FREMDE HEIMAT. Petra E. Jörns. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Petra E. Jörns
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783957658920
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abgehalten, angemessen zu reagieren. Das zu wissen, steigerte seinen Zorn umso mehr.

      Alan begann, die Bandagen um seine Hände zu wickeln. Auf ein langes Warm-up hatte er heute keine Lust. Als er aufsah, entdeckte er den Crewman mit der Halbglatze, der immer noch neben dem Schott stand.

      »Sir?«

      »Was wollen Sie noch? Mister …?«

      »Crewman Zimmermann, Sir. Ich wollte wissen … Soll ich mich auch …«

      Alan runzelte die Stirn. »Weshalb? Sie haben sich von den anderen distanziert. Halten Sie sich künftig von ihnen fern.«

      Mit offenem Mund starrte Zimmermann ihn an.

      »Sie können gehen, Mister Zimmermann.«

      Zimmermann löste sich aus seiner Starre und klappte den Mund wieder zu. »Ja, Sir. Danke, Sir«, beeilte er sich zu sagen und eilte aus dem Trainingsraum.

      Alan blickte ihm hinterher. Zimmermann war sicherlich der Einzige der vier, der ihn nun nicht hassen würde. Dass er sich damit Feinde unter den Crewmen eingehandelt hatte, trug nicht dazu bei, seine Laune zu bessern.

      Alan drosch auf den Sandsack ein, als ginge es um sein Leben.

      »Heh, was ist los mit dir?« Dean schlang das Handtuch um seinen Hals und lümmelte sich auf eines der Trainingsgeräte. Seine Stirn zeigte nicht den Ansatz einer Schweißspur.

      »Nichts«, antwortete Alan.

      »Du hast doch alles, was du wolltest.«

      Schweiß tropfte in Alans Augen. »Ich wollte nicht, dass sie sich von den Krail-on zum Essen einladen lassen.«

      »Meinst du nicht, dass du etwas … äh … subjektiv bist, wenn es um White geht?«

      »Bin ich nicht.« Alan versetzte dem Sandsack einen Haken, dass dieser ins Trudeln geriet. Er hielt inne, wischte sich den Schweiß von der Stirn und lehnte nach Atem ringend die Stirn gegen das Leder. »Sie hat’s vermasselt. Sie hätte sie dazu bringen müssen, eine Einladung bei uns anzunehmen.«

      »Damit die Krail-on zu uns kommen?« Dean verdrehte die Augen. »Nun werd mal locker! Wo ist der Unterschied?«

      »Der Unterschied?« Alan wirbelte zu ihm herum. »Unsere drei Führungsoffiziere wollen gemeinsam das Schiff verlassen. Das ist der Unterschied.«

      »Kommst du jetzt mit den Dienstvorschriften?«

      »Diese dreimal verfluchten Dienstvorschriften haben einen Sinn, Dean.«

      »Dann sag es doch dem Commander.« Dean stand auf und bückte sich nach seinem Sweatshirt, das neben dem Sandsack auf dem Boden lag.

      »Willst du etwa schon aufhören?« Alan hielt Dean die Hände mit den Boxhandschuhen entgegen. »Ich wollte noch ein paar Sit-ups machen.«

      Dean hängte sich den Sweater um die Schultern und begann, die Schnürung von Alans Boxhandschuhen zu lösen. »Keine Lust.«

      »Du könntest es vertragen.«

      Dean grinste ihn an. »Dein Anblick demotiviert mich. Ich dusche lieber und mache mich fein. Ich will mein Steak nicht verpassen.«

      Alan zog die Handschuhe von den Händen und warf sie in die Ecke zu seinen Sachen. Mit schnellen Bewegungen begann er, die Bandagen abzuwickeln. »Wann wollte der Commander denn seinen Besuch antreten?«

      Dean sah auf die Uhr. »In einer halben Stunde, glaube ich.«

      Alans Blick wanderte ebenfalls zur Uhr. »Okay. Ich komme nach.« Bei den Worten warf er die Bandagen zu den Handschuhen.

      »Bis später.« Das Schott zischte, als Dean den Trainingsraum verließ.

      Ohne aufzusehen, setzte sich Alan auf eine der Bänke, verschränkte die Hände hinter dem Nacken und zählte seine Sit-ups. Bei Nummer einhundertundzwanzig hielt er inne. Sein Blick wurde von der Uhr gefangen. Noch zwanzig Minuten.

      Alan stand auf. Er griff nach dem Handtuch, an dessen Zipfel sich Tropfen gesammelt hatten, und rieb damit den Schweiß von seiner Brust und seinem Gesicht.

      Zum Kuckuck! Mochte White ihn doch unter Arrest stellen! Er musste wenigstens versuchen, mit dem Commander zu reden. Auch auf die Gefahr hin, dass der ihn danach für paranoid hielt.

      Alan feuerte das Handtuch in die Ecke, zerrte sich den Sweater über den Kopf und joggte, ohne zu duschen, Richtung Hangar.

      Alan ignorierte die Blicke, die ihm unterwegs zugeworfen wurden. Außer Atem kam er im Hangar an. Die Neonbeleuchtung dort schaffte es nicht, alle Ecken auszuleuchten, sodass Alan fast in den Commander hineinrannte. »Sir.«

      Delacroix musterte ihn von oben bis unten. »Ihr Aufzug lässt zu wünschen übrig, Mister McBride.«

      Unter dem Blick des Commanders nahm Alan Haltung an. Obwohl er wusste, dass das seine Aufmachung nicht ausgleichen konnte. »Sir, auf ein Wort«, begann er ein zweites Mal.

      Irgendwo zischte es. Ozongeruch biss in Alans Nase.

      Delacroix fixierte ihn. »Sprechen Sie, Mister McBride.«

      Alan kam sich mit einem Mal wie ein Idiot vor. Er zögerte.

      »Ich warte.«

      Da platzte es aus Alan heraus. »Sir, Sie sollten nicht zu den Krail-on gehen. Nicht alle drei auf einmal.«

      »Es lässt sich nicht umgehen.«

      »Sir.« Alan rang nach Atem. »Denken Sie sich eine Ausrede aus. Jemand ist krank geworden. Irgendetwas. Ich habe kein gutes Gefühl dabei. Sie waren so … bedacht darauf, uns zu ihnen aufs Schiff zu locken. Da ist etwas faul, Sir.« Irgendwie hörte er sich an, als wäre er paranoid.

      »Unsere neuen Handelspartner anlügen?« Der Commander runzelte die Stirn. »War das alles, was Sie zu sagen hatten, Mister McBride?«

      »Nein, Sir. Doch, Sir.« Alan schluckte. »Es ist gegen die Dienstvorschriften. Die drei ranghöchsten Offiziere dürfen nicht gleichzeitig das Schiff verlassen.«

      Die Augen des Commanders verengten sich. »Ich habe Ihre Einwürfe gehört, Mister McBride, und werde sie berücksichtigen. Sie können gehen.«

      »Sir, ich bitte Sie. Diese Sorai-an war so bedacht darauf, Sie auf ihr Schiff zu locken. Die Dienstvorschriften haben doch ihren Grund.«

      »Seit wann interessieren Sie sich denn für die Dienstvorschriften?«

      Der Schock, Whites Stimme hinter sich zu hören, glich einem Kübel voll Eiswasser, der sich über Alans Kopf ergoss. »Ma’m.«

      »Dann müssten Sie eigentlich wissen, dass Sie gerade Paragraf 15 a umgehen. Und dazu noch Paragraf 10 b, Absatz 2, wenn ich mir Ihren Aufzug betrachte.« White verschränkte die Arme vor der Brust. Einer ihrer Finger tippte auf ihren Arm. »Oder lese ich Kritik aus Ihrer Rede?«

      »Ma’m, entschuldigen Sie mich?« Alan presste die Lippen aufeinander. Im Stillen wünschte er sich den Sandsack herbei.

      »Es war doch Ihre Idee, mit den Krail-on Kontakt aufzunehmen. Was passt Ihnen jetzt nicht daran? Dass Sie es nicht sind, der die Lorbeeren erntet?«

      »Misses White«, unterbrach sie der Commander scharf. »Mister McBride, Sie können gehen.«

      Aber Alan hörte nicht auf seine Worte. Hitze wallte in ihm hoch, legte alle Vorsicht lahm, schrie nur danach, sich zu rechtfertigen. »Es war nicht meine Idee, dass die drei ranghöchsten Offiziere gemeinsam ihr Schiff besuchen. Sie können mir nicht die Schuld in die Schuhe schieben, wenn irgendetwas schiefgeht.«

      »Wollen Sie mir etwa deswegen die Schuld geben?«, fauchte White. »Oder versuchen Sie nur im Voraus, ihre ach so reine Weste sauber zu halten, Mister McBride? Sie können gerne den drei Crewmen, die Sie mir gemeldet haben, beim Schrubben der Toiletten behilflich sein.«

      Alan