Soulmates: Ruf der Freiheit. J.L. Langley. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J.L. Langley
Издательство: Bookwire
Серия: Soulmates
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958235298
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Zimmer war klein. Ein großes Bett aus dunklem Holz, in Form eines gigantischen Schlittens, das schon bessere Tage gesehen hatte, und ein alter, windschiefer Kleiderschrank, von dem die weiße Farbe bereits abblätterte, waren die größten Möbelstücke im Raum. Dann gab es da noch einen kleinen Schreibtisch – mit einem Laptop drauf – und einen Stuhl neben dem Bett. Das einzige Fenster war mit einer alten Decke verhängt.

      Eine Kiste aus grobem Holz, die als Nachtschrank diente, stand neben dem Bett. Auf ihr befand sich die hässlichste Lampe, die Jake jemals gesehen hatte. Sie sah aus wie die Vase, die Peter in Drei Jungen und drei Mädchen wieder zusammenklebt hatte, gekreuzt mit der Lampe aus Bezaubernde Jeannie. Der Fuß war wie Jeannies Flasche geformt, nur in Braun. Oben auf dem runden Fuß prangten zwei ovale Facetten in verschiedenen Orangetönen. Der lange Stiel führte zu einem schlichten, weißen, kegelförmigen Schirm.

      Abgesehen von der grauenhaften Lampe war es das Zimmer eines Mannes, inklusive herumliegender, getragener Kleidungsstücken, aber nicht allzu unordentlich.

      »Das ist mein Zimmer. Sterlings ist auf der linken Seite.«

      Jake schaltete das Licht aus und machte sich eine gedankliche Notiz, Remi eine neue Lampe zu kaufen. Er öffnete die andere Tür und machte Licht. Nach einem kurzen Blick hinein schüttelte er den Kopf. Das Zimmer des Kleinen war schöner als Remis. Die Möbel waren neu, wenn auch nicht teuer. Die Vorhänge und die Tagesdecke passten zusammen. Gegenüber dem Bett stand sogar ein kleiner Fernseher mit angeschlossener Spielkonsole.

      Jake zog die dunkelblaue Tagesdecke und anschließend die Bettdecke zur Seite und trat aus dem Weg. Während Remi Sterling auf der Matratze ablegte und sich nach der Decke streckte, verringerte sich Jakes Sichtfeld auf Remis Hintern. Fuck, der Kerl ließ sogar die schlabberigen Jeans-Shorts gut aussehen. Natürlich könnte das daran liegen, dass sie sich eng an seinen Arsch anschmiegte, als er sich vorbeugte.

      Nachdem Sterling sich auf die Seite gerollt und in sein Kissen gekuschelt hatte, richtete Remi sich auf und steuerte die Tür an. Jake überließ es Remi, das Licht auszuschalten und die Tür zu schließen, und ging selbst schon einmal ins Wohnzimmer vor, um sich auf die einfache, alte Couch zu setzen.

      Er erwartete, dass Remi sich zu ihm gesellte, aber stattdessen räumte dieser die leeren Pizzaschachteln und die Flaschen vom Tisch und brachte sie in die Küche. Jake war sicher, dass es sich dabei um eine Verzögerungstaktik handelte, aber er sagte nichts dazu. Offensichtlich musste Remi seine Gedanken ordnen.

      Über familiäre Angelegenheiten zu sprechen, war nie einfach, insbesondere, wenn es um Misshandlung ging. Chay hatte erwähnt, dass Remis Vater ihn als Kind mehr als einmal geschlagen hatte, ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen. Allmählich argwöhnte Jake, dass die Misshandlungen nicht geendet hatten, als Remi ausgezogen war.

      Das alles passte einfach nicht zusammen. Sterling schien zu glauben, dass Remi so ein Theater wegen Chay und Keaton machte, weil er Angst vor ihrem Vater hatte. Wieso der Mann Remi so unter die Haut gehen konnte, war kein großes Rätsel. Dem nach zu urteilen, was Jake den Tag über beobachtet hatte, würde Remi alles tun, um seinen Bruder in Sicherheit zu wissen.

      Mit zwei Bierflaschen in der Hand kehrte Remi ins Wohnzimmer zurück. Eine reichte er Jake, ehe er sich auf das Sofa fallen ließ, ein Bein unter sich gezogen.

      »Danke.« Jake nahm einen Schluck Bier und drehte sich ein wenig, um Remi besser ansehen zu können.

      Remi neigte den Kopf zum Zeichen, dass er ihn gehört hatte, vermied aber jeglichen Augenkontakt. Stattdessen spielte er am Etikett der Flasche herum. Er roch, als würde er sich unwohl fühlen. Nicht richtig aufgebracht, aber nervös. Warum? Glaubte er, Jake würde ihn für die Taten seines Vaters verurteilen?

      »Wenn du meine Hilfe willst, bin ich jederzeit gerne dazu bereit, aber ich muss wissen, was los ist.«

      Remi sah auf, der Ausdruck in seinen Augen ernst. »Ich weiß nicht mal, ob ich dich überhaupt bezahlen kann.«

      Sobald das Wort bezahlen Remis Lippen verließ, fing Jake bereits an, den Kopf zu schütteln. »Darüber mache ich mir keine Sorgen. Du bist mein...« – Gefährte – »... mein Freund. Wenn du das Gefühl hast, mich bezahlen zu müssen, werden wir gemeinsam eine Lösung finden. Ich habe nicht wegen des Geldes zugestimmt, dir zu helfen. Inzwischen habe ich so eine Ahnung, dass du glaubst, Sterling könnte von jemandem verletzt werden, und ich will helfen, wenn ich kann.«

      Ganz zu schweigen davon, dass es sein Job war, seinem Gefährten zu helfen – und ihn zu beschützen – und dass ihm das ein gutes Gefühl gab.

      »Okay.« Remi nahm einen Schluck Bier und zog auch das zweite Bein auf die Sitzfläche hoch, stellte es allerdings auf, sodass er seinen Arm auf dem Knie abstützen konnte. Für ein paar Sekunden hielt er den Blick auf die Flasche gerichtet, die zwischen seinen Fingern baumelte, ehe er nickte, als hätte er einen Entschluss gefasst.

      »Es ist Dirk. Er hat Sterling vorher noch nie verletzt. Dies ist das erste Mal, aber…«

      »Aber es wird wahrscheinlich nicht das letzte Mal gewesen sein«, beendete Jake den Satz für ihn. Fuck. Sogar Remi nannte ihn Dirk. Der Typ war ein echter Scheißkerl. Welcher Mann wollte nicht, dass seine eigenen Kinder ihn Dad nannten?

      »Na ja, das war zumindest meine Erfahrung, als ich noch da gewohnt habe, aber ich hab ihn immer davon abgehalten, Sterling wehzutun. Sterling ist ihm ziemlich egal, solange er ihm nicht quer kommt und ich mit meinem Leben nach seinen Regeln weitermache.« Kopfschüttelnd stieß Remi ein Schnauben aus. »Und das hab ich gemacht. Ich treffe mich nicht einmal mehr mit meinem besten Freund, der Schwuchtel.« Der sarkastische Unterton in seiner Stimme machte deutlich, dass das Wort Schwuchtel nicht sein eigenes war, sondern von seinem Vater stammte.

      »Zumindest nicht da, wo er es irgendwann herausfinden könnte. Ich gehe immer noch zu Chay und Keaton, nur verstecke ich dabei mein Motorrad. Verdammt erbärmlich, hm?« Er nahm einen langen Schluck von seinem Bier und leerte es damit in einem Zug. Er stellte es auf dem Tisch ab und legte beide Hände auf seine Knie. Er schien weit weg zu sein, verloren.

      »Einmal haben mich Simon und Bobby begleitet, als ich Sterling abgeholt habe, und er hat sie direkt wieder aus dem Haus geworfen. Er hat ihnen verboten, noch mal wiederzukommen, weil sie immer noch mit Chay befreundet sind. Also halte ich mich von denen auch mehr oder weniger fern.«

      Jake hatte das Bedürfnis, Remi auf seinen Schoß zu ziehen und ihm zu versichern, dass alles wieder in Ordnung kommen würde, aber stattdessen saß er einfach nur da und hörte zu. Sein Herz weinte um Remi. Nach dem, was er den ganzen Tag über mitbekommen hatte, sollte ihn das Maß an Kontrolle, das Remis Vater über sein Leben hatte, nicht derart schockieren, aber dennoch tat es das. Und es machte Jake grenzenlos wütend. Der Gedanke, dass jemand seinen Gefährten bedrohte, gefiel ihm ganz und gar nicht.

      Remis Augen waren feucht, der Geruch von Tränen hing schwer in der Luft, aber er weinte nicht. Er lachte, fast schon böse.

      »Der Hurensohn hat mir sogar vorgeschrieben, womit ich mein Geld verdienen soll. Eines Abends beim Abendessen meinte er: Du musst diese Bewerbung für die Feuerwehr ausfüllen, ich hab dem Feuerwehrhauptmann schon gesagt, dass er auf dich zählen kann. Er hat mir die Bewerbung hingeworfen und Sterling gefragt: Was hältst du davon, dass Remi Feuerwehrmann wird? Ich weiß nicht, ob das eine Drohung war oder nicht, aber ich habe gar nicht erst angefangen, zu diskutieren. Außerdem schien Sterling es cool zu finden. Natürlich würden das die meisten Sechsjährigen tun, oder? Sie wollen alle mal Feuerwehrmann, Polizist oder Astronaut werden… oder ein Sportass. In dem Alter wollte ich der Quarterback der Dallas Cowboys werden.«

      »Ah, das erklärt deine Trikotnummer in der Highschool. Roger Staubach, hm?«

      Remi grinste. »Jepp.«

      »Du warst verdammt gut. Wahrscheinlich hättest du der Quarterback der Cowboys werden können, na ja, oder wenigstens irgendwo in der NFL spielen. Sei ehrlich, wie viele Colleges haben dir Football-Stipendien angeboten?«

      »Nur zwei. Die Scouts hatten andere Spieler im Blick, nicht mich.«

      Jake hakte nicht nach, warum Remi sie