FEUERPROBE (Retreat 5). Stephen Knight. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stephen Knight
Издательство: Bookwire
Серия: Retreat
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354838
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      Kapitel 5

      Lee war gerade auf dem Weg zum Aufzug, der ihn zur großen Panzertür und damit zum Hauptausgang der Basis bringen würde, als ein Soldat der 3rd Infantry auf ihn zugestapft kam.

      »Colonel! Warten Sie!«

      Lee wandte sich um. Er kannte den Mann nicht, aber dieser wirkte so jung und jugendlich frisch, wie man noch aussehen konnte, wenn man wochenlang gegen die Klowns gekämpft hatte. Dass die fraglichen Klowns Mitglieder des Kongresses und der Einsatztruppe der Präsidentin gewesen waren, war in dem Zusammenhang nicht relevant.

      »Wo liegt das Problem, Sergeant?«

      »General Reynolds will mit Ihnen in der Kommunikationszentrale sprechen«, antwortete ihm der große, schlaksige Soldat. Wie die meisten Mitglieder der Old Guard war er wegen seiner Größe angeworben worden. In der Vergangenheit war die 3rd eine Einheit gewesen, die überwiegend zeremonielle Aufgaben wahrgenommen hatte; so war sie die Division gewesen, die verstorbene Präsidenten zum Arlington National Cemetery begleitet hatte. Erst nachdem die Konflikte in Afghanistan und dem Irak hochgekocht waren, war sie wieder in einen eher aktiveren Dienststatus versetzt worden. Die Vergangenheit der 3rd hatte Lee nicht gestört. Er wusste, dass die Mitglieder dieser Einheit bereits einige ernstzunehmende Missionen erledigt hatten, und sie hatten ihm das persönlich bewiesen, als sie zu verhindern versuchten, dass die Basis überrannt wurde.

      »Wann?«, fragte Lee.

      »Jetzt, Sir«, antwortete der Soldat.

      Lee schnaubte. »Meinen Sie, dass Reynolds auf mich wartet? Das muss ich mir im Kalender notieren.«

      Wenn der Soldat den sarkastischen Humor mitbekam, ließ er sich das nicht anmerken. »Ja, Sir. Er wartet in diesem Moment auf Sie.«

      »Okay. Dann sehen wir mal, was er will.«

      Lee folgte dem großen Soldaten wieder den Flur hinunter und eine enge Treppe hinab. Die Kommandozentrale war ein sehr großer Raum, der von Bildschirmarbeitsplätzen und Videomonitoren dominiert wurde. Als er ihn zum ersten Mal gesehen hatte, war der Raum weitestgehend verlassen gewesen. Nun waren Soldaten der 3rd und befreite Zivilisten aus den unteren Sicherheitszonen anwesend, die die verschiedenen Systeme von High Point am Laufen hielten. Die Kommandozentrale war Schauplatz mehrerer blutiger Kämpfe gewesen, und die pockennarbigen Wände legten stilles Zeugnis darüber ab, dass einige offene Gefechte innerhalb dieser Mauern stattgefunden hatten. Einige von Lees eigenen Männern waren bei dem Versuch gestorben, die Zentrale einzunehmen und danach zu halten, und er spürte ihren Verlust deutlich.

      Es war nicht der Vorsitzende der Vereinigten Generalstabschefs, der auf ihn wartete, sondern sein Attaché, ein Colonel namens Stewart. Stewart war ein schlanker und hochgewachsener Offizier, die Art von Anführer, der sich in einer Büroumgebung wohler fühlte als im Tactical Operation Center einer Kampfbrigade. Lee gab sich große Mühe, den Mann nicht vorschnell zu beurteilen, aber als er Stewarts fahles Gesicht auf einem der großen Flachbildschirme betrachtete, war es schwer, ihn sich nicht in der Rolle des Kommandanten einer Nachhut vorzustellen.

      »Lee, ich bin froh, dass ich Sie erwischen konnte«, sagte Stewart, als Lee sich vor den Monitor und die daran installierte Kamera setzte. »Wie laufen die Dinge in High Point?«

      »Wir sind hier bereit, Sir. Feindliche Kontakte erfolgen nur noch sporadisch und die Einrichtung untersteht weiterhin der Kontrolle der Nichtinfizierten.«

      »Das sind ausgezeichnete Neuigkeiten, Lee. Ihr Lightfighter habt da unten wirklich einige gewaltige Kastanien aus dem Feuer geholt.«

      »Danke, Sir. Ähm … mir wurde gesagt, dass General Reynolds mich sprechen will?«

      »Das will er … er bekommt nur gerade in letzter Minute ein Briefing. Wir haben nicht erwartet, dass Sie so schnell in der Kommunikationszentrale auftauchen würden. Ich habe ihn im Blick, er wird jeden Moment bei Ihnen sein. Bevor sie beginnen … haben Sie Ihren aktuellen Lagerbestand parat?«

      Lee runzelte die Stirn. »Jetzt hier, bei mir? Nein, Sir, das habe ich nicht.« Er hielt einen Moment inne. »Wollen Sie unsere Vorräte aufstocken?«

      »Genau darüber wird der General gerade informiert. Wir haben im Moment einige Kapazitäten, und wir versuchen, etwas für das 55ste loszueisen. Wir brauchen allerdings eine Aufstellung. Nicht sofort, aber bald. Verstanden?«

      »Habe verstanden, Sir.«

      Stewart wandte sich für einen Moment von der Kamera ab und drehte sich dann wieder zu Lee um. »In Ordnung, der General ist auf dem Weg hierher. Viel Glück, Lee.«

      »Danke, Sir.« Obwohl Lee keine Ahnung hatte, warum ihm Stewart Glück wünschte.

      Stewart erhob sich aus dem Stuhl, in dem er gesessen hatte, und entfernte sich aus dem Sichtfeld des Flachbildschirms. Einen Moment später ließ sich General Armand Reynolds, Mitglied des United States Marine Corps und derzeitiger Vorsitzender der Vereinigten Generalstabschefs, in den engen Stuhl hineinsinken. Reynolds sah genau wie der typische Marine aus; zerfurcht, verwittert und unerbittlich. Der General betrachtete den Bildschirm vor sich, und Lee wünschte sich plötzlich, dass er sich etwas besser rasiert hätte, bevor er seinen Aufstieg zur Oberfläche begonnen hatte.

      »Gut geschlafen, Harry?«, fragte Reynolds.

      »So gut wie man das heutzutage kann, Sir. Und Sie?«

      »Schlaf und ich sind nicht gut aufeinander zu sprechen, mein Junge. Ich habe mitbekommen, dass Stewart bereits mit der Beschreibung dessen, was hier unten vor sich geht, Ihren Puls in die Höhe getrieben hat. Die Sache ist die, ich kann zwei C-15er mit sechs Paletten von allem, was Sie benötigen, in Ihre Richtung schicken. Sie sind auf dem Weg nach DC, um die 82ste mit Nachschub zu versorgen, und wir haben gerade noch genug Platz, um dem 55sten ein kleines verfrühtes Weihnachtsgeschenk zu machen. Diese Flugzeuge heben in fünfunddreißig Minuten ab. Sie haben zehn, um mir Ihre Liste zu geben.«

      »Sir, wir nehmen zwei Paletten der Klasse VIII a und b, eine Palette der Klasse I, und der Rest sollte alles Klasse V sein«, antwortete Lee sofort, obwohl er von dem plötzlichen Angebot verblüfft war. »Wir könnten auch etwas Treibstoff für die Fahrzeuge brauchen, also wenn Sie es schaffen sollten, uns etwas Klasse III abzuwerfen, plündere ich den nächsten Schnapsladen und schicke Ihnen, was immer Sie wollen.«

      »Colonel Stewart schreibt das bereits auf, während Sie sprechen«, sagte Reynolds. »Definieren Sie die Klasse V.«

      »Gewehrmunition, Pistolenmunition, HE-Granaten für das Mörser-Team«, antwortete Lee. »Uns hat sich eine MANPADS-Einheit angeschlossen, sie könnten ein paar neue Granaten gebrauchen. 40mm-Granaten wären neben der Kaliber-.50-Munition eine tolle Draufgabe.«

      »Versuchen Sie nicht, einem geschenkten Gaul ins Maul zu schauen, Lee. Das ist keine Wohltätigkeitsmission und ich habe hier nur begrenzte Vorräte zum Verteilen. Wir werden unser Bestes geben, aber das wird für Sie vielleicht keine weiße Weihnacht werden.«

      »Verstanden, Sir. Alles, was Sie entbehren können. Die Munition ist am wichtigsten, und dann die medizinischen Versorgungsgüter. Besonders die Blutprodukte. Essen kann bei Bedarf weggelassen werden; da können wir, was wir brauchen, hier im Umland auftreiben.«

      »Lee, sagen Sie mir, was Sie mit den Zivilisten unter Ihrer Kontrolle machen werden?«, fragte Reynolds.

      »Wir haben sie hier unten einquartiert, Sir. Es ist sicherer, als sie an der Oberfläche unterzubringen, zumal es ja schlagartig jede Menge Platz in High Point gibt. Wir haben alle Klowns ausgemerzt, und das 3rd Infantry Regiment hält in High Point den Frieden aufrecht. Es wird hier keinen weiteren Ausbruch geben. Niemand geht dieses Risiko ein. Jeder, der Anzeichen einer Infektion zeigt, wird sofort unter Quarantäne gestellt, und wenn die Infektion offen ausbricht … werden die Infizierten getötet. Es werden keine Fragen gestellt.«

      »Strenge Regel«, sagte Reynolds, »aber momentan der einzig sichere Weg. Wie verkraftet es die 3rd?«

      »Es sind noch genug von ihnen übrig, um weiterhin effektiv