Stalingrad - Die stillen Helden. Reinhold Busch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Reinhold Busch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783990810422
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Facharztweiterbildungen und Familienangehörige.

      • Ärztekammern: fast vollständig unergiebig; Daten werden meist nach zehn Jahren gelöscht. Ein Skandal für die Geschichtsschreibung!

      • Kriegsgräbersuche im Internet beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge: Eingabe von Name, Vorname, Monat, „Stalingrad“. Bei ganz seltenen Namen genügt auch der Name allein. Es sind aber leider wieder nicht alle Gefallenen und Vermissten registriert; die Datei wird laufend ergänzt.

      • Telefonverzeichnisse: Rasterfahndung bundesweit bei selteneren Namen, sonst müssen wenigstens die Wohnorte bekannt sein.

      • Stadt- und Gemeindearchivare: Diese sind meist hilfreicher als Ämter, da sie auch selbst an den Ergebnissen interessiert sind.

      • Einwohnermeldeämter und Standesämter: Hindernis Datenschutz. Erfahrungsgemäß hilft eine Wissenschaftlichkeitsbescheinigung weiter.

      • Friedhofsverwaltungen: Sie verfügen über Daten des Verstorbenen und die Adressen der Hinterbliebenen, im Fall von Kinderlosen auch entfernterer Verwandter.

      • Anfrage bei ortsansässigen Kollegen (Praxisnachfolger etc.),

      • Nachbarschaftsanfragen, wenn die letzte Adresse bekannt ist,

      • wenn alle Daten fehlen und der Name ein häufig vorkommender ist wie Schmidt …

      Erfreulich war die große Zahl von Ärzten, Zahnärzten und Apothekern, die noch lebend angetroffen wurden bzw. deren Angehörige bisher ermittelt werden konnten bzw. deren Biografien erstellt werden konnten; leider waren die Kollegen oft gesundheitlich nicht mehr in der Lage, präzise Auskünfte zu geben. Wegen der immer noch großen Zahl von Betroffenen mussten einige Befragungen telefonisch durchgeführt werden.

      Immerhin konnten die Namen von 452 Ärzten, 47 Zahnärzten und 19 Apothekern erfasst werden, dazu einige Sanitäter und Medizinstudenten, sodass man der geschätzten Mindestzahl von 600 Ärzten im Kessel doch nahekommt. Davon konnten 295 vollständige Arzt- und 38 Zahnarztbiografien erstellt bzw. die Angehörigen der Betroffenen ermittelt werden. Dadurch erschloss sich weiteres wertvolles Material wie Briefe, Dokumente, Berichte und Fotografien, in vier Fällen ausreichend Unterlagen für neue Buchmanuskripte, von denen eines (Paul Wappler) verwirklicht werden konnte, während die drei übrigen Berichte aus technischen Gründen in einen neuen Sammelband integriert wurden.

      Hier die wichtigsten Ergebnisse:

      • Neue Erlebnisberichte, die z. T. zwar veröffentlicht, bei der bisherigen Stalingrad-Geschichtsschreibung jedoch nicht berücksichtigt wurden,

      • ein Dutzend Interviews, die mit den Betroffenen vor Ort durchgeführt wurden,

      • 1050 Briefe von bisher 69 Angehörigen der Sanitätsdienste, meist Ärzte, von denen einige wenige schon publiziert worden waren (der Zeitraum erstreckt sich vom 28. Juni 1942 – Befehl zum Vormarsch auf Stalingrad – bis zum 23. Januar 1943, dem Abheben des letzten Flugzeugs vom Flugplatz Stalingradskij),

      • drei ausführliche Tonbänder, von denen bisher keine Transskripte bestanden und die von mir niedergeschrieben werden mussten,

      • Biografien der Ärzte, Zahnärzte, Apotheker, Pfarrer, Sanitäter, womit diesem Personenkreis ein bleibendes Denkmal gesetzt werden kann,

      • Dokumente, Schriftwechsel mit Kameraden aus Krieg und Gefangenschaft, Ämtern etc., aus denen sich weitere historische Einzelheiten ergeben,

      • Fotografien – diese zeigen nicht nur Porträts, sondern auch Einzelheiten vor Ort; leider sind Fotos aus dem Kessel selten, weil sie nicht mehr rechtzeitig herausbefördert wurden.

      • Weitere Unterlagen ergaben sich bei der Auswertung der Berichte von Kranken und Verwundeten, die über die Umstände ihrer Behandlung und ihren Abtransport oder Ausflug aus dem Kessel berichteten, deren Begleitpersonen sowie Berichte der Piloten, die im Kessel landeten und Verwundete mitnahmen.

      • Namenslisten der Sanitätseinheiten bei der WAST: Die Schwierigkeit besteht in der Vielzahl der Namen, da die Angehörigen aus der gesamten Kriegszeit erfasst sind, also auch die der Neuaufstellungen.

      • Einzelkarteien bei der WAST: Dazu sind aufgrund des Datenschutzes noch entsprechende Verhandlungen erforderlich.

      • Dokumente des Krankenbuchlagers Berlin.

      • Militärarchive der Sowjetunion, wo die Einzelakten der deutschen Kriegsgefangenen (einschließlich der Befragungen) liegen.

      Weitere Unterlagen sind danach voraussichtlich nicht mehr zu erwarten, da mit den genannten Quellen wohl alles Erreichbare erfasst sein wird. Erst dann ergibt sich der Wissensstand, um eine umfassende Analyse der Geschichte der Sanitätseinheiten von Stalingrad ausarbeiten zu können.

      4Vgl. Wolfgang U. Eckart: Von der Agonie einer mißbrauchten Armee. Anmerkungen zur Verwundeten- und Krankenversorgung im Kessel von Stalingrad; in: Wolfram Wette u. Gerd R. Ueberschär (Hg.): Stalingrad. Mythos und Wirklichkeit einer Schlacht, Frankfurt a. M. 1992, S. 108–130.

      5Zunächst wurden in der Reihe „Die Ärzte von Stalingrad“ unter Erweiterung des Inhalts und Einbringen der Biografien fast aller erwähnten Ärzte, Zahnärzte und Apotheker die drei Bücher von Dibold, Gerlach und Wappler publiziert, dazu die Neuherausgabe von Otto Rühles „Genesung in Jelabuga“. Die 25 längeren Berichte von Ärzten wurden in einem Dreifachband unter dem Titel „Zurück aus der Hölle“ mit zahlreichen Fotos herausgegeben. Die vielen vorliegenden kürzeren Berichte wurden in einem weiteren Doppelband mit dem Titel „Rotes Kreuz über Stalingrad“ publiziert. Vorgesehen ist jetzt noch die Publikation der Briefe in Tagebuchform.

      TEIL 1

      Aufstellung der Sanitätseinheiten im Vorfeld des Angriffs

      Die Armeekorps besaßen keine eigenen Sanitätseinheiten. Diese waren Bestandteile der einzelnen Divisionen (mit Ausnahme der 9. Flak-Division). In der Regel besaß jede Division zwei Sanitäts-Kompanien – je eine bespannt, d. h. mit Zugpferden –, viele auch ein Feldlazarett. Darüber hinaus gab es noch kleinere Sanitätseinheiten: Den zahlreichen Truppenärzten, die bei Bataillonen, Regimentern und Divisionsstäben eingesetzt waren, standen mehrere Sanitätssoldaten zur Verfügung, mit denen sie Truppenverbandplätze einrichten und dort eine erste Wundversorgung und Krankenbehandlung durchführen konnten. Es soll hier auch noch ausdrücklich erwähnt werden, daß in vielen dieser Sanitätseinheiten russisches und ukrainisches Hilfspersonal tätig war, darunter nicht nur ungelernte Kräfte, sondern auch Krankenschwestern sowie sogar Ärztinnen und Ärzte.