabei zu, wie Muldoon seine Lightfighter und die Soldaten, die sie unterstützten, zusammenstauchte. Drei Fünftonner standen am Rand einer kleinen Lichtung, ihre leeren Ladeflächen waren mit heruntergelassenen Ladeklappen zum gerodeten Waldboden hin ausgerichtet. Der kleine Fuhrpark wurde von einem der verbliebenen Stryker Kampffahrzeuge bewacht, das ungefähr fünfzig Meter entfernt stand, während sein Dieselmotor im Leerlauf tuckerte. Der vierachsige Radschützenpanzer war mit einem GAU-19, .50-Kaliber-Maschinengewehr bestückt, das in einem fernlenkbaren Geschützturm montiert war. Es war eines der beiden Fahrzeuge dieses Typs, die das Bataillon noch in Betrieb hatte. Rawlings hielt grundsätzlich nicht viel vom Stryker – er war ein Miststück, wenn man daran arbeiten musste, und als ehemalige Schraubenschlüsselschwingerin hasste sie diesen Scheiß,