Im Sinne der Gerechtigkeit. Anne Gold. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anne Gold
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783724524465
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ist. Beweise, die Nader des Mordes überführen, gibt es nicht.»

      «Noch nicht. Letztlich wird man feststellen, dass es seine Pistole war. Sie sind gut informiert, Frau Kupfer.»

      «Moment mal. Jetzt will ich es genauer wissen. Wer ist Fabian Nader?»

      «Der Schwiegersohn von Hotz.»

      «Von Mark Hotz?»

      «Ja.»

      Ferrari erhob sich und schritt zur Tür.

      «Wohin wollen Sie?»

      «Mit Mark reden und anschliessend mit seinem Schwiegersohn.»

      «Das war zu befürchten. Sie sind imstande und zaubern einen anderen Täter aus dem Hut, nur um Ihre Freunde zu schützen. Sie sind wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde, bewegen sich sowohl unter Milliardärinnen als auch unter dubiosen Gestalten. Bei diesem Mord handelt es sich bestimmt um einen Racheakt, der Schwiegersohn führt nur die Anweisungen des Paten aus. Aber jetzt sind die Typen zu weit gegangen. Wir werden den Sumpf trockenlegen. Dass Sie das alles mitmachen, kann ich nicht nachvollziehen, Frau Kupfer.»

      «Die Unterwelt turnt mich an.»

      «So genau wollte ich es nicht wissen. Machen wir einen Deal, Ferrari?»

      «Und wie sieht der aus?»

      «Ich gebe Ihnen achtundvierzig Stunden Zeit, im Fall Nader zu ermitteln. «48 Hrs.» – wie in der Komödie mit Nick Nolte und Eddie Murphy. Im Gegenzug entlasten Sie Gfeller und Imbach.»

      «Was hältst du davon?»

      «Ein fairer Deal.»

      «Gut, die Abmachung gilt.»

      «Sie können sich übrigens den Weg zu Hotz’ Schuppen sparen. Er ist im Gellert zu Hause, da wohnt anscheinend die ganze Familie.»

      Ferrari sah sich den Zettel mit der Adresse an und zerknüllte ihn.

      «Wir wissen, wo Mark wohnt.»

      «Selbstverständlich. Das hätte ich mir denken können. Ich wusste, dass Sie sich nicht davon abbringen lassen. Sie können also zwei Tage ermitteln, werden keine neuen Erkenntnisse gewinnen und sich anschliessend dem Serienmordfall widmen, der mir laufend unangenehme Fragen einbringt. Eine wunderbare Win-win-Situation.»

      «Und wenn wir im Fall unserer Kollegen auch nichts erreichen?»

      «Dann, liebste Frau Kupfer, ist mein bestes Team gescheitert. Die Regierung wird das zur Kenntnis nehmen, und wir legen die Akten zu den ungelösten Fällen. Danach kann ich wieder ruhig schlafen, weil mir kein Regierungsrat mehr im Nacken sitzt. Worauf warten Sie, Ferrari, die Uhr tickt. Es sind nur noch … siebenundvierzig Stunden und vierzig Minuten bis High Noon.»

      Auf der Fahrt ins Gellert dachte Ferrari an den Fall, in dem Mark Hotz eine tragende Rolle gespielt hatte. Damals, vor beinahe zehn Jahren, wurde die Enkelin von Staatsanwalt Borer entführt. Im Laufe der Ermittlungen lernten sie den Milieukönig Mark Hotz und seinen Freund Chris Habegger kennen, die ihnen entscheidende Hinweise zur Aufklärung des Falles lieferten. Und so entstand eine Freundschaft, was nicht allen im Kommissariat gefiel. Wie so oft nahm Ferrari das einfach zur Kenntnis. Gegen Gerüchte kommt man sowieso nicht an. Was solls. Die Leute sollen doch reden, was sie wollen. Nadine und ich haben schon einiges zusammen erlebt und die verrücktesten Fälle gelöst. Wir sind ein super Team. Unschlagbar. Sie ist prädestiniert für den Posten als Kommissärin, genauso wie Andrea Christ es bereits ist. Sogar noch eine Spur mehr. Verstohlen schaute er seine Kollegin von der Seite an.

      «Nein, danke. Wenn du in Pension gehst, quittiere ich den Dienst. Dann übernehme ich Yvos Architekturbüro, er hat eh fast keine Zeit für das Administrative, und nerve ihn den ganzen Tag, weil er zu viele Spesen macht.»

      «Du wärst eine super Kommissärin.»

      «Ich will aber nicht. Ich bin eine sehr gute Nummer zwei und damit mehr als zufrieden. Und komm mir ja nicht mit mangelndem Ehrgeiz, dann läufst du ins Gellert.»

      «Aber …»

      «Ende der Diskussion. Einige Jährchen wirst du mir schon noch erhalten bleiben, bevor uns ein jüngeres Team abgelöst. Andrea und ihr Muskelmann stehen in der Startposition.»

      «Daniel besteht nicht nur aus Muskeln.»

      «Er erinnert mich ein wenig an dich, als ich bei dir anfing. Da ging oft die Post ab.»

      «Es gab auch die eine oder andere Szene, wo ich dich ruhigstellen musste.»

      «Stimmt.»

      Nadine fuhr in einen Hof und parkierte ihren Porsche neben einem silbernen SUV. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis ein junger Mann im schwarzen Anzug neben dem Wagen stand. Nadine stieg aus und lächelte ihn zuckersüss an.

      «Hier können Sie nicht parkieren. Das ist Privatareal. Sehen Sie das nicht?!»

      «Ich darf das.»

      Nadine drückte sich an dem jungen Mann vorbei und klopfte gegen eine Tür, während sich Ferrari umsah. Nicht schlecht. Mark liess von Yvo einen Quader mit sechs Häusern erstellen. Für jede seiner Töchter eines, das fünfte für sich und seine Frau und das sechste vermutlich als Gästehaus. Eine imposante Überbauung mit einem kleinen Privatpark und das mitten in der Stadt.

      «Mein Name ist Ferrari, Francesco Ferrari», stellte sich der Kommissär vor und verhinderte so, dass der Jüngling hinter Nadine herrannte.

      «Sie sind der Kommissär? Sorry, ich habe Sie mir ganz anders vorgestellt.»

      «Sportlich, muskulös wie Sie und mit einer Pistole im Halfter?»

      «Einfach anders.»

      Mark Hotz trat aus dem Haus und umarmte Nadine.

      «Ein seltener Besuch», wandte er sich an Ferrari.

      «Es liegt halt nicht auf meinem Heimweg nach Birsfelden.»

      «Du hast es gehört?»

      «Ja, deswegen sind wir hier.»

      «Maria bat mich, dich anzurufen, doch …»

      «Du hättest den Rat deiner Frau befolgen sollen.»

      «Ich wusste nicht, ob du kommen würdest. Leonie sitzt im Wohnzimmer, sie lässt sich nicht beruhigen.»

      «Ist sie mit Fabian Nader verheiratet?»

      «Seit zwei Jahren. Sie erwarten ihr erstes Kind.»

      «Mark, so, wie uns der Staatsanwalt die Situation geschildert hat, ist der Fall eindeutig. Borer gibt uns trotzdem zwei Tage Zeit, keine Minute mehr. Erzähl uns, was passiert ist. Danach reden wir mit Nader. Aber bitte, erwarte keine Wunder.»

      «Ich erwarte gar nichts. Dass ihr hier seid, übertrifft schon alles. Du kennst Jake noch nicht, er ist einer meiner Geschäftsführer.» Er winkte einen dreissig-jährigen, dunkelhaarigen Mann heran. Etwa einsneunzig gross, schätzte der Kommissär.

      «Du hast dein Königreich in den letzten Jahren stark ausgebaut.»

      «Das Vergnügen boomt. Die Leute haben immer mehr Freizeit. Sogar die Arbeitslosen besitzen genügend Kohle, um sich in einem meiner Schuppen zu amüsieren. Jake, das ist Kommissär Francesco Ferrari und die hübsche Braut, die ins Haus abgezischt ist, heisst Nadine. Wenn Francesco etwas verlangt, besorg es ihm. Ohne Diskussion. Egal, was er will.»

      «Verstanden, Boss.»

      «So, lasst uns reingehen.»

      Nadine unterhielt sich bereits mit Leonie und Marks Freund Chris Habegger, der den Kommissär mit einer herzlichen Umarmung begrüsste.

      «Und keinen Hotz Spezial für meinen Chef, nur einen Kaffee. Er trinkt keinen Alkohol mehr.»

      «Zwischen euch hat sich nichts geändert. Höchstens, dass Nadine noch dominanter ist.»

      «Das scheint nur so. Du bist Leonie, freut mich, dich kennenzulernen»,