FEUERPROBE (Retreat 5). Stephen Knight. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stephen Knight
Издательство: Bookwire
Серия: Retreat
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354838
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Riggs. »Allerdings haben sie sich nicht mit irgendwelchen Fahrzeugen aufgehalten. Da draußen gibt es viele zivile Transportmittel, die höherwertiger sind.«

      »Keine Sorge, Doug«, sagte Boats. »Sie sammeln sich wahrscheinlich gerade beim nächstgelegenen Cadillac-Händler und reißen sich alle Escalades unter den Nagel, die sie in die Finger bekommen können, um damit ihre Stripper-Freundinnen aufzugabeln. Sie sollten also leicht aufzuspüren sein.«

      Weide regte sich. Als er sprach, hatte seine Stimme keinen scherzhaften Unterton. Er klang absolut geschäftsmäßig. »Nun, okay. So sieht es aus, Sarmajor. Je länger wir hierbleiben, desto mehr werden wir ausbluten. Wenn wir ausrücken, werden die Jungs und Mädchen weniger Lust aufs Desertieren bekommen. Sie werden viel zu beschäftigt sein, um darüber nachzudenken. Im Moment haben wir dieses Gebiet unter Kontrolle, und die Klowns können sich nicht mit uns anlegen. Aber hier es ist einfacher für Soldaten, über den Zaun zu verschwinden. Auf der Straße ist das etwas ganz anderes.«

      »Aber wir haben etwa sechzig Gewehre weniger als noch am Montag. Für mich sieht das auf dem Papier überhaupt nicht positiv aus«, sagte Riggs. »Scheiße, vielleicht sollte ich ja auch desertieren.«

      »Würdest du das machen? Bitte?«, antwortete Boats.

      »Leck mich, Boats. Du warst doch bei der Küstenwache, da kannst du das, und ich bin mir sicher, du bist darin fantastisch.«

      »Was glaubst du, wie ich zum reichsten Mann des ganzen Regiments geworden bin, Schnuckelchen?«

      »Du hast diese Zahlen von den jeweiligen Kommandeuren der Einheiten bekommen?«, fragte Turner und sah Weide an. Der Verlust von etwa sechzig Gewehren in einer knappen Woche war ein ernstes Problem. Die wiederholten Angriffe der Crazies, die das Bataillon auf dem Weg von seiner ursprünglichen Militärbasis in Boston nach Süden hatte abwehren müssen, hatte die Einheit bereits erheblich geschwächt.

      »Ja. Und wenn nicht von ihnen, dann von den höherrangigen Unteroffizieren.« Weide machte eine kurze Pause. »Einige der Jungs sagten, sie hätten es dem Hauptquartier gemeldet.«

      »Tatsächlich? An wen denn?«

      »Dem XO.« Die Art und Weise, wie er den Dienstgrad betonte, zeigte Turner, dass Weide nicht viel von Major Walker hielt, dem Executive Officer des Bataillons. Turner selbst teilte diese Meinung nicht unbedingt, da er mit Walker, seit dessen Ankunft im Bataillon, mehr oder weniger die ganze Zeit über zusammengearbeitet hatte, aber das war im Moment nicht wichtig. Wirklich wichtig war hingegen, ob Walker den Colonel nicht über die Situation ihrer militärischen Stärke informiert hatte.

      »Ich werde es Lee melden«, sagte Turner, faltete die Liste zusammen und steckte sie in eine seiner Taschen.

      »Ja, das sollte jemand machen«, bestätigte Boats, »weil es so aussieht, als ob Major Buddy Fucker es nicht getan hat.«

      »Ich hab’s verstanden, Boats. Ich kümmere mich darum. Danke, dass ihr die Lauferei erledigt habt, Leute. Jetzt macht euch wieder an eure Aufgaben … wir müssen uns um etwas kümmern, was immer noch für ein leichtes Infanterie-Bataillon gehalten wird.«

      Die Männer nickten und verschwanden in der Dunkelheit. Turner blieb allein bei seinem Humvee stehen und überlegte, was zum Teufel gerade passierte. Gleichzeitig fragte er sich, ob Florida wirklich ein realistisches Ziel war, oder nur ein Traum, der es nicht wert war, geträumt zu werden.

      Kapitel 4

      »Tut mir leid, Major. Der Kerl will einfach nicht verschwinden und …« Der junge Sergeant, der Walker gegenüberstand, wirkte im schwachen Licht des Trailers der Taktischen Einsatzzentrale, als würde er sich unbehaglich fühlen. »Nun, er scheint Führungserfahrung zu haben.«

      »Führungserfahrung?«, fragte Walker und rieb sich die Augen. Sie brannten, als stünden sie in Flammen. Auf der Straße hatte er die Situation unter Kontrolle behalten können und nicht mit so vielen unwichtigen Unterbrechungen zu kämpfen gehabt – das Marschieren unter Beschuss hielt solche Dinge ziemlich gut in Schach. Aber seitdem das Bataillon um den aktuellen Standort herum sein Lager aufgeschlagen hatte, waren die ganz normalen und alltäglichen Schreckgespenster mit voller Wucht über ihn hergefallen. Normalerweise störte das Walker nicht. Er war bisher clever genug gewesen, um fast jedes triviale Problem mit Leichtigkeit zu lösen, doch das galt nur für die normalen Einsätze in Friedenszeiten. Hier und jetzt, wo grausame Irre die Welt regierten, war nichts mehr alltäglich. Jede Beschwerde, jedes Problemchen und jeder noch so beschissene Fehler musste sehr genau überprüft werden, um sicherzustellen, dass sie nicht irgendwann mal das Bataillon – oder, was noch wichtiger war, ihn – am Arsch kriegten.

      Und jetzt wollte einer der Zivilisten, für die das Bataillon Kindermädchen spielte, mit ihm sprechen. Nicht mit Lee, sondern mit ihm. Mit nur drei Stunden Schlaf auf seinem Konto war eine weitere Beschwerdeliste von jemandem, der verdammt dankbar sein sollte, dass er vom Bataillon gerettet worden war, das letzte, was Walker hören wollte.

      »Ja, Sir«, sagte der Sergeant. »Eindeutig Führungserfahrung.«

      »Definieren Sie das, wenn es Ihnen nichts ausmacht?«

      »Wie ein O-6.«

      Walker blinzelte. »Wie bitte? Ein Colonel?« Er musste sich zurückhalten, um nicht ein echter Colonel zu fragen. »Ich dachte, Sie sagten, er sei Zivilist?«

      »Ja, Sir. Das ist er, oder zumindest ist er wie einer angezogen. Aber, äh, er hat Befehlsautorität, wenn Sie wissen, was ich meine?«

      Walker rieb sich das Kinn. Es war stoppelig. Rasieren war auf seiner Prioritätenliste etliche Positionen nach unten gerutscht. »Was will er?«

      Der Soldat zuckte unter seiner kompletten Kampfausrüstung mit den Achseln. »Sie könnten ihn selbst fragen, Sir.«

      Walker seufzte und sah sich im Tactical Operation Center um. Die Generatoren, die draußen brummten, leuchteten es komplett aus, und obwohl momentan lediglich die Überwachung der Patrouillen als Aufgabe anstand, war die Zentrale voll besetzt. Viele unliebsame Mithörer, weswegen Walker entschied, dass er das Gespräch lieber vertraulich führen wollte.

      »Ich treffe ihn draußen«, sagte er dem Sergeant. »Ich will hier drin keine Zivilisten haben.«

      Der Sergeant nickte. »Ihre Entscheidung, Sir. Ich bringe Sie zu ihm.«

      Walker zu dem Mann zu bringen, der ihn treffen wollte, bedeutete, sich umzudrehen und die Tür des Anhängers, die nach draußen führte, zu öffnen. Sobald der Sergeant durch die Tür getreten und auf dem Boden gelandet war, konnte Walker die Person sehen, die mit ihm sprechen wollte. Es war ein großer, hochgewachsener Mann, der in dem Licht, das aus dem TOC nach draußen fiel, etwas knochig wirkte – die Verdunkelungsvorhänge im TOC waren nicht heruntergelassen worden, aber da es ohnehin bald hell wurde, spielte das keine Rolle mehr. Der Mann trug verblasste Jeans und ein marineblaues T-Shirt, das eine beachtliche Muskulatur erkennen ließ. Obwohl sein Haar weitestgehend grau war und an den Schläfen weiß wurde, war er in guter Form. Walker schätzte sein Alter auf etwa sechzig Jahre.

      Und tatsächlich zeigte etwas an seiner Körperhaltung, dass dies ein Mann war, den man besser nicht verarschen sollte.

      »Sir, Sie wollten mich sprechen? Ich bin Major Walker, Executive Officer des Bat…«

      »Walker, wissen Sie, dass Ihre Einheit ein Problem mit Deserteuren hat?«, unterbrach ihn der Mann.

      Walker blinzelte. Die Frage hatte ihn kalt erwischt, und schlimmer noch, sie sorgte dafür, dass sich der Sergeant, der den Mann zu ihm geführt hatte, umdrehte und Walker fragend ansah. Walker wandte sich dem Mann zu und deutete in die Ferne.

      »Sergeant, Sie können wegtreten«, sagte er. »Danke für Ihre Hilfe.«

      »Verstanden, Sir.« Der Soldat griff nach seinem M4, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte in die Dunkelheit davon. Walker seufzte, wandte sich wieder dem älteren Mann zu und sah ihm direkt in die Augen. Da war kein Respekt in dessen Körperhaltung, kein Hinweis darauf, dass Walkers