Von da ab nacheinander erobert von den Westgoten, den Vandalen, Ostgoten, Bulgaren, Slaven, Arabern, Normannen und Sizilianern; zeitweilig in der Gewalt der Kreuzfahrer zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts und geteilt in eine Menge Einzelreiche im fünfzehnten Jahrhundert fiel das, in alter wie in neuer Zeit so hart geprüfte Land zu allerletzt in die Hände der Türken und kam also unter ottomanische Herrschaft.
Fast zwei Jahrhunderte lang konnte man jedes politische Leben in Griechenland fast als gänzlich abgestorben betrachten.
Die Willkürherrschaft der ottomanischen Beamten, welche hier die Zügel der Regierung führten, überschritt alle Grenzen. Die Griechen waren nicht etwa annektiert, nicht durch Eroberung erworben, nicht einmal Besiegte, sie galten nur als Sklaven, die unter dem Stock des Paschas mit dem Iman oder Priester an der Rechten und dem Djellah oder Henker an der Linken gehalten wurden.
Alles Leben war aber doch nicht aus dem geknechteten Lande gewichen. Noch einmal sollte es sich unter quälendem Schmerz aufs neue regen. Die Montenegriner von Epirus (im Jahre 1766), die Maniaten (im Jahre 1769), die Sulioten von Albanien empörten sich endlich und forderten ihre Unabhängigkeit; im Jahre 1804 wurden freilich alle diese Aufstandsversuche durch Ali de Tebelen, den Pascha von Janina, grausam unterdrückt.
Jetzt war es hohe Zeit für die europäischen Mächte, ein Wort mit hineinzusprechen, wenn sie nicht die völlige Vernichtung Griechenlands wollten. Auf die eigenen Kräfte beschränkt, konnte es eben nur sterben beim Versuch, seine Freiheit zu erkämpfen.
Da rief Ali de Tebelen, der sich 1821 selbst gegen den Sultan Mahmud empörte, die Griechen unter Zusicherung ihrer Freiheit zu Hilfe. Sie erhoben sich in Masse. Von allen Seiten Europas eilten die Philhellenen zu ihrer Hilfe herbei. Da warfen sich Italiener, Polen und Deutsche, vorzüglich aber Franzosen, den Unterdrückern opferfreudig entgegen. Die Namen Guys’ de Sainte Hélène, Gaillards, Chauvassaignes, der Kapitäne Baleste und Jourdain, des Obersten Fabvier, des Reiterführers Regnaud de Saint Jean d’Angély, des Generals Maison, denen noch die von drei Engländern, Lord Cochrane, Lord Byron und Colonel Hastings, anzuschließen wären, haben in dem Lande, für welches sie kämpften und in den Tod gingen, ein unverlöschliches Andenken hinterlassen. Den Namen dieser Männer, welche sich durch ihren Opfermut für die Sache der Unterdrückten so auszeichneten, dass sie sich zu den heldenmütigsten Taten aufrafften, sollte Griechenland selbst manche Namen aus seinen hervorragendsten Familien zur Seite stellen: drei Hydrioten, Tombasis, Tsamados und Miaulis, ferner Colocotroni, Marco Botsaris, Maurocordato, Mauromichalis, Constantin Canaris, Negris, Constantin und Demetrius Ypsilanti, Ulysse und manche andere. Von Anbeginn gestaltete sich die Erhebung bis aufs Messer, Zahn um Zahn, Auge um Auge, was immer die furchtbarsten Repressalien von der einen, wie von der anderen Seite zur Folge hatte.
Im Jahre 1821 erhoben sich die Sulioten und Magne. In Patras erhob der Bischof Germanos, das Kreuz in der Hand, den ersten Schlachtruf. Morea, die Moldau und der Archipel scharen sich unter der Standarte der Unabhängigkeit. Auf dem Meere siegreich, gelingt es den Griechen, sich Tripolitzas zu bemächtigen. Diesen ersten Erfolg der Griechen beantworteten die Türken mit der Niedermetzelung derjenigen ihrer Landsleute, welche sich in Constantinopel befanden.
1822 wird Ali de Tebelen, während der Belagerung seiner Festung Janina, meuchlings bei einer Konferenz ermordet, die ihm der türkische General Kurschid bewilligt hatte. Kurze Zeit darauf werden Maurocordato und die Philhellenen in der Schlacht bei Arta vernichtet; sie erringen aber wieder Vorteile bei der ersten Belagerung Missolunghis, welche die Armee Omer Vriones nicht ohne beträchtliche Verluste aufgeben muss.
Von 1823 ab mischen sich die fremden Mächte etwas energischer ein. Sie bieten dem Sultan ihre Vermittlung an. Der Sultan weist diese zurück und schifft, um seiner Weigerung Nachdruck zu geben, zehntausend asiatische Soldaten auf Euböa aus. Dann überträgt er das Oberkommando der türkischen Armee seinem Vasall Mehemet Ali, dem Pascha von Ägypten. In den Kämpfen dieses Jahres fiel auch Marco Botsaris, der Patriot, von dem man sagen konnte: Er lebte wie Aristides und starb wie Leonidas.
1824, zurzeit der schlimmsten Unglücksfälle der Sache der Freiheit, war Lord Byron am 24. Januar in Missolunghi gelandet und fiel schon zu Ostern vor Lepante, ohne seinen schönen Traum haben in Erfüllung gehen zu sehen. Die Ipsarioten wurden von den Türken niedergemacht, und die Stadt Kandia auf Kreta ergab sich den Truppen Mehemet Alis. Nur einzelne Erfolge zur See konnten die Griechen über so viel Unglücksschläge trösten.
Im Jahre 1825 landete Ibrahim Pascha, der Sohn Mehemet Alis, in Modon auf Morea mit elftausend Mann. Er bringt Navarin in seine Gewalt und schlägt Colocotroni in Tripolitza. Zu dieser Zeit übergab die hellenische Regierung ein Corps regulärer Truppen zur Führung zwei Franzosen, Fabvier und Regnaud de Saint Jean d’Angély. Ehe diese Truppen aber irgend in Bereitschaft waren, um einigermaßen Widerstand zu leisten, verwüstete Ibrahim Messenia und Magne. Wenn er seine Operationen unterbrach, geschah es nur, um an der zweiten Belagerung von Missolunghi teilzunehmen, welches der General Kiutagi nicht zu überwinden vermochte, obgleich der Sultan zu ihm gesagt hatte: »Entweder Missolunghi oder deinen Kopf!«
Am 5. Januar 1825 kam Ibrahim, nachdem er Pyrgos eingeäschert, vor Missolunghi an. Im Laufe von drei Tagen, vom 25. bis 28., warf er achttausend Bomben und Kugeln in die Stadt, ohne, trotz wiederholtem Sturm, in dieselbe eindringen zu können und obwohl er nur zweitausendfünfhundert durch Entbehrungen schon entkräftete Streiter gegen sich hatte. Doch sollte er sein Ziel erreichen, vorzüglich als Miaulis mit seinem Geschwader, das den Belagerten Hilfe brachte, zurückgeschlagen worden war. Am 23. April fiel Missolunghi, nach einer Belagerung, welche neunzehnhundert von seinen Verteidigern das Leben