Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740975739
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stürzt zusammen. Ausgerechnet Saskia!«

      Die Studentin konnte ihre Tränen auch nicht mehr zurückhalten. Sie ging zu Kathi und legte ihren Arm um sie.

      »Ich möcht’ dich um Verzeihung bitten«, sagte sie. »Es tut mir alles so unendlich leid.«

      »Nun gib deinem Herzen einen Stoß«, lächelte Sebastian Trenker. »Der Bursche hat’s net verdient, daß ihr seinetwegen eure Freundschaft aufs Spiel setzt.«

      Kathi hob den Kopf, ihre Hand tastete nach der ihrer Freundin. Und dann lagen sie sich in den Armen und schauten sich stumm an.

      Das wär’ geschafft, dachte der Bergpfarrer zufrieden, jetzt kommt der zweite Akt.

      Es klingelte an der Haustür, und kurz darauf brachte Sophie Tappert Tobias Anderer herein.

      »Schön, daß du da bist«, begrüßte Sebastian den Studenten. »Dann können wir ja besprechen, wie es weitergeht.«

      Tobias begrüßte die beiden ­Madln.

      »Alles wieder in Ordnung zwischen euch?« fragte er.

      Sie lächelten beide und nickten.

      »Da bin ich aber froh.«

      »Wir auch«, sagte Kathi und drückte Saskia an sich.

      Dann schaute sie Tobias und Pfarrer Trenker an.

      »Wie soll’s denn jetzt weitergehen?« erkundigte sie sich.

      Der gute Hirte von St. Johann schmunzelte.

      »Richtig, du bist ja noch gar net eingeweiht«, meinte er. »Also, wir haben uns da was überlegt...«

      Während er erklärte, was im Laufe des Abends geschehen sollte, saß Tobias neben Saskia und schaute sie immer wieder von der Seite her an. Den ganzen Tag schon war er aufgeregt gewesen, und Ria Stubler hatte ihn zwingen müssen, ordentlich zu frühstücken und mittags mit ihr zusammen zu essen. Die Wirtin war immer um ihre Gäste bemüht, und lag ihr jemand besonders am Herzen, dann kümmerte sie sich noch besorgter um ihn.

      Jetzt klopfte Tobias’ Herz vor Aufregung, und am liebsten hätte er nach Saskias Hand gegriffen und sie festgehalten.

      Aber das wagte er doch nicht – noch nicht...

      *

      Zum Essen kamen Claudia und Max herüber.

      Der Bruder des Bergpfarrers erkundigte sich nach dem Befinden des Brandhuber-Loisl. Sebastian war am Vormittag wieder ins Krankenhaus gefahren und hatte ein paar Sachen zum Anziehen aus dem Kleiderfundus des Pfarrhauses mitgenommen.

      »Der ist schon wieder obenauf«, schmunzelte er. »Loisl findet noch richtig Gefallen an seinem Krankenhausaufenthalt. Ihr sollt mal seh’n, bald will er gar net wieder raus.«

      Die Haushälterin hatte wieder ein kleines Festmahl hergerichtet. Nach einer köstlichen Suppe, in der Streifen von Kräuterpfannkuchen schwammen, gab es einen saftigen Lendenbraten mit einer samtigen Rahmsauce, Gemüse aus dem Pfarrgarten und gebackene Kartoffelkrusteln. Das Fleisch war scharf angebraten worden und dann bei niedriger Temperatur im Backofen fertig gegart. Innen war es rosa und zerging auf der Zunge.

      Das Dessert, eine Mandelcreme mit Karamelsoße, war ein kleines Meisterwerk. Sophie Tappert hatte sie zunächst in kleine Formen gefüllt und dann zum Servieren auf große Glasplatten gestürzt. Ein paar frische Früchte und einige Sahnetupfer dazu, und den Gästen bot sich ein farbenprächtiges Bild.

      Ohne Ausnahme lobte jeder das ausgezeichnete Mahl, und natürlich war es Max, der sich von allem, was aufgetischt worden war, noch einen Nachschlag erbat...

      In aufgeräumter Stimmung ging es dann zum Hotel hinüber. Die Madln hatten sich für diesen Abend besonders sorgfältig herausgeputzt, und auch Tobias trug ein Jackett zu einem Jeanshemd und Hose.

      Pfarrer Trenker, Claudia und Max hatten ihre Plätze am Tisch der Honoratioren, während Kathi immer bei den jungen Leuten saß. An diesem Abend aber setzte sie sich zusammen mit Saskia und Tobias neben Sebastian.

      Die beiden Studenten staunten über den Andrang, der hier herrschte, aber Saskia wußte ja, daß der Tanzabend für die Wachnertaler immer etwas Besonderes war, was sie auf keinen Fall versäumen durften.

      »Hoffentlich kommt er überhaupt«, meinte Saskia, als nach über einer Stunde noch immer nichts von Florian zu sehen war.

      »Keine Sorge«, beruhigte Kathi sie, »der läßt sich nie eine Gaudi entgehen.«

      Sie lächelte grimmig.

      »Nur, daß er net weiß, daß er heut’ Grund zur Gaudi sein wird...«

      »Da ist er ja«, deutete der Geistliche auf den Bauernsohn, der sich durch die Tanzenden drängte und nach allen Seiten grüßte.

      Kathi war gewillt gewesen, sofort hinzuschauen, doch sie zwang sich, den Blick auf Tobias zu richten. Dann griff sie nach seiner Hand und zog ihn hoch.

      »Komm, laß uns tanzen.«

      »Es ist mir ein Vergnügen«, grinste er.

      Aber während er Kathi auf die Tanzfläche führte, sah er sich noch einmal zu Saskia um. Die erwiderte seinen Blick und lächelte.

      Am liebsten hätte er ja mit ihr getanzt, aber dann ging der Student ganz in seiner Rolle auf und legte seinen Arm um die Bauerntochter. Richtig verliebt schauten sie sich in die Augen, als die Musik einsetzte, und die »Wachnertaler Bu’am« einen langsamen Walzer spielten.

      Sofort richteten sich die Augen der Tanzenden auf das junge Paar, und erstaunte Blicke wurden gewechselt.

      Natürlich war es nicht ungewöhnlich, wenn eines der Madln, auch wenn es einen festen Freund hatte, mit einem Fremden tanzte. Aber Kathi und der Bursche zeigten ganz deutlich, daß das hier mehr war als nur ein Tanz. Sie strich Tobias durch das Haar und lächelte ihn glücklich an, während er sie fest an sich drückte und ihr einen Kuß auf die Wange hauchte.

      »Wenn schon, denn schon richtig«, raunte Kathi. »Es soll doch echt aussehen.«

      Und schon küßte sie ihn auf den Mund.

      Einige der Paare tuschelten miteinander. Sie rätselten, wer der Bursche wohl sein mochte, der dem flotten Florian das Madl ausgespannt hatte.

      Freilich blieb es nicht bei diesem Tanz. Auch die nächsten Stücke blieben Kathi und Tobias auf der Tanzfläche, mimten das verliebte Paar. Dann gingen sie zur Sektbar und erfrischten sich. Dabei standen sie Arm in Arm und schauten sich verliebt an.

      Florian Burger bekam von alledem nichts mit. Er hockte an dem Tisch, an dem die anderen jungen Leute saßen und unterhielt sich mit einigen Burschen. Der Bauernsohn war erst spät auf den Tanzabend gekommen. Nachdem Kathi ihm gründlich die Meinung gesagt hatte, war er zwar zuerst geschockt gewesen, aber dann dachte er, daß sie sich schon wieder beruhigen würde. Am Abend hatte er dann auf dem Raitmayrhof angerufen und wollte fragen, ob er sie abholen solle.

      Doch da war schon niemand mehr zu Hause. Kathis Eltern nahmen natürlich auch an dem Tanzvergnügen teil und waren längst nach St. Johann gefahren, als Flo­rian anrief.

      Na ja, treff’ ich sie eben da, dachte er und ging erst einmal gemütlich unter die Dusche. Jetzt war er ein wenig verwundert. Er hatte angenommen, daß Kathi hier am Tisch sitzen würde, aber die anderen erklärten, das Madl den ganzen Abend noch nicht gesehen zu haben. Erst nach der dritten Maß erfuhr Florian, daß Kathi doch anwesend sei. Jemand kam und schlug ihm auf die Schulter. Er drehte den Kopf und blickte in das Gesicht von Thomas Raitmayr.

      »Na, du alter Schlawiner«, sagte der Bruder des Madls. »Was hast denn mit der Kathi angestellt?«

      Florian grinste schief.

      »Ach, das ist doch Schnee von gestern«, meinte er. »Wo ist sie denn überhaupt?«

      »Eben hat sie noch mit dem Tobias getanzt«, erwiderte Thomas, der in alles eingeweiht war. »Jetzt steh’n s’ an der Sektbar.«

      »Sie